Kuka-Übernahme Zukunftstechnologie in fremder Hand

Kuka gilt als das Flaggschiff der Industrie 4.0-Technologie in Deutschland. Eine Übernahme durch den chinesischen Midea-Konzern müsse daher genau geprüft werden, fordert China-Experte Jost Wübbecke.

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Kuka-Roboter in einer Fabrik in China. Quelle: Reuters

Berlin Der Wirtschaftsexperte des China-Instituts Merics, Jost Wübbecke, sieht die mögliche Übernahme des Hightech-Unternehmens Kuka durch den chinesischen Midea-Konzern kritisch. „Chinesische Investitionen in Europa sind prinzipiell sehr willkommen. Bei Kuka sehe ich das aber nicht so“, sagte der Leiter des Merics-Programms Wirtschaft und Technologie am Mittwoch im Reuters-Interview. Das Merics-Institut in Berlin ist der führende China-Think-tank in Europa. „Denn die Firma ist ein Flaggschiff der Industrie 4.0-Technologie und Weltmarktführer etwa bei der Technologie, Roboter zunehmend mit Menschen kommunizieren zu lassen“, sagte Wübbecke.

Mit „Industrie 4.0“ wird die Verschmelzung von IT-Technik und industrieller Produktion bezeichnet. Diese Technologie wird auch von der Bundesregierung als entscheidend für die zukünftige Aufstellung des Industriestandorts Deutschland angesehen.

„Hier handelt es sich um eine Zukunftstechnologie, bei der man in Deutschland schon überlegen sollte, ob sie in fremde Hände übergehen sollte“, sagte Wübbecke. Dabei spiele es keine Rolle, dass Midea ein privates Unternehmen und kein chinesischer Staatskonzern sei. „Die Bundesregierung muss sich deshalb schon die Frage stellen, wie strategisch ein solcher Einstieg bei Kuka für den Standort Deutschland wäre."“ Allerdings sei ein direktes Eingreifen in privatwirtschaftliche Vorgänge in einer Marktwirtschaft nicht einfach.

Es gebe bei deutschen Unternehmen erhebliche Vorbehalte gegenüber einer engen Zusammenarbeit mit China beim Thema „Industrie 4.0“. Auch auf Ebene beider Regierungen tue sich bei dem Thema zwischen beiden Ländern nicht sehr viel. „Es ist aus deutscher Sicht auch nicht unbedingt vorteilhaft, die Technologie zu teilen, weil der deutsche Vorsprung auf diesem Gebiet sehr groß ist“, sagte der Merics-Experte.

Aus Sicht von Midea sei die stärkere Beteiligung an dem deutschen Roboterhersteller logisch. „Es geht der Firma vor allem darum, die eigene Produktion zu automatisieren.“ Seit 2012 sei diese Strategie erkennbar. Das Thema „Industrie 4.0“ sei für das Unternehmen also erst einmal nachrangig. „Aber natürlich setzt Midea damit die Regierungsstrategie 'Made in China 2025' um, die eine konsequente Automatisierung vorsieht.“

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