Medizintechnik Stiftung Fresenius in der Kritik

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Zentrum der Macht

Fresenius Logo Quelle: dpa

Gabriele Kröner kritisierte auch die Machtfülle des Stiftungs-Verwaltungsratsvorsitzenden Schenk, scheiterte damit aber ebenfalls an der Stiftungsaufsicht. Der Rechtsanwalt der Kanzlei Noerr LLP agiert zudem noch als Testamentsvollstrecker von Else Kröner sowie als Aufsichtsrat bei der Fresenius Management SE und Fresenius Medical Care. Kröner musste vor Jahren ihre Posten in der Stiftung und im Fresenius-Aufsichtsrat aufgeben – und macht Schenk dafür verantwortlich.

Der 59-Jährige gilt als das eigentliche Machtzentrum bei Fresenius. „Die verschiedenen Funktionen können zu Interessenkonflikten führen, wenn der Wachstumskurs des Unternehmens mit dem Ausschüttungsinteresse der Stiftung kollidiert“, sagt der Steuerrechtler Hüttemann.

Diagramm: Der Wissenschaft verpflichtet (zum Vergrößern bitte klicken) Quelle: EKFS

Schenk entscheidet über wichtige Weichenstellungen in den Unternehmen mit, er darf den Stiftungsvorständen Weisungen erteilen und die Verwendung der Stiftungsgelder mitbeschließen. Der Advokat sieht sich freilich selbst nicht als graue Eminenz, sondern als Berater, der dank seiner langjährigen Erfahrungen und juristischen Expertise wichtige Fragen stellen könne. Sein Einfluss, so Schenk, sei durch die Gremien beschnitten, unter den Testamentsvollstreckern, in der Stiftung und in den Aufsichtsräten werde nach Mehrheiten abgestimmt.

Rasante Entwicklung

Vor vier Jahren deutete Schenk an, dass der Stiftungsanteil an Fresenius auch mal unter die 50-Prozent-Schwelle rutschen könnte. Zwei Jahre später war es so weit: Um mehr Anleger zu überzeugen und um die Finanzierung zu vereinfachen, legte Fresenius Stammaktien und stimmrechtslose Vorzugsaktien zusammen. Fortan gilt nur noch eine Aktiengattung; der Anteil der Stiftung reduziert sich dadurch auf etwa 29 Prozent. Ihre Macht hat sich die EKFS trotzdem gesichert. Fresenius firmiert nun als SE & Co. KGaA. Als haftende Komplementärin, die gleichzeitig die Geschäftsführung bestimmt, tritt eine Management-Gesellschaft auf, die von der EKFS kontrolliert wird.

Dass sich die Stiftung und ihr Unternehmen einmal so rasant entwickeln würden, hätte sich Else Kröner wohl nie träumen lassen. Nur die kleine Pharmazie, in der alles begann, hat sich längst vom übrigen Betrieb gelöst. Vom frühen Ruhm der Hirsch-Apotheke ist nicht viel geblieben. Während Doktor Fresenius einst Fürstenhäuser mit Präparaten belieferte, stattet sein Nachfolger heute den Fußball-Zweitligisten Eintracht Frankfurt mit Arzneimitteln aus.

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