
Frankfurt Der Pharmakonzern Bayer hofft in den kommenden anderthalb Jahren auf Milliarden-Einnahmen durch die Einführung neuer Medikamente. „Wir haben im Jahr 2011 große Fortschritte mit unserer Pharma-Pipeline erzielt und heben deshalb unsere Umsatzerwartungen für einige Produkte an“, sagte Bayer-Chef Marijn Dekkers am Dienstag. „Insgesamt sehen wir jetzt vier Medikamente in der fortgeschrittenen Entwicklung, die das Potenzial zum Blockbuster haben.“ Das heißt, der Leverkusener Konzern traut jedem der Produkte einen Spitzenumsatz von mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr zu. Derzeit testet der Chemie- und Pharmakonzern die Wirkung von rund 40 Medikamenten am Menschen.
Dekkers plant auch 2012 mit einem Forschungs- und Entwicklungsbudget von drei Milliarden Euro - davon entfallen rund zwei Drittel auf die Gesundheitssparte HealthCare. „In der Forschung braucht man einen langen Atem - das gilt besonders für das Pharma-Geschäft“, sagte Dekkers. Für Bayer beginne jetzt allerdings die Zeit, in der das Unternehmen die Früchte seiner Bemühungen ernten könne.
Dekkers hofft auf fünf Milliarden Euro Umsatz
Erst am Montag hatte die EU grünes Licht für die Markteinführung von Bayers wichtigstem neuen Medikament Xarelto zur Schlaganfall-Prävention gegeben. Dem Mittel traut der Konzern - für alle Anwendungsgebiete zusammen - einen Spitzenumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro zu. Am Dienstag kündigte Bayer an, in den USA und Europa noch in diesem Jahr einen Zulassungsantrag für Xarelto in einem weiteren Anwendungsgebiet einzureichen, nämlich der Behandlung von Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS). Das Koronarsyndrom entsteht, wenn ein Blutgerinnsel eine Herzkranzarterie blockiert und so die Blutversorgung des Herzens vermindert.
Die drei weiteren Hoffnungsträger von Bayer sind das Augenheilmittel VEGF Trap-Eye sowie die Krebs-Präparate Alpharadin und Regorafenib. Für VEGF hatte Bayer bei der Behandlung feuchter altersbedingter Makula-Degeneration (AMD), einer schweren Augenerkrankung, bisher mit einem Spitzenumsatz von 250 bis 500 Millionen Euro kalkuliert. Der Konzern will das Mittel aber auch bei anderen Augenkrankheiten einsetzen und traut ihm - in allen Anwendungsbereichen zusammen - nun einen Spitzenumsatz von einer Milliarde Euro oder mehr zu.
Gleiches gilt für die Mittel Alpharadin und Regorafenib. Bei Alpharadin hatte Bayer das Spitzenumsatzpotential bei der Behandlung von Knochenmetastasen (CRPC) bisher mit mehreren hundert Millionen Euro beziffert. Bei Regorafenib waren es bei der Behandlung von zwei verschiedenen Krebserkrankungen (mCRC und GIST) insgesamt 500 Millionen Euro. Konzernchef Dekkers geht davon aus, dass Bayer mit allen vier Medikamenten zusammen - die entsprechenden Zulassungen vorausgesetzt - zusätzliche Umsätze in der Größenordnung von fünf Milliarden Euro erzielen kann.