Lanxess fällt aus dem Dax Warum der Abstieg für Konzernchef Zachert erst der Anfang ist

Seite 3/3

Die Mehrheit vertraut Zachert

Bei Merck haben ihn die Analysten wegen seiner klaren Ansagen und treffsicheren Prognosen hochgeschätzt. Als Zachert zu Lanxess wechselte, stieg der Kurs des Kölner Chemiekonzerns um acht Prozent, Merck brach um zwölf Prozent ein. Mittlerweile kritisieren viele Aktionäre zwar die durchwachsene Kursentwicklung und die bescheidene Gewinnmarge von Lanxess, die Mehrheit traut Zachert jedoch steigende Umsätze und Gewinne zu.

Der Halbmarathon ist gelaufen, die gut 600 Lanxess-Läufer treffen sich zum Ausklang im Innenhof des nahe gelegenen Gymnasiums in Leverkusen-Opladen. Es gibt unter freiem Himmel alkoholfreies Kölsch, Pasta und Melonen; die Firma zahlt. Der Chef, frisch geduscht und in schwarzer Fleece-Jacke, klopft Schultern und klatscht ab. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Michael Pontzen (Finanzen) und Rainier van Roessel (Arbeitsdirektor) zeichnet Zachert die Lanxess-Besten aus.

„Kein Gramm Fett zu viel“, witzelt er, als er Personalmanagerin Dorina Komp für ihre 1:35:58 würdigt und mit ihr für ein Siegerfoto posiert. „Ich dagegen bin nicht fitter, sondern fetter geworden.“ Einen Abteilungsleiter belobigt er, weil er viele Mitarbeiter zur Lauf-Teilnahme motiviert hat. „Das kann aber noch mehr werden“, sagt Zachert, nur halb im Scherz.

Der Lanxess-Marathon geht weiter

Offen, aber auch extrem fordernd agiert der Vorstandsvorsitzende. Im Lanxess-Turm setzt er sich gerne zu wildfremden Kollegen an den Tisch; die Vorstandskantine hat Zachert als eine seiner ersten Amtshandlungen abgeschafft. „Manche sind dann völlig verunsichert, andere nutzen die Gelegenheit und sagen einem die Meinung.“ Zachert fragt dann auch gern, wer beim nächsten Halbmarathon mit dabei ist. Der Chef notiert dann die Namen und informiert die jeweiligen Vorgesetzten über die Zusagen. Die Penetranz kommt nicht immer gut an: „Das geht den doch nichts an, was ich in meiner Freizeit mache“, zürnt deswegen ein Angestellter. Schon zu Merck-Zeiten hatten Mitarbeiter zuweilen einen rüden Ton bei Zachert festgestellt.

„Er hat einen direkten, transparenten Führungsstil entwickelt“, sagt Zacherts einstiger Förderer, der Hoechst-Manager Schmieder. Um Aufbruchstimmung aufzubauen, setzt Zachert nun auf Feedback-Runden. Einmal im Monat treffen sich die Topmanager, um zu reden, ohne Agenda und PowerPoint-Präsentationen. Viele von ihnen haben nun auch mit dem Laufen angefangen.

In Leverkusen ist es nun 13 Uhr, Läufer Zachert macht sich mit seiner Familie auf den Rückweg, die jüngste Tochter sitzt auf Papas Schultern. Seinen insgesamt vier Kindern hat er noch Medaillen besorgt – jeder eine, damit es keinen Streit gibt. Der Lauf ist vorbei, der Lanxess-Marathon noch lange nicht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%