Linde und Praxair Gase-Konzern lotet Fusion mit US-Konkurrenten aus

Es wäre eine der größten Transaktionen in diesem Jahr: Laut Insidern reden der Dax-Konzern Linde und der US-Wettbewerber Praxair über einen Zusammenschluss. Eine Aktie hat bereits reagiert.

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Linde spricht offenbar mit Praxair über eine Fusion. Quelle: REUTERS

Linde erwägt einem Insider zufolge einen Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Praxair und könnte damit wieder weltgrößter Gasekonzern werden. Dies werde derzeit diskutiert, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Dienstag zur Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" bereits darüber berichtet, ohne jedoch Details zu nennen.

Die Verhandlungen seien nicht übermäßig verbindlich und könnten scheitern, sagte ein Insider der Zeitung. Sollte es zu einem Deal kommen, sei zudem nicht sicher, ob die Wettbewerbsbehörden dafür grünes Licht geben würden.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Titel verteuerten sich am Dienstagmorgen um sechs Prozent und waren damit die größten Gewinner im Leitindex Dax. Analysten konnten sich mit dem Fusionsgedanken anfreunden: "Ein Zusammenschluss oder Kauf könnte die Überkapazitäten reduzieren und wäre gut für die Margen des kombinierten Unternehmens", erklärte Marcus Mayer vom Wertpapierhandelshaus Baader. "Nach unserer Sicht könnten hohe Synergien von bis zu 800 Millionen Euro erreicht werden."

Beide Konzerne sind an der Börse momentan in etwa 30 Milliarden Dollar wert. Der Münchner Gase-Spezialist ist im Dax notiert und beschäftigt weltweit rund 64.500 Menschen, Praxair nach eigenen Angaben rund 26.000. Die Amerikaner sind mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 9,6 Milliarden Euro nur etwa halb so groß wie Linde, mit einem Gewinn von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro aber wesentlich profitabler. Die Münchner erwirtschaften bei einem Umsatz von 18 Milliarden Euro nur 1,15 Milliarden Euro.

Die weltweit größten Industriegasekonzerne

Die Gasebranche ist weltweit stark konsolidiert. Sollte die Fusion gelingen, blieben mit Linde/Praxair, Air Liquide und Air Products nur noch drei große Industriegaseanbieter übrig. Ein Knackpunkt bei einer Fusion ist daher die Kartellfrage. Schon beim Kauf des britischen Rivalen BOC 2006 erhielt Linde strenge Auflagen und musste in mehreren Ländern Geschäft an die Konkurrenz abgeben. Regional ist Linde vor allem in Europa und Asien stark, Praxair hingegen in Nord- und Südamerika. Linde leidet allerdings unter der Schwäche der Öl- und Gasbranche und hatte sich deshalb vor allem im Geschäft mit medizinischen Gasen verstärkt.

Linde-Chef Wolfgang Büchele hatte Anfang Mai gesagt, mit dem Dax-Konzern wieder die Nummer eins in der Branche werden zu wollen. Dies sei in absehbarer Zeit auch möglich. Große Übernahmen seien allerdings nicht geplant.

Umsatz und operativer Gewinn der Linde AG weltweit

Ein Linde-Sprecher wollte die Informationen am Dienstag nicht kommentieren. Praxair war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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