Medizintechnik Stiftung Fresenius in der Kritik

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Expansionskurs als Herausforderung

Fresenius Medical Care Quelle: dapd

Als der Vater von Else früh starb, kümmerte sich Fresenius um das Mädchen und schenkte ihr eine gute Ausbildung. „Onkel Doktor“ nannte die junge Else ihren Wohltäter liebevoll und etwas spöttisch. Die „Wahl-Nichte“ des Doktor Fresenius begann schließlich mit dem Studium der Pharmazie. 1946 starb Fresenius, und die junge Frau erbte im Alter von 21 Jahren die Apotheke und das Unternehmen. Sie baute das Pharma-Laboratorium aus, investierte in künstliche Ernährung und begann in den Sechzigerjahren mit dem Verkauf von Dialysegeräten. 1964 heiratete sie den Unternehmensberater Hans Kröner.

Diagramm: Stiften und heilen Quelle: Unternehmensangaben

Um das Unternehmen für die Zeit nach ihrem Tod abzusichern, bewegte sie ihre Kinder zum Erbverzicht und gründete 1983 die EKFS. Die begann bescheiden mit einem Kapitalstock von umgerechnet rund 25 000 Euro. 1988, nach Kröners Tod, wurde die Stiftung zur Hauptaktionärin von Fresenius. Das Stiftungskapital wuchs, Fresenius legte jährlich beim Umsatz und Gewinn zu und warf für die Stiftung ordentliche Dividenden ab. 1996 übernahm Fresenius das US-Unternehmen National Medical Care, woraus die Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care entstand. 2005 kam die Klinikkette Helios dazu, 2006 der amerikanische Dialysespezialist Renal Care und 2008 der Infusionshersteller APP, ebenfalls aus den USA.

Wenig übrig für Wissenschaft und humanitäre Hilfe

Für die Stiftung wurde der Expansionskurs zur Herausforderung. Um ihren Mehrheitsanteil an dem seit 1986 börsennotierten Unternehmen zu stabilisieren, muss die Stiftung laufend Geld investieren, um bei den Kapitalerhöhungen mithalten zu können. Für die gemeinnützigen Zwecke – die Förderung der Wissenschaften und humanitäre Hilfe – blieb wenig übrig. Zeitweise lag die Ausschüttungssumme unter zehn Millionen Euro.

Ihrer Stiefmutter sei die soziale und humanitäre Hilfe wichtig gewesen, hielt Gabriele Kröner dagegen. Im April 2011 entschied das Regierungspräsidium Darmstadt als Aufsichtsbehörde der Stiftung allerdings, die EKFS habe sich korrekt verhalten. Die Teilnahme an Kapitalerhöhungen sei im Einklang mit dem Stifterwillen, hieß es in der Begründung.

Die Stiftungskontrolleure unterstehen den Weisungen der Landesregierung. „Die Aufsicht hat den Fall sicher gut geprüft. Die Landesregierung hat aber sicherlich auch den Erhalt des Unternehmens mit seinen vielen Arbeitsplätzen im Auge“, sagt Stiftungs-Generalsekretär Fleisch.

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