Li Shufu Das sind die Reaktionen auf den Geely-Einstieg bei Daimler

Der Stuttgarter Autobauer hat mit Geely einen neuen Aktionär. Quelle: Reuters

Der neue Daimler-Großaktionär Li Shufu reist bald nach Deutschland. Die Abwicklung des Deals wirft Fragen auf. Ein Nachrichtenüberblick.

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9,7 Prozent der Daimler-Aktien hat der chinesische Milliardär und Haupteigner des chinesischen Autokonzerns Geely, Li Shufu, gekauft. Hier die Einschätzungen anderer Medien und einiger Wirtschaftsexperten.

Li Shufu im Daimler-Aufsichtsrat?

Die Financial Times berichtet, dass Milliardär und Geely-Verwaltungsratschef Li Shufu in den kommenden Tagen nach Deutschland reisen werde, um Gespräche mit Daimler zu führen. Ein mögliches Ziel der Gespräche: ein Sitz im Aufsichtsrat.

Das Wall Street Journal geht davon aus, dass Li Shufu in das Aufsichtsgremium einziehen werde. Allerdings sei es noch zu früh beurteilen, ob der Kauf der Daimler-Aktie auch den Beginn einer tieferen strategischen Kooperation von Daimler und Geely darstelle.

Lauft FT ist es das Ziel Li Shufus sei es, aus Geely eine chinesische Variante des Volkswagen-Konzerns zu bauen: ein Automobilunternehmen mit unterschiedlichen Marken in verschiedenen Marktsegmenten. Volvo, Lotus und Proton gehören bereits mehrheitlich zu Geely.

Fragen zur Bekanntgabe des Einstiegs

Über einen bevorstehenden Einstieg Geelys hatte das Handelsblatt bereits berichtet, doch die Größenordnung der bekannt gegebenen Beteiligung überraschte am Freitag. Denn normalerweise müssen Beteiligungen bereits ab einer Größenordnung von drei Prozent öffentlich bekannt gemacht werden. Der plötzliche Kauf von 9,7 Prozent werfe daher Fragen auf, ob Veröffentlichungspflichten umgangen worden seien, meint Reuters-Reporter Edward Taylor.

Die Konstruktion des Deals könnte eine frühere Börsenmitteilung unnötig gemacht haben. Shufu habe den Einstieg über eine Optionsschein-Strategie („Equity collar“) abgewickelt und sei dabei von der Bank of America beraten worden, so die FT. Auf der Seite Daimlers ist Goldman Sachs beratend tätig.

Chinas Industriepolitik

Der finnische Unternehmer Mika Ihamuotila, Vorsitzender des Verwaltungsrats des Computerspieleentwicklers Rovio („Angry Birds“) und ehemaliger CEO der Mode- und Haushaltsmarke Marimekko, sieht in dem Investment in Daimler ein weiteres Beispiel für einen bevorstehenden noch größeren Vorstoß chinesischer Unternehmen in den westlichen Konsumgütermarkt.

Vor Jahren habe Lenovo die PC- und Laptopsparte von IBM gekauft, dann sei Geely bei Volvo eingestiegen, der Rovio-Rivale Supercell an Tencent gegangen (für acht Milliarden Euro) und jetzt kaufe Geely einen großen Anteil an Daimler, so Ihamuotila.

Daimlers China-Strategie

Daimlers chinesischer Partner der Wahl sind bislang BAIC und BYD. BAIC sei ein „starker Partner“, so ein Daimler-Sprecher am Freitag. Im vergangenen Jahr war ein Ausbau der Kooperation beschlossen worden, um ab 2020 reine Elektroautos in China gemeinsam zu produzieren.

Das BYD-Daimler-Joint-venture Denza verkauft bereits seit Jahren Elektrofahrzeuge. Geely könnte durch den Einstieg bei Daimler an BYD in diesem Marktsegment vorbeiziehen, warnt David Fickling, Kommentator beim Finanzinformationsdienst Bloomberg.

Frank Biller, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, sieht in dem Einstieg des chinesischen Milliardärs hingegen die Chance für Daimler, „einen weiteren Pfad nach China“ zu erschließen, zitiert ihn die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Diese Chance sieht auch Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte der Universität Duisburg-Essen in der New York Times. Daimler brauche China und fürchte es jedoch gleichzeitig.

Politische Situation

Das Wall Street Journal weist zudem darauf hin, dass der Einstieg Geelys in einer Phase erfolge, da die Regierung in Berlin hoch vorsichtig geworden sei, was Zukäufe chinesischer Unternehmen in Deutschland angehe. Daher könne es durchaus auch kritische politische Reaktionen geben.

Daimler selbst hatte zuletzt in China unter politischem Druck gestanden. Daran erinnert Christopher Balden, Wirtschaftsprofessor an der HSBC Business School in Peking. Der Deal könnte daher so etwas wie ein Befreiungsschlag für den deutschen Konzern sein, um in China weiter Fuß zu fassen.

Daimler hatte Anfang Februar beim Fotodienst Instagram ein Bild eines Mercedes und dazu den Schriftzug „Betrachte Situationen von allen Seiten und Du wirst offener“ veröffentlicht – ein Zitat des Dalai Lama. Die kommunistische Führung in Peking wirft dem religiösen Oberhaupt der Tibeter vor, China spalten zu wollen. Daimler hatte sich offiziell für das Posting gelöscht und es aus dem Netz gelöscht.

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