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Milliardengeschäft Drohnen-Boom sorgt für Aufschwung

Auch wenn Amerika vorläufig seine Attacken in Pakistan einstellen muss: Unbemannten Flugzeugen gehört die Zukunft der Militär-Luftfahrt.

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Foto der US Air Force zeigt eine Drohne vom Typ MQ-1 Predator. Quelle: dpa

Oklahoma City Niedrige Decken, abgetretene Teppiche, die Schreibtische alt und abgewetzt: Wenn man die Räume des Luftfahrtingenieurinstituts der Oklahoma State University betritt, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Als ob man eine Kulisse für einen Siebziger-Jahre-Film betritt. Allerdings passt eine Wand mit Dutzenden von Auszeichnungen nicht ganz ins Bild: Jedes Jahr gewinnen die 75 Studenten des Instituts den ersten Preis für das beste unbemannte Flugobjekt von allen US-Unis.

Das Institut "Mechanical & Aerospace Engineering" gehört in den USA mit zu den führenden Forschungslabors. Hier testen das Pentagon und Unternehmen wie Boeing oder Northrop ihre neusten Ideen für "Unmanned Aerial Vehicles" (UAV). Auch wenn nach dem fatalen Luftangriff am Wochenende auf pakistanische Soldaten ein Drohnen-Stützpunkt im Norden von Pakistan geschlossen werden muss: Das amerikanische Verteidigungsministerium sieht in UAVs die Zukunft der Luftwaffe. Heute haben die USA 57 Drohnen in der Luft, die überall in der Welt nach Truppenbewegungen oder anderen Informationen fahnden - vor zehn Jahren war es nur eine. Nach Schätzung des Marktforschers Teal Group werden in den kommenden zehn Jahren die Militärs weltweit 80 Milliarden Dollar für UAVs ausgeben, 55 Milliarden Dollar davon allein in den USA.

Der Boom ist ein seltener Lichtblick für Rüstungsfirmen wie Boeing, Northrop Grumman oder Lockheed Martin. Der Verteidigungsetat der USA schrumpft. In Washington ist man verärgert über teure Waffensysteme wie dem F-35 Joint Strike Fighter. Der Kampfjet von Lockheed Martin soll 2016 in Dienst gestellt werden, doch steht seine Zukunft nach dramatischen Kostensteigerungen infrage - 400 Milliarden Dollar soll das Programm kosten. Experten sehen daher die Zukunft der Luftwaffe in den preiswerten UAVs. Ihre Vorteile liegen auf der Hand, schön zusammengefasst in einer interner Beschreibung des US-Militärs: Sie sollen alles tun, was "dull, dirty, dangerous, difficult or different" ist: Also alles, was langweilig, schmutzig, gefährlich, schwierig oder anders ist. Die Drohnen werden von einem sicheren Stützpunkt aus ferngesteuert.

Professor Jamey Jacob von der Oklahoma State University kann nicht über alle Projekte sprechen, viele sind geheim. Mit Boeing arbeitet man an einer Drohne, die lautlos fliegt. Mit Lockheed werkelte man an einer UAV, die innerhalb einer Stunde überall in der Welt sein kann. Die Lösung war "Rapid Eye", eine UAV, die in einer Rakete zum Zielort geschossen wird, um dort ihren Flügel auszubreiten und auf Patrouille gehen zu können.

Groß müssen Drohnen nicht unbedingt sein. Zusammen mit dem Verteidigungsministerium baut Jacob an dem "Biomimicry Perching Micro Air Vehicle": Eine ein Meter große, als Eule verkleidete Spionage-Drohne, die von Solarzellen angetrieben eine Woche herumfliegen kann. Warum ausgerechnet eine Eule? "Sie kann sich gut in die Umgebung einfügen."

Studenten in der ganzen Welt reißen sich um die Plätze bei der Oklahoma State University, die das Programm seit 15 Jahren anbietet. Ethische Fragen spielen in der Ausbildung genauso eine wichtige Rolle wie die Technik. "Das ist kein Videospiel, bei dem man einfach Menschen töten kann", sagt Jacob. Absolventen finden schnell eine gut bezahlte Anstellung bei Rüstungsunternehmen. Rund ein Drittel der Studenten sind aus dem Ausland, darunter auch einige aus Deutschland. Die meisten Bewerbungen erhält Jacob jedes Jahr immer wieder aus einem Land: Iran. "Allerdings nehmen wir nie einen", sagt Jacob.

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