Alle Zigarrenlounges haben eines gemein: Hier kommt der Raucher nicht nur in der Mittagspause vorbei, um gemütlich eine Zigarre zu schmauchen, hier treffen sich abends Zigarrenclubs zu Seminaren und Tastings: wie wird eine Zigarre gerollt, welcher Brandy passt zu welchem Kraut und wie schmecken die neuen Stars aus Kuba? Die Lounges vermitteln in regelmäßigen Abständen Wissen und Lifestyle rund um das Hauptprodukt.
Die Zigarrenlounges funktionieren nach dem Franchise-Prinzip: Acht Stück gibt es in Deutschland, weltweit existieren 146 Casas in mehr als 50 Ländern. "Die Casas garantieren dem Connaisseur nicht nur die Originalität der Produkte, gelagert unter perfekten Bedingungen, sondern bieten außerdem ein vollständiges Sortiment an Habanos-Marken und -formaten, sie führen außerdem bestimmte Habanos-Spezialitäten und -raritäten, die sonst nicht im Fachhandel erhältlich sind", bewirbt sich die Lounge auf ihrer Homepage. So meldete beispielsweise die Intertabak AG die Markteinführung der Zigarre "Montecristo Petit No.2" in der Schweiz. Im regulären Handel gibt es das gute Stück aber vorerst nicht. Wer diese Montecristo kaufen und rauchen möchte, muss dafür in eine Casa del Habano oder zu einem der Habanos Specialists gehen.
Deshalb können solche Lounges auch für den Handel nützlich sein. So kann der Aficionado eine Zigarre kaufen und sie gleich vor Ort rauchen. Auch einer der Gäste der Casa de Habano in Düsseldorf bezahlt für "Tisch vier, Zigarre und Kaffee." Die Raucherpause kostet ihn 14,40 Euro. So viel hätte er wahrscheinlich auch für den Besuch beim Italiener auf der Hauptstraße bezahlt. Für die Zigarre, die er nicht ganz aufgeraucht hat, gibt es noch eine Transporthülle aus Pappe und dann geht es wieder raus in den Alltag.
Solche Rückzugsorte für Raucher sind selten, weiß Mehrlein. In Zeiten von Rauchverboten und Werbeverboten könnten die vereinzelten Clubs noch das richtige Ambiente bieten um Zigarren außer zuhause zu genießen. "Ich kann mir auch vorstellen, dass Zigarrenliebhaber in Clubs, untereinander, sich über Zigarren unterhalten können und somit Neugierde nach bestimmte Produkten erwecken, die man dann wieder im Fachhandel kaufen kann", sagt er.
In einer anderen Düsseldorfer Zigarrenlounge, die wie auch das "La Casa del Habano" von den Geschwistern Patricia und Marc Benden betrieben wird, warten mehr als 100 Sitzplätzen auf knapp 1000 Quadratmetern auf die Tabakfreunde. Hinzu kommen separate Besprechungsräume, W-LAN, eine Sommerterrasse und ein Raucherkino - dagegen sieht der Zigarettenraucher an der Bushaltestelle ganz schön alt aus. "Zigarrenraucher rauchen auch nicht aus Gewohnheit, sondern zu speziellen Momenten", weiß Mehrlein vom Verband der Zigarrenindustrie. In den Zigarrenlounges und Clubs dieser Welt geht es nicht um Sucht - es geht um Genuss. Auch wenn dieser unbestritten gesundheitsschädlich sein kann.
"Zu berücksichtigen ist jedoch, dass sich der Genuss von Zigarren vom Konsum anderer Tabakprodukte unterscheidet", heißt es beim Bundesverbands der Zigarrenindustrie. Und weiter: "Zigarren liegen als hochwertiges Genussprodukt fast immer in einem anderen Preissegment als Zigaretten. Das Genießen einer Zigarre kann bis zu einer Stunde in Anspruch nehmen. Diese Produktcharakteristika setzen in aller Regel einen bewussten und maßvollen Konsum voraus."