




Statt Öl und Gas verbrennt der Elektropionier Tesla das Geld seiner Anleger. Allein im abgelaufenen zweiten Quartal schrumpften die Barreserven der Kalifornier um 1,16 Milliarden Dollar. Die Ausgaben seien zuletzt auf ein historisches Hoch von 100 Millionen Dollar pro Woche gestiegen, gestand Finanzchef Deepak Ahuja bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen ein.
Denn um die Produktion für das Model 3 aufzubauen, muss Tesla kräftig investieren. Und auch in der Batterieherstellung baut der Elektropionier seine Kapazitäten weiter aus. Darum braucht Tesla nun frisches Geld. Die Kalifornier kündigten am Montag an Unternehmensanleihen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar ausgeben, mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2025. Damit wolle man sich einen Puffer für die Produktion des Model 3 schaffen, teilte das Unternehmen mit.
Tatsächlich liegen nach Angaben des Unternehmens rund eine 455.000 Vorbestellungen für das elektrische Einstiegsmodell vor. Erste Modelle aus der Serienproduktion wurden bereits an eigene Mitarbeiter übergeben, die das erste Volumenmodell von Tesla auf Kinderkrankheiten prüfen sollen.
Die Tesla-Chronik
Zwei Teams um den US-Ingenieur Martin Eberhard und den Milliardär Elon Musk entwerfen die Vision eines Elektrofahrzeugs, das mit Akkus angetrieben wird. Auf der Basis des Prototyps T-Zero. Neben Musk stecken auch die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page und der eBay-Gründer Jeff Skoll Geld in das Projekt.
Drei Jahre arbeitet Tesla am ersten Modell, im Juli 2006 stellt das Unternehmen den Roadster vor. Der zweisitzige Sportwagen auf der Basis des britischen Leichtgewicht-Roadster Lotus Elise verfügt über einen 215 kW (292 PS) starken Elektromotor, der seine Energie aus 6.831 Lithium-Ionen-Notebook-Akkus bezieht.
Im August 2007 tritt der damalige CEO Martin Eberhard zurück, im Dezember 2007 verlässt er das Unternehmen komplett. Am Ende landet der Streit der Gründer fast vor Gericht – bis eine außergerichtliche Einigung erzielt werden kann.
Musks finanzielle Mittel alleine reichen zum Wachstum nicht mehr aus. Mit Daimler und Toyota steigen zwei große Autokonzerne bei Tesla ein. Trotzdem schreibt das Unternehmen weiterhin Millionenverluste.
Lange war der Bau einer eigenen Limousine unter dem Codenamen „WhiteStar“ geplant. Auf der IAA in Frankfurt feiert das Model S, eine 5-sitzige Limousine die Premiere. Anfangs übernimmt Lotus die Fertigung. Ab 2011 wird das Modell in einer ehemaligen Toyota-Fabrik in Freemont gebaut. Pro Jahr werden zunächst 10.000 Modelle gefertigt.
Tesla erhält vom US-Energieministerium einen Kredit über 450 Millionen Dollar. Das Geld investiert das Unternehmen in den Aufbau einer eigenen Fertigung.
Musk wagt den Börsengang. Mit einem Ausgabepreis von 17 Dollar geht der Elektrohersteller in den Handel – und macht den Gründer wieder reich. Über Nacht erreicht erreichen die Anteile von Musk einen Wert von 650 Millionen Dollar, obwohl das Unternehmen bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Gewinne gemacht hat.
Tesla veröffentlicht Pläne einen eigenen SUV an den Start zu bringen. Das Model X soll im Sommer 2015 erstmals ausgeliefert werden und die Modellpalette von Tesla erweitern. Am Ende verzögern sich die Pläne, die Produktion des Model X läuft erst im Herbst an – und das nur schleppend.
Endlich schreibt Tesla schwarze Zahlen. Auch den Millionenkredit des Staats zahlt das Unternehmen neun Jahre früher als es nötig gewesen wäre. Mit der Ausgabe neuer Aktien und Anleihen nimmt das Unternehmen rund eine Milliarde Dollar ein. Der Aktienkurs des Unternehmens beläuft sich mittlerweile auf 147 Dollar. Damit ist das Unternehmen an der Börse mehr wert als Fiat.
Im Mai haben die Bauarbeiten in Reno, Nevada, für die weltgrößte Batteriefabrik begonnen. Hier will Tesla nicht nur die Akkus für seine Elektroautos und auch sogenannte "Powerwalls" für den Hausgebrauch montieren, sondern auch die Batteriezellen selbst aus Rohstoffen herstellen. Das Investitionsvolumen beträgt fünf Milliarden Dollar, als Partner ist Panasonic mit im Boot.
Tesla gibt Pläne bekannt, mit dem Model 3 ein kompaktes Auto für den Massenmarkt auf den Markt bringen zu wollen. Der Wagen, der rudimentär erstmals im März 2016 gezeigt wurde, soll rund 35.000 Dollar kosten und soll über eine Reichweite von 320 Kilometern (200 Meilen) verfügen.
Nach der Vor-Premiere des Model 3 im März steht zur Jahresmitte ein weiterer Meilenstein an: In der Gigafactory werden die ersten Batteriezellen gefertigt. Diese sind zwar vorerst für die PowerWall-Heimakkus gedacht, bringen das Unternehmen aber einen Schritt näher an die Massenfertigung des Model 3.
Ende Juni 2017 übergibt Tesla die ersten 30 Model 3 an ihre Besitzer übergeben - allesamt sind Tesla-Beschäftigte. Die ersten 30 von mehr als einer halben Million Vorbestellungen, die Tesla erst einmal lange abarbeiten muss.
Tesla erreicht am 1. Juli das Produktionsziel für seinen Hoffnungsträger Model 3. In den sieben letzten Tagen des zweiten Quartals seien 5031 Fahrzeuge hergestellt worden, teilt der Konzern. Vom Erfolg der Serienfertigung beim Model 3 hängt ab, ob sich Tesla mit seinen 40.000 Beschäftigten vom unrentablen Nischenplayer zum profitablen Hersteller wandeln kann.
47.000 Fahrzeuge verkaufte Tesla im ersten Halbjahr. Zum Vergleich: der VW-Konzern verkauft weltweit mehr als hundertzehnmal so viele Autos. Mit Model S und Model X ist Tesla allerdings bislang ausschließlich im Hochpreissegment vertreten. Seine Elektroautos verkauft Tesla derzeit im Schnitt für rund 90.000 Dollar. Für Gewinne reicht das noch nicht: Obwohl sich der Umsatz im zweiten Quartal nahezu verdoppelte, fuhr Tesla einen Verlust von rund 336 Millionen Dollar ein.
Das Model 3 soll dagegen bereits ab 35.000 Dollar erhältlich sein – und Tesla damit zum echten Konkurrenten im Volumengeschäft machen. Dafür muss Tesla seine Produktion massiv hochfahren. Bis 2018 will Tesla-Chef Elon Musk die Produktion auf 500.000 Fahrzeuge steigern, 2020 sollen es schon eine Million sein.
Darum baut Tesla in Nevada unter anderem eine große Batteriefabrik, in der günstige Akkus für die eigenen Elektroautos entstehen sollen. Um die Produktion des Model 3 zu optimieren, hatten die Kalifornier auch den deutschen Mittelständler Grohmann übernommen.
Mit dem Einstieg in den Massenmarkt will Tesla perspektivisch auch Gewinne schreiben.