Im Gegenzug erschließt der Berliner dem Unternehmer von der Alb eine internationale Kundschaft. Denn während Plotnickis Produktionsmethoden uralt sind, sind seine Vermarktungsmethoden hochmodern. Über Facebook und Mode-Blogs machte er seine Geschichte bekannt – mithilfe der Erben des ursprünglichen Hemdenherstellers „Balthasar Merz beim Schwanen“. Das Unternehmen saß ebenfalls in Albstadt und produzierte seit Anfang des 20. Jahrhunderts Arbeiterhemden. Vor vier Jahren wurde die Firma aufgelöst, die Hemdenproduktion stand aber schon länger still. Die Merz-Erben traten ihren Markennamen an Plotnicki ab, der damit an eine traditionsreiche Geschichte anknüpfen konnte. „Bislang hätte kein Businessplan besser funktionieren können“, freut sich Plotnicki.
Für ein Hemd, das im Laden 75 Euro kostet, liegen die Produktionskosten bei rund 15 Euro. Hinzu kommen weitere Ausgaben etwa für Marketing und Vertrieb, Verpackung und Lagerung. Für rund 30 Euro verkauft Plotnicki seine Hemden an den Handel. Zwar sind die Lohnkosten deutlich höher als etwa in Asien: Während eine Näherin in Bangladesch 35 Euro im Monat verdient, sind es in Deutschland bei Loder rund 1.600 Euro.
Begrenzte Kapazität
Dafür brauchen die Maschinen nur ein Zehntel der Energie, die bei modernen Anlagen nötig ist. Sie produzieren aber deutlich langsamer. Dem ganz großen Boom sind daher Grenzen gesetzt: Mehr als 80.000 Hemden pro Jahr sind mit den alten Maschinen nicht drin.
Über seine genauen Umsatzzahlen schweigt Plotnicki. Während er in der ersten Saison 2010 rund 5.000 Hemden verkaufte, dürfte der Umsatz – bei einem Preis an den Handel von 30 Euro – schon bei mehr als 150.000 Euro gelegen haben. 2012 hat der Designer mit seinen drei Mitarbeitern rund 15.000 Hemden verkauft, was einem Umsatz von rund 400.000 Euro entspricht. Im aktuellen Jahr soll Merz b. Schwanen erstmals Gewinn abwerfen. Plotnicki plant mit 20.000 verkauften Hemden und mehr als 600.000 Euro Umsatz.
Dass die museale Technik irgendwann den Geist aufgeben könnte, ficht Plotnicki nicht an: „Aber es könnte schwierig werden, einen Nachfolger für unseren Maschinenexperten zu finden. Es gibt nicht mehr viele Menschen hier, die die alten Maschinen noch bedienen können.“