
Am Donnerstag veröffentlicht der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé die Zahlen für das vierte Quartal und für das zurückliegende Geschäftsjahr 2014. Um das selbst gesteckte Jahresziel zu erreichen, müsste das organische Wachstum im vierten Quartal jedoch deutlich zugelegt haben. Exakt festgelegt hatte sich Nestlé-Chef Paul Bulcke zwar ohnehin nicht. Nach der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal hatte er ein Wachstum "um fünf Prozent" in Aussicht gestellt. In den ersten neun Monaten hatte der um Akquisitions- und Währungseinflüsse bereinigte Umsatz von Nestlé aber nur um 4,5 Prozent zugelegt. Seit Jahren sieht das Nestlé-Modell ein Jahreswachstum von fünf bis sechs Prozent vor.
Trotz eines gewissen Spielraums dank Bulckes schwammiger Formulierung zeigen sich Analysten skeptisch. Der Konsens geht für das vergangene Jahr von einem organischen Wachstum von 4,5 Prozent aus. Die britische Barclays-Bank ist mit ihrer Schätzung von 4,4 Prozent leicht darunter und die Schweizer Bank UBS mit 4,6 Prozent leicht darüber.





Nestlé in der Frankenfalle?
Nestlé ist mit bekannten Marken wie Maggi, Herta-Wurst, Nespresso, Smarties, Alete oder der Wassermarke Vittel der größte Hersteller von Lebensmitteln weltweit. Dabei sieht sich der Schweizer Multi längst nicht mehr als purer Nahrungsmittelhersteller, sondern immer mehr als Gesundheits- und Wellnesskonzern. Um den Bereich Gesundheit auszubauen, hat das Unternehmen im vergangenen Jahr Galderma komplett vom französischen Kosmetikkonzern L’Oréal übernommen und damit die Sparte Skin Health geschaffen. Die Firma mit Sitz in Lausanne soll laut Konzern auf die weltweite Nachfrage im Bereich Hautgesundheit ausgerichtet werden. Aussagen des Managements zu diesen Aktivitäten und der strategischen Ausrichtung werden morgen bei der Vorlage der Jahreszahlen erwartet.
Mit Blick auf 2015 dürfte morgen allerdings besonders die Einschätzung von Nestlé interessieren, wie groß der Einfluss des starken Frankens auf den Umsatz ist. Die überraschende Aufgabe des Mindestkurses von 1,20 im Verhältnis des Franken zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar hat am Schweizer Aktienmarkt selbst die Kurse von Blue Chips tief in den Keller getrieben. Die großen Verlierer der Wechselkursfreigabe sind allerdings jene Unternehmen, die nur oder zum überwiegenden Teil in der Schweiz produzieren und mehrheitlich ins Ausland verkaufen. Das trifft allerdings nicht auf den Schweizer Lebensmittel-Giganten zu. Laut Bulcke produziert Nestlé nämlich zu 95 Prozent vor Ort, sprich in den jeweiligen Auslandsmärkten.
91,6 Milliarden Franken Umsatz erwartet
Auch wenn die Aufwertung des Franken große Unruhe unter Anlegern ausgelöst hat, die in Schweizer Unternehmen investieren - zumindest im Fall Nestlé könnten die Folgen der Wechselkursverschiebungen gering bleiben. Der bereinigte Gewinn je Aktie dürfte angesichts der jüngsten ungünstigen Währungskonstellationen um ein Prozent gesunken sein, kommentierte ein Analyst.
Für das zurückliegende Geschäftsjahr erwarten Analysten im Schnitt einen Umsatz von 91,6 Milliarden Franken, das entspricht etwa 86 Milliarden Euro. Dies wäre ein Rückgang von knapp einem Prozent, der sich auch durch den Verkauf von Marken wie Juicy Juice und PowerBar erklärt. Mit Sitz in Vevey und mehr als 330.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Nestlé im Geschäftsjahr 2013 einen Gewinn von rund 8,7 Milliarden Euro.
Aufgrund der insgesamt moderaten, aber durchaus konstanten Wachstumsstory ist Nestlé für viele Anleger eine Art Dauerläufer im Depot. Außerdem erhöhen die Schweizer regelmäßig die Dividende – und das schon seit 1959. In diesem Jahr erwarten Analysten eine Dividende von 2,15 Franken je Aktie - zehn Rappen mehr als 2013