Martin Brudermüller unter Zugzwang Drei Probleme, die der BASF-Chef jetzt lösen muss

Keine leichte Zeit: BASF-Chef Martin Brudermüller muss gleich mehrere Probleme lösen. Quelle: REUTERS

Der BASF-Gewinn schrumpft – der größte Chemiekonzern der Welt leidet unter anderem unter dem Handelskonflikt zwischen USA und China. Doch auch intern muss Konzernchef Brudermüller etliche Schwachstellen beseitigen.

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Bei BASF bleiben die Aussichten düster. „Die weltweiten Risiken haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen“, sagte Vorstandschef Martin Brudermüller am Donnerstag bei der Bekanntgabe der Konzernbilanz für das zweite Quartal. Sie seien getrieben von geopolitischen Entwicklungen und den andauernden Streitigkeiten zwischen den USA und ihren Handelspartnern. Besonders der Automobilsektor, die wichtigste Kundengruppe für die Ludwigshafener, werde sich in diesem Jahr nicht mehr erholen. Bereits vor ein paar Wochen hatte der Chemiekonzern seine Ziele für dieses Jahr nach unten korrigiert. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) soll 2019 um bis zu 30 Prozent fallen statt um ein bis zehn Prozent zulegen. 

Und nicht nur die Weltlage macht dem Konzern zu schaffen. Ein Überblick.

Personal: Zu träge, zu bürokratisch – die BASF-Organisation genießt einen etwas schwerfälligen Ruf. Konzernchef Brudermüller will nun den Wildwuchs an Jobs in der Zentrale verringern. Künftig sollen mehr Mitarbeiter bei den einzelnen Unternehmensbereichen angedockt werden – und näher am Kunden arbeiten. Rund 6000 Stellen werden bis Ende 2021 wegfallen.  Die Chemiegewerkschaft IG BCE spricht von einer „Verunsicherung“ vieler Mitarbeiter, „ob ihre Beschäftigung langfristig sicher ist“. Die BASF will die Arbeitsplätze „sozialverträglich“, also ohne betriebsbedingte Kündigungen, abbauen.  Mit gutem Willen bei Unternehmensleitung und Betriebsräten dürfte das zu schaffen sein. Mehr als tausend Mitarbeiter haben bereits gut dotierte Abfindungsangebote angenommen. 

Organisation: Der Konzern durchläuft gerade eines der größten Umbauprogramme der jüngeren Vergangenheit.  Intern stehen schwächelnde Geschäftsbereiche wie die Bauchemie, wozu etwa Beton-Zusatzstoffe oder Materialien für Abdichtungen zählen, sowie Farbpigmente auf dem Prüfstand. Für die Bauchemie interessieren sich angeblich der französisch-schwedische Zementhersteller Lafarge sowie einige Finanzinvestoren. Der Wert der Sparte liegt bei angeblich drei Milliarden Euro. Die Entscheidungen, was aus den Sparten wird, sollen noch in diesem Jahr fallen.  Ende April schloss die BASF ihre Öl- und Gastochter Wintershall bereits mit dem Rivalen Dea zusammen. Zudem muss die BASF bei Pflanzenschutzmitteln und Saatgut die zugekauften Bayer-Geschäfte integrieren.

Zukunft: Konzernchef Brudermüller muss deutlich machen, wo die wichtigsten Forschungsfelder der BASF liegen. Ein Thema, das ihm persönlich wichtig ist, ist die Reduktion von Kohlendioxid. Die Chemieindustrie ist einer der größten Emittenten. Als Leitunternehmen der Branche muss die BASF Lösungen finden. Seit 1990 reduzierte der Konzern pro produzierter Tonne chemischer Verkaufsprodukte die Emissionen bereits von 2,2 auf 0,6 Tonnen. Bis 2030 soll der Ausstoß weiter sinken.

Mit Optimierungen allein ist das allerdings nicht erreichbar. Die BASF arbeitet dazu an neuen Technologien, steht dabei jedoch erst am Anfang. Eine Idee: In den riesigen Steamcracker-Anlagen, wo Rohbenzin bei 850 Grad Celsius in chemische Grundstoffe aufgespalten wird, könnte die Energie statt mit Erdgas mit regenerativem Strom eingebracht werden. Dadurch ließen sich die Kohlendioxid-Emissionen um neunzig Prozent senken. Noch ist der Plan allerdings nicht ausgereift.

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