Lichtkonzern Österreicher prüfen neuen Anlauf für Osram-Übernahme

Osram-Übernahme: AMS prüft neuen Anlauf Quelle: dpa

Es ist Versuch Nummer zwei: Der österreichische Sensor-Spezialist AMS bekundet erneut Interesse an Osram. AMS fühlt sich durch „finanzielle Partner“ neu gestärkt. Könnte er jetzt erfolgreich sein?

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Der österreichische Sensor-Spezialist AMS lässt bei Osram nicht locker. Eine Woche nach seinem Rückzieher erwägt das Unternehmen aus Premstätten bei Graz nun doch wieder eine Übernahme des Münchner Lichtkonzerns, wie AMS am Dienstag bei der Vorlage seiner Quartalszahlen mitteilte. „Finanzielle Partner“, die in der Mitteilung nicht namentlich genannt werden, hätten dem Unternehmen bestätigt, „dass AMS eine umsichtig strukturierte Finanzierungszusage für eine derartige potentielle Transaktion arrangieren kann“. Osram hatte Zweifel geäußert, ob sich die Österreicher die bis zu 4,2 Milliarden Euro schwere Übernahme überhaupt leisten könnten. Ein Sprecher wollte sich zu dem möglichen neuen Anlauf nicht äußern.

Auch AMS-Chef Alexander Everke hielt sich zu Einzelheiten bedeckt. „Unser Hauptfokus liegt eindeutig darauf, technologie-basierte Übernahme-Aktivitäten anzugehen.“ Eine Übernahme von Osram würde AMS zusätzliche Chancen für Wachstum geben. Beide Unternehmen beliefern die Automobilindustrie mit halbleiter-gestützten Produkten. AMS hatte bereits vor einer Woche Interesse an einem Kauf von Osram angemeldet und einen Preis von 38,50 Euro je Aktie in Aussicht gestellt – 3,50 Euro mehr als die Finanzinvestoren Bain und Carlyle bieten, deren Offerte seit Montag läuft. Doch wenige Stunden nachdem der Münchner Konzern das mögliche Gegengebot öffentlich gemacht hatte, hatten die Österreicher sich zurückgezogen: Es gebe „keine ausreichende Basis“ für Gespräche.

Ob eine neue Offerte wieder auf 38,50 Euro lauten würde und wer sie finanzieren würde, ließ AMS offen. „Wir schauen uns das an. Wenn es die Kriterien erfüllt, werden wir es weiter verfolgen“, sagte Finanzvorstand Michael Wachsler-Markowitsch in einer Telefonkonferenz. Beim ersten Anlauf sollte ein Kredit über 4,2 Milliarden Euro – der aber nur zum Teil gesichert war – später über eine 1,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung refinanziert werden. Dafür müsste AMS das Grundkapital um etwa die Hälfte aufstocken. Die Steirer haben sich eine „nachhaltige Finanzstruktur“ auf die Fahnen geschrieben.

Mirabaud-Analyst Neil Campling gab sich skeptisch, was die Sinnhaftigkeit einer Übernahme von Osram angeht. Dazu müsse AMS alles herauslösen oder verkaufen, was bei Osram nichts mit Chips zu tun habe – das sei etwa die Hälfte des Geschäfts.

Die in Zürich gelistete AMS ist an der Börse 3,4 Milliarden Euro wert, etwas mehr als Osram (3,2 Milliarden). Am Dienstag stieg die Aktie um vier Prozent auf 46,38 Franken. Operativ lief es bei AMS im zweiten Quartal deutlich besser als erwartet, und auch für das dritte Quartal stellte das Unternehmen eine höhere Rendite in Aussicht.

Osram-Papiere kletterten um drei Prozent, lagen aber mit 33,91 Euro immer noch unter der Bain/Carlyle-Offerte. Die Hoffnung von Anlegern auf ein zweites, höheres Angebot aus Österreich könnte den Plan von Bain und Carlyle torpedieren, bis 5. September mindestens 70 Prozent der Osram-Aktien einzusammeln. Gelingt das nicht, ist die Übernahme geplatzt.

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