Martina Merz Thyssenkrupp-Chefin nennt Staatbeteiligung „eine Option“

Die Thyssenkrupp-Chefin hatte im Frühjahr erklärt, dass es in Bezug auf die Zukunft der Stahlsparte keine Denkverbote gebe. Eine Partnerschaft gehöre ebenso zu den Möglichkeiten wie eine Fusion oder ein Verkauf. Quelle: dpa

Martina Merz zeigt sich offen für einen Einstieg des Staates in der Stahlsparte von Thyssenkrupp. Land und Bund winken bei dem Thema allerdings ab.

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Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz kann sich für die Forderung der IG Metall nach einem Staatseinstieg bei der schwächelnden Stahlsparte erwärmen – will sich aber auch weitere Möglichkeiten offenhalten. „Eine Staatsbeteiligung ist eine Option“, sagte Merz am Montag am Rande eines Spitzengesprächs mehrerer Konzerne und Unternehmen zum Thema Wasserstoff bei der NRW-Landesregierung. „Aber eine Staatsbeteiligung kann auch einhergehen mit anderen Optionen.“

Es werde sehr diskutiert, als gäbe es nur das eine oder das andere. „Es gibt auch Kombinationen, dass ein Staat einsteigt und anschließend jemand anderes übernimmt, der aber von Anfang an schon dabei war.“

Thyssenkrupp-Konzernchefin Martina Merz steckt bei der Suche nach einer Lösung für die Stahlsparte fest. Mit SSAB aus Stockholm stünde ein passender Partner bereit. Doch die IG-Metall mauert.
von Angela Hennersdorf

Sowohl das Land als auch der Bund winken beim Thema Staatsbeteiligung an dem Konzern aber ab. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bekräftigte bei der Veranstaltung in Düsseldorf im Beisein von Merz: „Alle Lösungen ohne Staatsbeteiligung sind besser, weil Politiker selten bessere Unternehmer sind.“ Ein Staatseinstieg bei Thyssenkrupp sei derzeit nicht das prioritäre Thema.

Ähnlich äußerte sich das Bundeswirtschaftsministerium. Die Stahlindustrie müsse ihre Position gegenüber internationalen Konkurrenten verbessern. Dafür seien neue „Wettbewerbsmodelle“ nötig, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin. Sie verwies auf Aussagen von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) aus der vergangenen Woche. Das Problem sei nicht in erster Linie über Staatsbeteiligungen zu lösen.

Stahlkocher ziehen am Freitag nach Düsseldorf

Merz hatte im Frühjahr erklärt, dass es in Bezug auf die Zukunft der Stahlsparte keine Denkverbote gebe. Eine Partnerschaft gehöre ebenso zu den Möglichkeiten wie eine Fusion oder ein Verkauf. Wie die WirtschaftsWoche bereits berichtete, ist ThyssenKrupp unter anderem mit dem schwedischen Konkurrenten SSAB im Gespräch. Als weitere Namen werden Tata Steel Europe und Baosteel aus China gehandelt.

Die IG Metall und der Betriebsrat von Thyssenkrupp Steel Europe haben das Land NRW und den Bund aufgefordert, sich an dem Stahlgeschäft zu beteiligen. Die Stahlbranche leide stark unter den Folgen der Corona-Krise und stehe wegen der Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion vor enormen Kosten, die kein Unternehmen alleine stemmen könne. Bund und Land müssten ein Interesse daran haben, dass eine CO2-freie Produktion in Deutschland bleibe. Am Freitag wollen die Stahlkocher von Thyssenkrupp bei einer Kundgebung in Düsseldorf Druck machen.


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Die Stahlsparte hat allein in den ersten neun Monaten des abgelaufenen Geschäftsjahres 2019/20(per Ende September) einen Verlust von rund 700 Millionen Euro eingefahren. Das Unternehmen ist von der Coronakrise schwer getroffen, weil die Nachfrage wichtiger Kunden wie der Automobilindustrie eingebrochen ist.

Bei Thyssenkrupp kommen aber auch hausgemachte Probleme und Management-Fehler hinzu. So hatte das milliardenschwere Desaster der Sparte Steel Americas den Konzern an den Rande des Ruins gebracht.

Mehr zum Thema: Die Lösung für Thyssenkrupps Problem könnte in Schweden liegen

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