Matthias Zachert So tickt der neue Lanxess-Chef

Seite 2/2

Freunde und Gegner

Merrill Lynch hebt Lanxess wegen Spitzenpersonalie auf "Buy"

Frühe Förderer und Wegbegleiter von Zachert waren der ehemalige Hoechst-Vorstand Klaus-Jürgen Schmieder und Aventis-Finanzchef Daniel Camus. Inzwischen darf auch Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Merck, zu den Zachert-Fans gerechnet werden: Kley lobte seinen scheidenden Finanzvorstand vor wenigen Tagen in höchsten Tönen. Zachert habe als Finanzchef neue Standards gesetzt, die Kommunikation mit den Aktionären verbessert und die Restrukturierung vorangetrieben. Eine Rückkehr nach Darmstadt stehe Zachert jederzeit offen.

Weniger harmonisch gestaltete sich Zacherts Verhältnis zu seinem Ex-Chef Axel Heitmann, den er nun an der Lanxess-Spitze ablöst. Während ihrer gemeinsamen Zeit seien die beiden oft aneinandergeraten, heißt es bei Lanxess. Weil das Unternehmen nun eher einen Finanzexperten als einen begeisterten Chemiker wie Heitmann braucht, hat Zachert das Rennen gemacht.

Stärken und Schwächen

Mit kryptischen Andeutungen verwirrte Merck-Finanzvorstand Michael Becker bis 2011 regelmäßig die Börsianer. Unter Nachfolger Zachert wurde alles besser: Analysten schätzen den Merck-Finanzvorstand für seine klare Kommunikation. Zachert kann eloquent erklären und liefert, was er verspricht. Als vor wenigen Tagen der Wechsel bekannt wurde, stieg denn auch die Lanxess-Aktie um acht Prozent; Merck verlor um die zehn Prozent. Intern gilt Zachert als umgänglich, gradlinig, kommunikativ und gründlich. In die Bewunderung mischt sich allerdings auch Kritik: In Diskussionen wirke er schon mal rüde, heißt es aus dem Merck-Finanzressort. Auch einen Hang zum Kontrollfreak wollen dort manche Mitarbeiter ausgemacht haben.

Ziele und Visionen

Der Auftrag von Lanxess-Aufsichtsratschef Rolf Stomberg ist klar: Zachert soll den Kölner Chemiekonzern mit einem Jahresumsatz von etwa neun Milliarden Euro wieder auf Kurs bringen, ihm zu Wachstum verhelfen und die Abhängigkeit von der kriselnden Auto- und Reifenindustrie verringern. Er will Lanxess „neu ausrichten“, sagt Zachert. Eine Einarbeitungszeit braucht der Rückkehrer kaum; im Unternehmen ist er noch gut verdrahtet.

Bei Merck hat Zachert bereits bewiesen, dass er Schulden abbauen, ein groß angelegtes Sparprogramm durchziehen und Akquisitionen stemmen kann. 1000 der weltweit 17 500 Stellen bei Lanxess sollen bis Ende 2015 wegfallen. Nicht auszuschließen ist, dass sich das Sparprogramm unter Zachert noch einmal verschärft. Die Vorschusslorbeeren sind gewaltig. Wenn er scheitert, könnte über kurz oder lang auch die Dax-Mitgliedschaft in Gefahr sein. Doch Zachert ist optimistisch: „Bei Lanxess wird es auch wieder zu Wachstumsphasen kommen.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%