Luftfahrt- und Rüstungsbranche EADS und BAE Systems verhandeln Megafusion

In der europäischen Rüstungsbranche steht eine Riesen-Fusion vor der Tür: Die Airbus-Mutter EADS und die britische BAE Systems reden miteinander. Diverse Regierungen seien schon eingeweiht.

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Die Kassenschlager der deutschen Rüstungsindustrie
Eurofighter Das international Typhoon genannten Kampfflugzeug ist ein Gemeinschaftsprodukt der deutsch-französischen EADS, der britischen BAE Systems und Alenia aus Italien von EADS. Zu Zeiten des Kalten Kriegs als Jäger 90 erdacht, wollen es die Hauptbestellländer Deutschland, Großbritannien und Italien trotz mehrfacher Erneuerung heute eigentlich nicht mehr abnehmen. Quelle: REUTERS
NH90 Bei der EADS haben den „NATO-Helicopter 90“, wie das Fluggerät mit vollem Namen heißt, 14 Nationen weltweit bestellt. Das Fluggerät ist der der erste Hubschrauber mit einem elektronischen Flugsteuerungssystem wie es in Verkehrsflugzeugen lange üblich ist. Wegen technischen Problemen gibt es jedoch besonders bei den Exemplaren für die Bundeswehr deutliche Verspätungen. Quelle: Pressebild
A400M Der Militärtransporter von Airbus ist mit einem Wert von mehr als 20 Milliarden Euro das bislang größte europäische Gemeinschaftsprojekt der Waffenbranche. Es sollte eigentlich bereits ab Oktober 2009 in den europäischen Luftwaffen die alten Militärfrachter ersetzen. Doch weil sich Airbus bei der Technik überschätzt hat und die Bestellländer nur schwer erfüllbare Vorgaben machten, werden die ersten Exemplare wohl erst 2014 fliegen. Quelle: AP
U 212 und 214 Die U-Boote sind die Vorzeigeprodukte der ThyssenKrupp-Tochter HDW. Dank des Elektroantriebs, der den Strom von einer Brennstoffzelle erhält, sind die Tauchungetüme so leise und damit vom Feind so schlecht auszumachen wie kaum ein anderes U-Boot. Quelle: dpa
G-36 Das Sturmgewehr von Heckler & Koch ist die Standardwaffe der Bundeswehr als Nachfolger des Gewehres G3, das auch Heckler gebaut hat. Das G36 besteht zu einem Teil aus kohlefaserverstärktem Kunststoff mit Einlagen aus rostfreiem Stahl und ist deshalb relativ leicht. Es wird in mehreren Ländern wie Saudi-Arabien in Lizenz produziert. Auch darum taucht es trotz des strengen Exportverbots immer wieder in Krisengebieten wie dem Kaukasus oder in Libyen auf. Quelle: dpa/dpaweb
Leopard 2 – neueste Ausführung A7+. Den Kampfpanzer hat Krauss-Maffei Wegman entwickelt und gebaut mit Zulieferungen unter anderem von Rheinmetall. Das Fahrzeug hat KMW für die neuen Aufgaben der Bundeswehr entwickelt. Aber von dem Panzer möchte auch Saudi-Arabien angeblich bis zu 800 Stück bestellen. Der Leopard ist besonders gut geschützt, hat Schnittstelle zum Anbringen von Anbaugeräten, z.B. eines  Minenpflugs oder Räumschildes, ist für die Wüste klimatisiert und eine besonders gute Optronik für eine gute Sicht bei Nacht und in die Ferne. Die gut 3000 Leos, wie ihn die Branche nennt, sind bei 16 Ländern im Einsatz, darunter neben europäischen Staaten auch Chile, Kanada und Singapur. Quelle: dpa
Dingo 2Der wahrscheinlich sicherste Geländewagen der Welt schützt nicht nur weitgehend vor Bomben, Granaten sowie biologische und chemische Kampfstoffe. Die gut 800 bisher produzierten Dingos können nicht nur als Truppentransporter dienen, sondern auch zum Gefechtsstand, Krankenwagen oder als Aufklärungsfahrzeug umgebaut werden. Quelle: dpa

In der Rüstungsbranche bahnt sich ein Mega-Zusammenschluss der beiden Branchenriesen EADS und BAE an. Der britische Konzern BAE Systems bestätigte am Mittwochabend Fusionsgespräche mit dem deutsch-französischen Konkurrenten.

„BAE Systems und EADS glauben, dass der mögliche Zusammenschluss beider Geschäfte den Aussicht bietet, signifikante Verbesserungen für Kunden und Aktionäre beider Unternehmen zu erreichen“, heißt es in der Mitteilung. Dies betreffe soviel Einsparpotenziale als auch Möglichkeiten, neue Kundenkreise zu erschließen. Auch EADS bestätigte die Gespräche.

Frankreich spielt Krieg
Alle zwei Jahre findet in Villepinte, nördlich der französischen Hauptstadt Paris, die Rüstungsmesse Eurosatory statt. Mitunterstützt wird die Waffenshow vom französischen Verteidigungsministerium. Das Ministerium verschickte Einladungen an Verteidigungsminister, Staatssekretäre, Nationale Rüstungsdirektoren, Stabschefs, Flaggoffiziere und leitende Sicherheitsbeamte in der ganzen Welt. Unter anderem senden die Nato und die Europäische Union offizielle Delegationen nach Paris. Quelle: Presse
2010 waren auf der Eurosatory mehr als 1300 Aussteller aus 54 Ländern vertreten und präsentierten ihre Sicherheitssysteme, Waffen, Hubschrauber und Kettenfahrzeuge mehr als 54.000 Entscheidern aus der Verteidigungsbranche. Dazu gehören neben den Streitkräften auch Polizisten, Personenschützer und andere Sicherheitsdienstleister. 2012 gaben sich 1400 Aussteller und rund 53.500 Fachbesucher ein Stelldichein. 2014 werden Fachbesucher und Händler aus 53 Staaten erwartet, darunter auch Japan und Argentinien. Quelle: Presse
Zu den alten Hasen gehören natürlich die in Frankreich fest verwurzelten Großkonzernen wie EADS und Dassault. Ein Blick auf die Liste der anderen Länder – speziell der neu hinzugekommenen Staaten – sagt viel über die wirtschaftliche Bedeutung der Verteidigungsbranche. Und über die oft propagierte Friedlichkeit der Nationen. Quelle: Presse
69 Prozent der Aussteller kommen nicht aus Frankreich. Das macht die Eurosatory zur größten internationalen Rüstungsmesse. Neben Japan und Argentinien mit an Board sind unter anderem Indonesien, Korea, Pakistan, die Türkei, Zypern, Lybien, Pakistan und die vereinigten Arabischen Emirate. Rund 100 Firmen präsentieren sich in diesem Jahr erstmals auf der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung. Quelle: Presse
Die am stärksten vertretenen Nationen sind die USA mit 158 Ausstellern, gefolgt von Deutschland mit 123 Ausstellern, Großbritannien mit 109 und Israel mit 59 Ausstellern. Quelle: Presse
Deutschland, hinter den USA zweitgrößter Aussteller, wird unter anderen von Größen wie Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann vertreten. Weitere deutsche Unternehmen sind IBD Deisenroth, Diehl, Heckler & Koch, MTU Friedrichshafen, Salzgitter Maschinenbau und Sig Sauer. Quelle: Presse
72 Prozent der Aussteller sind alte Hasen - sowohl im Geschäft, als auch auf der Messe. In den letzten Jahren stieg allerdings die Zahl der Unternehmen aus China, Russland, Korea, Indonesien und den arabischen Emiraten stark an. Quelle: Presse

EADS ist mit seiner Tochter Airbus einer der weltweit führenden Luft- und Raumfahrtkonzerne und zählt wie BAE Systems auch im Rüstungsbereich zu den weltgrößten Unternehmen. Sie sind beide in vielen Ländern der Welt als Rüstungslieferanten tätig, darunter in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Saudi-Arabien und Australien. Es sei in Vorbereitung eines Zusammenschlusses auch mit mehreren Regierungen gesprochen worden.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Fusionsverhandlungen berichtet. Die Aktien von BAE Systems waren daraufhin stark gestiegen. Es gebe Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss, hieß es in einer von BAE Systems am Abend veröffentlichten Mitteilung.

An dem gemeinsamen Unternehmen würde EADS die Mehrheit von 60 Prozent halten und BAE Systems die restlichen Anteile. Die Unternehmen sollen von ein- und demselben Vorstands- und Aufsichtsgremium geführt werden. Allerdings werde angestrebt, dass sie an den Börsen separat notiert bleiben.

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