Mobilität Das Geschäft mit Ihren Autodaten rollt an

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Zustimmung per Handy-App

Weshalb die Partner HPE und Continental einen pragmatischen Ansatz wählen wollen. Die Hoheit über die Informationen lassen sie beim Eigentümer des Wagens, der mithilfe einer Smartphone-App künftig für jeden Sensortyp einzeln entscheiden soll, ob und für welche Gegenleistung er Informationen zur Nutzung freigibt.

„So könnte ein Fahrer beispielsweise die Daten, die der Regensensor des Scheibenwischers liefert, dem Fahrzeughersteller gratis zur Verfügung stellen, im Tausch gegen einen Warndienst vor Glatteis, der sich aus den Daten der ABS-Sensoren anderer Fahrzeuge speist“, beschreibt Christian Reichenbach, Digitalexperte bei HPE das Konzept. Andere Informationen könnten kostenpflichtig sein, abhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell. „Aber natürlich wäre es auch möglich, dass die Hersteller für den Zugriff auf die Daten auch etwas an den Autobesitzer zahlen, oder sich beispielsweise mit Wartungsgutscheinen oder anderen Serviceoptionen revanchieren.“

Voraussetzung dafür aber ist, dass die Daten tatsächlich mobil werden. Dazu müsste beispielsweise ein Porschefahrer auch von Informationen profitieren können, die ein Peugeot erfasst. BMW müsste Daten nutzen können, die bisher in den digitalen Tresoren von Ford oder VW schlummern.

Datenschutz per Blockchain

„Bisher müsste jeder Hersteller mit jedem anderen Autobauer individuelle Schnittstellen entwickeln für den Tausch der Daten“, sagt HPE-Experte Reichenbach. „Das wollen wir drastisch vereinfachen und als zentraler Dienstleister fungieren, der für jeden Hersteller nur noch einen Anknüpfungspunkt bietet.“ Der Austausch der Daten soll verschlüsselt und mithilfe der Blockchain-Technologie gegen Missbrauch gesichert ablaufen.

Dabei wollen HPE, das die IT-Kompetenz in das Bündnis einbringt, und Continental, als einer der weltgrößten Autozulieferer Experte für Sensorik, nach eigenem Bekunden nicht als Zwischenhändler tätig werden. Statt beim Weiterverkauf der Informationen eine Gewinnmarge aufzuschlagen, wollen sie ihren Service über Nutzungsgebühren für die Plattform finanzieren, sei es pro Transaktion oder über Pauschalverträge.

Theoretisch könnten sich auch Städte oder andere Dienstleister, die die erfassten Informationen nutzen wollen, an die Plattform anschließen, beispielsweise, um eine Übersicht über freie Parkplätze zu bekommen. „Wir haben das als offenes System konzipiert, an das sich andere Teilnehmer anschließen können“, sagt Werner Köstler, Strategiechef des Geschäftsbereichs Interior bei Continental. „Aber das wird der zweite Schritt.“

Bisher haben die beiden Partner die Autohersteller im Visier und ihre Plattform nur ausgewählten Firmen unter dem Siegel der Verschwiegenheit vorgestellt. Nun aber soll die formale Partnersuche beginnen. HPE und Continental hoffen, die Datenbörse noch im laufenden Jahr in Betrieb nehmen zu können. Und auf diese Weise ein weiteres Stück der „mobilen Welt“ zu vernetzen.

 

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