Lagerroboter Zalando steigt bei Vorzeige-Startup Magazino ein

Das Start-up Magazino sammelt 20 Millionen Euro ein. Der Einstieg von Zalando soll dem Lagerroboter-Hersteller den Durchbruch bringen.

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Die Magazino-Roboter können nun mithilfe von 3D-Kameras einzelne Gegenstände erkennen und zum Beispiel kleinere Kartons ergreifen und in ein Regal packen, das mitfährt. Quelle: Magazino

München Eines der deutschen Vorzeigestartups kommt einen großen Schritt voran: Magazino, ein Hersteller von Regal- und Kommissionierungsrobotern, hat in einer neuen Finanzierungsrunde 20,1 Millionen Euro eingesammelt. Vor allem aber konnte das Münchener Unternehmen, an dem bislang schon Siemens mit 49 Prozent beteiligt war, mit dem Onlineversender Zalando, dem Technologiekonzern Körber und Fiege Logistik wichtige strategische Investoren gewinnen.

Die Roboter von Magazin können zum Beispiel Schuhkartons für den Versand aus dem Regal holen und so eine Bestellung zusammenstellen. Sie sind mit einer intelligenten Objekterkennung ausgestattet und können zum Beispiel einen Karton zielgenau greifen, egal, wo er gerade liegt. Dabei können sie auch Entscheidungen treffen, wenn zum Beispiel etwas im Weg ist. In der Roboterbranche gibt es nur wenige einsatzbereite Roboter, die all dies schon können.

Technologisch gehört Magazino daher zu den führenden Anbietern, und zog in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich. Siemens beteiligte sich mit 49 Prozent und dockte die junge Firma an ihre Start-up-Einheit Next47 an. Die restlichen Anteile lagen bislang bei den Gründern.

Bislang hat Magazino laut Branchenschätzungen etwa zehn Millionen eingesammelt. Mit der neuen Finanzierungsrunde macht Magazino nun einen großen Schritt vorwärts. „Diese Finanzierungsrunde zeigt, welchen enormen Schub diese neue Art der Robotik gerade erfährt“, sagte Mitgründer Frederik Brantner dem Handelsblatt. Dies gelte vor allem für die Intralogistik – also beim Transport von Waren innerhalb des Firmengeländes – aber auch für andere Bereiche, in denen manuelle Handling-Prozesse automatisiert werden können. „Die Zukunft der Arbeit beginnt heute.“

Große Chancen bietet Magazino vor allem der neue Gesellschafter Zalando. Der Versandhändler deutete an, dass er die Roboter künftig in seinen Lagern einsetzen will. Fiege Logistik ist bereits Kunde.

Hauptprodukt von Magazino war bislang Toru – ein Roboter, der quaderförmige Objekte wie zum Beispiel Schuhkartons erkennen und ergreifen kann. 16 dieser Maschinen sind bei sieben Kundenprojekten im Einsatz. Nun ist auch der zweite Roboter Soto marktreif, der auch größere und schwerere Kartons zum Beispiel im Modeversand ergreifen kann. Soto könnte zudem den Durchbruch bei Industriekunden schaffen, die Normbehälter transportieren müssen. Ein Prototyp von Toru ist fertig, Ende des Jahres soll die Produktion für Kunden beginnen.


Amazon als Vorbild

Da kommt die neue Finanzierungsrunde gerade recht. Mit dem Erlös sollen der Vertrieb im In- und Ausland ausgebaut und die Entwicklung der Roboter vorangetrieben werden.
Der Siemens-Anteil wird durch die Kapitalerhöhung deutlich verwässert. Der Technologiekonzern Körber führt die neue Finanzierungsrunde an. Die Holding hat weltweit 130 Firmen unter ihrem Dach. Mit dabei sind als neue Magazino-Gesellschafter außerdem Cellcom, Zalando und Fiege Logistik.

Magazino ist bei Siemens in der Startup-Einheit Next47 einsortiert. „Wir sind mit der Entwicklung von Magazino sehr zufrieden. Magazino hat bewiesen, dass sie nicht nur großes Potential haben, sondern dieses auch ausschöpfen“, hieß es bei Siemens.
Das 2014 gegründete Magazino dürfte 2017 noch einen Umsatz im einstelligen Millionenbereich erzielt haben, doch das Unternehmen kommt aus einer Phase von Pilotprojekten in eine breitere Marktproduktion. Dabei könnte es enorm helfen, den neuen Miteigentümer Zalando als Kunden zu gewinnen.

Denn der Versandhändler Amazon zeigt mit hochautomatisierten Lagern, wohin die Reise in der Branche geht. Weltweit drehen bei Amazon in den Versandhallen mehr als 80.000 Roboter ihre Runden. Die Amerikaner haben 2012 für 775 Millionen Dollar den Lagerroboterhersteller Kiva Systems übernommen. Die Roboter setzt Amazon aber ausschließlich bei sich selbst ein, und ist damit zumindest keine Konkurrenz für Magazino bei anderen Versandunternehmen.

Zalando-Manager David Schröder sagte: „Unsere Investition in Magazino sichert uns eine Zukunftstechnologie, die mit unserer bestehenden Infrastruktur in hohem Maße kompatibel ist und die flexibel eingesetzt werden kann, um zukünftig Mitarbeiter in unseren Logistikzentren unterstützen zu können.“

Auch Fiege will weiter auf Magazino-Roboter setzen. „Wir werden unsere nun schon zwei Jahre andauernde Partnerschaft mit Magazino weiter vertiefen und freuen uns, nun einen noch größeren Beitrag zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Robotik in der Logistik leisten zu können“, sagte Vorstand Jens Fiege. „Wir sind davon überzeugt, dass diese Technologie die Zukunft der Logistik maßgeblich prägen wird.“ In einem Distributionszentrum unterstützen mehrere der intelligenten Roboter die Mitarbeiter beim Kommissionieren von online bestellten Schuhen. „Für einen breit angelegten Roll-Out sind 30 weitere Roboter bei Magazino bestellt“, hieß es.

Das Münchener Start-up hat nun ehrgeizige Wachstumspläne. „Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammensetzung der Investorengruppe“, sagte Brantner. Mit der Beteiligung von Technologieunternehmen und den größten europäischen Playern im E-Commerce sei man nun „für weiteres Wachstum perfekt gerüstet.“

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