Maschinenbauer Körber will in Medikamentenhandel einsteigen

Der Vorstandschef des Maschinenbaukonzerns Körber will in den Handel mit Medikamenten einsteigen.

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Richard Bauer, Vorstandsvorsitzender der Körber AG Quelle: Pressebild

WirtschaftsWoche: Herr Bauer, Körber ist der weltgrößte Maschinenbauer für die Tabakindustrie und entwickelt Anlagen für die Papier- und Pharmabranche. Künftig wollen Sie auch Medikamente verkaufen. Warum?

Bauer: Das ist Teil unserer neuen Strategie: Wir kommen ja vom klassischen Maschinenbau und sind auf dem Weg zum Technologiekonzern. Dabei haben wir verschiedene Bereiche untersucht, die klar zukunftsgeprägt sind. Eines dieser Zukunftsfelder ist der Gesundheitsmarkt, in dem wir unser Engagement ausbauen werden. Dort wollen wir nicht nur Maschinen bauen und verkaufen, sondern mehr und mehr in die Technologie reingehen.

In Deutschland gibt es schon mehr als 21.400 Apotheken, wollen Sie denen Konkurrenz machen?

Wir planen ein Angebot, das es so noch nicht gibt, den MediFalter. Heute gehen chronisch kranke Menschen in die Apotheke und holen sich dort ihre Medikamente, jede Sorte abgepackt in einer eigenen Schachtel. Da diese Patienten meist mehrere Medikamente einnehmen müssen, bekommen sie mehrere Schachteln. Ältere verlieren da leicht den Überblick: Welche Tablette habe ich schon genommen, welche muss ich wann schlucken?

Wie wollen Sie das ändern?

Der Arzt nutzt eine Software, mit deren Hilfe er die einzelnen Tabletten individuell verschreibt. Der Patient geht mit diesem Rezept in die Apotheke, und die bestellt bei uns. Wir erstellen einen personenbezogenen Wochenblister, also eine Verpackung, die alle Medikamente enthält, die der jeweilige Patient braucht, angeordnet nach Tag und Uhrzeit der Einnahme. Der Patient kann sofort sehen, wann er was einnehmen muss und was er schon eingenommen hat.

Wie viel Geld investieren Sie?

Insgesamt haben wir für das Projekt Investitionen von 40 Millionen Euro vorgesehen. Mehr als 20 Millionen Euro haben wir schon investiert.

Warum die Pharmahändler nicht selbst in das Projekt einsteigen

Sie kaufen die Medikamente von den Pharmaherstellern. Warum steigen die nicht in das Projekt ein?

Es ist nicht Aufgabe der Pharmahersteller, die Distributionskette bis zum Endkunden zu schließen. Und dazu gehört ein unglaubliches Maschinen-Know-how. Das haben wir. Und ein hohes Sicherheits-Know-how. Das haben wir auch.

Die Pharmaindustrie sicher auch...

...das hat sie im Rahmen der Herstellung. Aber es ist ein anderes Know-how notwendig, wenn es darum geht, bis zu 600 unterschiedliche Medikamente patientenindividuell zu konfektionieren.

Wer haftet bei Fehlern?

Wir.

Wie rechnen Sie ab?

Das ist die Frage. Heute zahlt die Krankenkasse dem Apotheker die Schachtel plus Abgabegebühr. Doch wir wollen nicht die Schachtel mit 20 oder 30 gleichen Tabletten anbieten, sondern nur die einzelnen Tabletten und nur so viele, wie tatsächlich gebraucht werden. Das erfordert eine andere Art der Abrechnung. Unsere Vorstellung ist, dass jede einzelne Tablette bezahlt wird plus den Kosten für die Herstellung und Abgabe des MediFalters. Im Moment gehen wir davon aus, dass eine solche Lösung für die Krankenkassen weitgehend kostenneutral ist.

Woran verdienen Sie?

Über die Menge an Tabletten, die wir einkaufen, bekommen wir Rabatte. Und ein bisher notwendiger Verpackungsprozess fällt mittelfristig weg.

Welchen Umsatz erwarten Sie?

Wir gehen davon aus, dass wir in den ersten Jahren jeweils 20 bis 30 Millionen Euro Umsatz machen, er wird wachsen.

Wann startet das Projekt?

Wir führen zurzeit in Deutschland Pilotprojekte durch und befinden uns in den USA in der Projektvorbereitung. Aufgrund dieser Erfahrung gehen wir davon aus, dass wir den MediFalter 2012 bundesweit anbieten können. Aber uns fehlen noch die politischen Rahmenbedingungen für ein flächendeckendes Angebot. Vergütung und Abrechnung müssen noch geregelt werden. Dies ist im Pflegereformgesetz vorgesehen. Sobald es eine praktikable Regelung für die Vergütung gibt, können wir loslegen.

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