Der schweizerisch-französische Zementriese Lafarge-Holcim will am geplanten Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko mitarbeiten. „Wir sind der größte Zementproduzent in den USA“, sagte Konzernchef Eric Olsen am Donnerstag zur Nachrichtenagentur Reuters. „Wir werden bei allen entscheidenden Infrastrukturprojekten in den USA mitmachen.“
Der neue US-Präsident Donald Trump will mit dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko Einwanderer aus dem Nachbarland fernhalten. Insgesamt hat er zudem eine Billion Dollar für Infrastrukturmaßnahmen versprochen. „Wir beginnen damit, viel Geld in die Infrastruktur zu stecken“, hatte Trump erst am Montag erneut in Aussicht gestellt.
Der größte deutsche Baukonzern Hochtief hat hingegen nach eigenen Aussagen keine Pläne für den Bau der umstrittenen Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko. "Ausdrücklich weisen wir darauf hin, dass Hochtief und seine amerikanischen Tochterunternehmen keine Pläne verfolgen, sich für den Bau der Mauer zu bewerben", teilte der Konzern aus Essen am Donnerstag mit. Die US-Hochbautochter Turner und die in den USA tätige Tiefbaugesellschaft Flatiron entschieden von Fall zu Fall, ob sie sich um einen Auftrag bewerben würden oder nicht. Sie seien in anderen Marktsegmenten unterwegs.
"Wir sind offen für alles", hatte Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz auf die Frage gesagt, ob Hochtief sich an einer Ausschreibung der Regierung von US-Präsident Donald Trump für einen neuen Grenzwall beteiligen würde.
Auch Heidelberg-Cement-Chef Bernd Scheifele hatte erklärt, ein Mauerbau bedeute Absatzchancen für den Baustoffhersteller. „Wenn [die Mauer realisiert wird], wären wir mit Zementwerken in Texas und Arizona gut vorbereitet“, sagte Scheifel bereits am Tag nach Trumps Wahl.
Donald Trump und seine „große, schöne Mauer“
Trump will auf dem gesamten Verlauf der 3200 Kilometer langen Grenze eine massive Mauer errichten. „Es wird kein Zaun, sondern eine Mauer“, bekräftigte er bei der Pressekonferenz am Mittwoch in New York. Sie soll bis zu 15 Meter hoch sein und aus Stahl und Beton errichtet werden. Nach einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) wären dafür 9,7 Millionen Kubikmeter Beton und 2,3 Millionen Tonnen Stahl nötig.
Experten rechnen mit Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe. Die bisherigen Grenzanlagen auf rund einem Drittel des Grenzverlaufs haben damals 2,5 Milliarden Dollar gekostet. Dabei handelt es sich überwiegend um Zäune an leichter zugänglichen Stellen. Das MIT rechnet mit Kosten von bis zu 40 Milliarden US-Dollar.
Zahlen muss zumindest zunächst einmal der US-Steuerzahler. Die Republikaner-Mehrheit im US-Kongress hat vermutlich die Möglichkeit, den Bau auf der Grundlage eines Gesetzes aus dem Jahr 2006 zu genehmigen und auch die Finanzierung freizugeben, ohne dass die Demokraten dies blockieren können. Trump hat allerdings immer wieder versprochen, er werde Mexiko dazu zwingen, für die Mauer zu bezahlen.
Bei der Pressekonferenz in New York sagte Trump, es gebe verschiedene Möglichkeiten, wie Mexiko die USA für die Baukosten entschädigen könnte. „Es könnte eine Steuer oder eine Zahlung sein.“ Denkbar wäre, dass die US-Regierung die Überweisungen von in den Vereinigten Staaten arbeitenden Mexikanern an ihre Familien in Mexiko mit hohen Abgaben belegt. Rund 25 Milliarden Dollar fließen pro Jahr über die sogenannten Remesas nach Mexiko - mehr als die Erdöleinnahmen.
Die mexikanische Regierung will nicht für die Kosten der Mauer aufkommen. „Natürlich wird Mexiko nicht für die Mauer zahlen“, sagte Präsident Enrique Peña Nieto nach Trumps Pressekonferenz. Auch Finanzminister José Antonio Meade betonte bereits: „Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass sie nicht im Budget steht.“
Zumindest in einigen Abschnitten lauern juristische Fallstricke. Teile des Grenzgebiets stehen unter Naturschutz, andere sind in Privatbesitz. Ein 75 Meilen langer Abschnitt zwischen dem US-Bundesstaat Arizona und Mexiko wird von dem Indianerstamm Tohono O'odham verwaltet. Nur der Kongress könnte das Gebiet aus dem Trust herauslösen - das gilt als so gut wie unmöglich.
Auf rund 1000 Kilometern wird die Grenze bereits mit einem Grenzzaun geschützt. Zudem gibt es Kameras, Drohnen und Tausende Grenzschutzbeamte, die an der Grenze patrouillieren. Hinzu kommen natürliche Barrieren wie große Wüstengebiete, der Rio Grande oder der Nationalpark Big Bend in Texas.
Sie soll die illegale Einwanderung in die USA verhindern. „Mexiko schickt uns nicht seine Besten. Es sind Drogenhändler und Vergewaltiger“, sagte Trump im Wahlkampf. Tatsächlich ist die Netto-Einwanderung aus Mexiko in die USA wegen der sinkenden Geburtenquote, besserer Chancen in Mexiko und der schleppenden US-Wirtschaft bereits seit 2012 negativ.
Experten bezweifeln das. „Eine stärkere Grenzsicherung erhöht die Kosten eines illegalen Grenzübertritts, was dazu führt, dass die Menschen länger in den USA bleiben müssen, um die Reise profitabel zu machen“, sagt der Soziologe Douglas Massey von der Universität Princeton. Während Saisonarbeiter früher nur für die Ernte in die USA kamen und danach wieder nach Mexiko zurückkehrten, bleiben sie heute meist in den Vereinigten Staaten, weil sie befürchten müssen, es in der nächsten Saison nicht wieder in die USA zu schaffen.
Konkrete Pläne für seine Infrastruktur-Offensive hat Trump allerdings nicht vorgelegt. Für die Grenzmauer gibt es ebenfalls bislang vor allem nur Ankündigungen aus dem Wahlkampf. Noch gebe es keine Ausschreibungen, betonte Hochtief-Chef Fernandez Verdes.
Für Hochtief ist Nordamerika ein wichtiger Markt. 2016 hatten die Essener dort rund elf Milliarden Euro umgesetzt – rund 55 Prozent der gesamten Erlöse. Der Auftragseingang in der Region lag bei 13,7 Milliarden Euro, im Gesamtkonzern waren es 24,8 Milliarden Euro. Rund 9500 Menschen arbeiten in Nordamerika für Hochtief-Gesellschaften. Die 1947 in Colorado gegründete US-Tochter Flatiron ist unter anderem auf den Bau von Brücken, Autobahnen und Flughäfen spezialisiert. Die Tochter Turner errichtet Stadien, Hotels und Krankenhäuser in den USA. Hochtief sei „strategisch gut positioniert“, bilanzierte Fernandez Verdes.
Auch der Zementhersteller Lafarge-Holcim will an US-Projekten wie Tunneln, Straßen oder Flughäfen mitverdienen. Dank hoher Infrastrukturausgaben in den kommenden Jahren könnten die USA für Lafarge-Holcim zum Markt mit dem höchsten Ergebnisbeitrag (Ebitda) werden und Indien vom Spitzenplatz verdrängen, erklärte Firmenchef Olsen.
Der schweizerisch-französische Konzern erzielte 2016 einen Gewinn von 2,09 Milliarden Franken, wie Lafarge-Holcim am Donnerstag mitteilte. 2015 hatte ein Großreinemachen nach der Fusion von Holcim und Lafarge noch zu einem Verlust von 1,36 Milliarden Franken geführt. Im operativen Geschäft profitierte der Weltmarktführer von Kostensenkungen und Preiserhöhungen. Der bereinigte Betriebsgewinn kletterte um 8,7 Prozent auf 5,83 Milliarden Franken und übertraf damit die Analystenerwartungen von 5,74 Milliarden Franken leicht. Im laufenden Jahr peilt Lafarge-Holcim ein zweistelliges Ergebniswachstum an.