Medikamente Samsung greift jetzt auch Pharmakonzerne an

Samsung Bioepis: Neues Medikamentengeschäft Quelle: PR

Wer bei Samsung nur an Smartphones oder Flachbildschirme denkt, liegt falsch. In nur sechs Jahren hat der koreanische Konzern ein Medikamentengeschäft hochgezogen. Ein deutscher Manager spielt dabei eine wichtige Rolle.

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Was nach dem Smartphone kommt, darüber scheinen sie sich bei Samsung schon seit geraumer Zeit Gedanken zu machen. Dong-Jin Koh, der Präsident der Handysparte von Samsung, sagte kürzlich in einem Interview, dass Smartphones zwar noch lange Zeit existieren werden, „aber sie spielen nicht mehr so eine große Rolle in unserem Leben.“

Das Samsung Advanced Institute of Technology, ein hauseigener Innovationsinkubator, hat schon vor einigen Jahren ein weiteres, wichtiges Zukunftsfeld ausgemacht: Biosimilars – Nachbauten biologischer Medikamente, die diesen sehr ähnlich sind. Laufen die Patente bei den Original-Herstellern ab, dürfen die Biosimilars den Markt fluten.

In nur sechs Jahren haben die Koreaner das neue Geschäftsfeld unter dem Namen Samsung Bioepis hochgezogen – und in der Zeit bereits vier Biosimilars auf den Markt gebracht. Es sind erfolgreiche Mittel gegen Autoimmunerkrankungen und Krebs, die im Original von großen Pharmakonzerne wie Abbvie, Pfizer, Johnson & Johnson oder Roche hergestellt wurden. In diesen Tagen läuft gerade das Patent des Autoimmun-Präparats Humira aus, des umsatzträchtigsten Medikaments der Welt. Eines der Unternehmen, die dazu ein Biosimilar auf den Markt bringen, ist Samsung. Doch bei Nachbauten soll es nicht bleiben: „Wir wollen mittel- und langfristig auch innovative biopharmazeutische Medikamente aus eigener Forschung auf den Markt bringen“, sagt Samsung-Manager Klaus Falk.

Der Deutsche stand zuvor etwa in Diensten von Grünenthal und Boehringer. Bei Samsung Bioepis ist Falk nun für die strategische Zusammenarbeit mit kommerziellen Partnern zuständig. Samsung Bioepis entwickelt die Biosmilars, arbeitet bei der Vermarktung aber durchaus mit etablierten Pharmakonzernen wie Biogen und Merck & Co. aus den USA zusammen.

„Samsung Bioepis hat bisher insgesamt 1,3 Milliarden Dollar in die Entwicklung von Medikamenten gesteckt“, erklärt Falk. Noch sei das Unternehmen aber nicht profitabel. Angaben zum Gesamtumsatz macht Falk nicht. Nur soviel: „Unsere Biosimilars haben zwischen März 2016 und Juni 2018 in Europa einen Umsatz von rund 630 Millionen Euro erzielt.“ Falk schätzt, dass die Biosimilars von Samsung Bioepis den europäischen Gesundheitssystemen bis Ende 2018 Einsparungen von rund 500 Millionen Dollar ermöglichen werden.

Wie es Samsung Bioepis geschafft hat, in kürzester Zeit ein komplexes Geschäft mit Biosimilars hochzuziehen, dafür hat Falk einige Erklärungen. Da ist zum einen die Präzision. Bei dem Nachbau von Herceptin, einem Brustkrebsmittel von Roche, hätten sie 100 Chargen mit rund 60 verschiedenen Analysemethoden genauestens untersucht, um die Molekülstruktur bis ins Letzte zu verstehen. Im Management-Team sitzen sie jede Woche zusammen, analysieren das Geschäft und überlegen, was sie besser machen können. Und auch bei den Arbeitsprozessen scheint Samsung anderen Unternehmen voraus zu sein: „Bei uns laufen viele Schritte parallel, dadurch sind wir schneller in der Entwicklung“, sagt Falk, „andere Unternehmen arbeiten dagegen sequenziell.“

Der Deutsche hat seinen Wechsel nach Korea jedenfalls nicht bereut. Bei Samsung hat ihn die dynamische und inspirierende Arbeitsweise gereizt, erzählt er. Mit den Kollegen, die für Smartphones oder Flachbildschirme zuständig sind, hat er augenscheinlich gar nicht soviel zu tun: „Das Geschäft funktioniert unabhängig von anderen Samsung-Geschäftseinheiten.“

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