Linde-Chef Wolfgang Büchele „Ich werde nicht in der Versenkung verschwinden“

Nach turbulenten Monaten verordnet Linde-Chef Wolfgang Büchele seinem Konzern ein Effizienzprogramm. Doch Sparen ersetzt keine Strategie. Büchele weiß: Die entscheidenden Weichen wird er nicht mehr stellen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Spätestens im kommenden April wird der Linde-Chef den Konzern verlassen. Quelle: dpa

München „Wir leben in turbulenten Zeiten“, sagte Wolfgang Büchele zur Eröffnung seiner Herbst-Pressekonferenz am Freitag. Von der unsicheren Lage der Weltpolitik sprach der Linde-Vorstandschef dann, von aggressivem Wettbewerbern und von der nachlassenden Industriekonjunktur weltweit. Doch natürlich hat er selbst auch turbulente Monate hinter sich: Die Fusion mit dem Konkurrenten Praxair platzte, sein Finanzvorstand Georg Denoke wurde vom Aufsichtsrat fristlos gefeuert. Spätestens Ende April wird Büchele den Konzern nach nur einer Amtszeit verlassen.

Aus Konsequenz aus den internen wie externen Turbulenzen hat Büchele am Freitag ein neues Effizienzprogramm namens Lift verkündet. Mehrere tausend Stellen werden weltweit wohl gestrichen, die Strukturen verschlankt. Die Kosten drücken, das ist in der Flaute ein wenig phantasievolles, aber wohl unumgängliches Mittel. Beim genauen Blick auf die Zahlen von Praxair im Rahmen der Fusionsverhandlungen mussten die Linde-Manager erkennen, dass der US-Rivale auf vielen Feldern deutlich effizienter arbeitet. „Im Vergleich mit den Wettbewerbern liegen wir signifikant zurück“, räumte Büchele ein.

Langfristig wird da ein neues Sparprogramm als Antwort nicht reichen. Linde muss seine Langfriststrategie überprüfen. Dabei muss geklärt werden, ob der Konzern nun allein im sich konsolidierenden Markt bestehen will oder noch einmal das Thema Fusion angeht. Zudem muss unter anderem entschieden werden, ob die Anlagenbausparte weiter integraler Konzernbestandteil sein soll, die derzeit besonders unter der Konjunkturflaute und den niedrigen Ölpreisen leidet.

Büchele gab ein Bekenntnis zum Anlagenbau ab. „Die Engineering-Division und das Gasegeschäft haben Synergien.“ Allerdings weiß auch er: Die grundlegenden Entscheidungen wird sein Nachfolger treffen müssen. Zwar gilt Büchele im Unternehmen nicht unbedingt als „Lame Duck“.

Er selbst betonte das: Niemand solle denken, da wolle einer in einem letzten Aufbäumen noch einmal die Organisation verändern – und im nächsten Sommer komme dann alles anders. Lift sei gemeinsam mit den Vorstandskollegen entwickelt worden – und die würden es auch weiter treiben. „Wenn der Zug den Bahnhof verlassen hat, dann wird er nicht gestoppt, sondern er fährt weiter.“

Doch wird Büchele keine grundlegenden Weichenstellungen mehr treffen. Die Nachfolgersuche kommt jedoch nur mühsam voran. Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle weiß: Der nächste Schuss muss sitzen. Auch intern gab es Kritik, weil der Streit zwischen Büchele und Denoke nicht vor der Aufnahme von Fusionsgesprächen geklärt war. Daher steht Reitzle unter Druck, eine gute Lösung zu präsentieren.

Büchele hielt sich zu seinen weiteren Plänen bedeckt. Bis zum 30. April 2017 sei er ja Vorstandschef von Linde. „Gehen Sie einmal davon aus, dass ich dann was machen werde. Ich werde nicht in der Versenkung verschwinden.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%