Landwirtschaft Es steht schlecht um die Schweinebauern

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Internationale Märkte brechen weg

Auf dem internationalen Markt stehen die deutschen Schweinebauern etwas besser da als hierzulande, auch wenn der Wettbewerb sich verschärft. Der Export stieg im ersten Halbjahr 2015 um ein Prozent auf fast zwei Millionen Tonnen Schweinefleisch. Fast ein Viertel der EU-Schweinefleischerzeugung entfiel auf Deutschland. Die wichtigsten Ausfuhrländer: Rumänien, Österreich und Polen. Spanien und Polen werden allerdings zu immer stärkeren Mitbewerbern, denn dort gibt es laut Experten weniger Auflagen. "Die deutsche Gesetzgebung ist im internationalen Wettbewerb durchaus ein Standortnachteil", sagt Johannes Simons vom Bonner Lehrstuhl für Marktforschung der Agrar- und Ernährungswissenschaft.

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Hinzu kommt, dass die schwächelnde Wirtschaft in China und das Russland-Embargo die deutsche Fleischindustrie unter Druck setzen. Die beiden Weltnationen gehören nicht zu den Hauptimporteuren von deutschem Schweinefleisch. Aber: "Durch den Handel mit asiatischen Ländern und Russland ist es möglich, in Deutschland weniger nachgefragte Teile des Schweins höherwertig zu vermarkten", weiß Simons.

Im Februar 2014 erließ Putin einen Importstopp gegen die EU, weil in Polen die Afrikanische Schweinepest umging – laut Experten ein Vorwand Putins, um den heimischen Agrarsektor zu stärken. Innerhalb der EU traf Deutschland die Sperre am härtesten. Ein Fünftel des in der EU importierten Schweinefleischs in Russland stammte aus der hiesigen Fleischindustrie. Überwiegend fettiges Schweinefleisch, das Deutsche eher selten essen und das die Landwirte deshalb auf dem deutschen Markt nicht loswerden. "Durch das Embargo kommt es in Deutschland zu einem Überangebot, das durch Preiszugeständnisse abgesetzt werden muss", sagt Simons. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen schätzt, dass der Erlös pro Tier vor dem Embargo um drei bis vier Euro höher war.

Und auch mit China fällt ein Abnehmer selten nachgefragter Teile weg. Denn aufgrund der schwächelnden Konjunktur dort sind viele Arbeitnehmer verunsichert, ob sie ihre Jobs behalten. Die Folge: Sie verzichten auf Luxusgüter wie Schweinepfötchen oder -näschen. Dadurch sinken die Preise hierzulande. Denn die Teile des Schweins, die früher nicht verwertet wurden, haben sich in den vergangenen Jahren zu weiteren Einnahmequellen der Schlachthöfe entwickelt, sodass sie den Bauern mehr für ihre Tiere zahlen konnten. Der Export war allerdings nur möglich aufgrund der Masse. "Mit einem kleinen Laster Schweinenäschen lohnt es sich nicht, nach China zu fahren", sagt Simons. Durch den wegbrechenden Markt stiegen also auch wieder die Kosten des Exports – wodurch der chinesische Markt an Attraktivität verliert.

Deshalb müssen andere Absatzmärkte her. Laut dem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes haben insbesondere Südkorea und Südafrika als Handelspartner an Bedeutung gewonnen. Der Grund: der niedrige Euro im Vergleich zum US-Dollar. Deshalb importierten Südkorea und Südafrika mehr Fleisch aus der EU als aus den USA.

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