Mobivia übernimmt ATU Franzosen wollen Werkstattkette wieder flott machen

Seit dem geplatzten Börsengang läuft es bei ATU nicht mehr rund. Nun soll Deutschlands größte Werkstattkette wieder in die Spur finden – unter Führung eines Branchenriesen aus Frankreich.

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Die Zukunft der kriselnden Werkstattkette hängt immer noch am seidenen Faden. Quelle: dpa

Düsseldorf Die angeschlagene Autowerkstattkette ATU wird voraussichtlich vom französischen Branchenprimus Mobivia übernommen. Bis zum Ende des Jahres soll der Verkauf abgeschlossen sein, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Mobivia ist viel größer als das deutsche Unternehmen, nach eigenen Angaben ist der Konzern mit rund 11.000 Mitarbeitern und 1,76 Milliarden Euro Umsatz Marktführer in Europa.

Allerdings steht der Verkauf des Unternehmens aus Weiden/Oberpfalz unter Vorbehalt. Unter anderem ist eine kartellrechtliche Genehmigung notwendig. ATU litt in den vergangenen Jahren unter starken Umsatzrückgängen und war auf der Suche nach einem Investor.

Der Händler für Autozubehör betreibt in Deutschland, Österreich und der Schweiz 608 Werkstätten und beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen macht nach eigenen Angaben jährlich mehr als eine Milliarde Euro Gewinn und gehört damit zu den größten der Branche.

Die Abkürzung ATU steht für „Autoteile Unger“ und geht zurück auf ihren Gründer Peter Unger. Die Werkstattkette ist seit der Gründung im Jahr 1985 auf permanentem Expansionskurs – auch dank des speziellen Geschäftsmodells, eine Verbindung zwischen Autozubehörshop und Werkstätten für alle Automarken.

Nach der Wiedervereinigung erweiterte ATU das Filialnetz in die neuen Bundesländer und eröffnete bereits 1992 die hundertste Filiale. Wenige Jahre später wurden weitere Filialen in Osteuropa und Österreich eröffnet.
Im Jahr 2002 kam es dann zu einem Umbruch im Unternehmen. Peter Unger, der die Firmenanteile bis dato größtenteils alleine gehalten hatte, verkaufte die Anteilsmehrheit von 75 Prozent an den Finanzinvestor Doughty Hanson. Der Hauptgrund für den Verkauf soll die unsichere Firmennachfolge gewesen sein.


Häufige Chefwechsel brachten Unruhe

Ein geplanter Börsengang zwei Jahre später scheiterte. Die geforderte Bewertung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro wurde als zu hoch eingeschätzt. Die Mehrheitsanteile des Unternehmens wurden allerdings einige Wochen später zu einem Kaufpreis von 1,45 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor KKR veräußert. Zuvor noch mit 19 Prozent beteiligt, schied Peter Unger daraufhin vollständig als Anteilseigner aus dem Unternehmen aus.

Seitdem hat ATU mit Problemen zu kämpfen. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen verpasste das Unternehmen den Einstieg ins digitale Geschäft, zum anderen erschwerten häufige Chefwechsel eine konsistente Strategie. Das Peter Unger Geschäft und Immobilien separat verkauft hatte, drückten darüber hinaus hohe Mieten auf die Rendite.

Ende 2013 entging ATU der drohenden Pleite. Die Investmentgesellschaft und der größte Gläubiger des Unternehmens, Centerbridge Partners, übernahmen den angeschlagenen Werkstattbetreiber. Es kam zu einem Schuldenschnitt. Goldman Sachs und der Fonds Babson Capital verzichteten als Anleihezeichner auf die Rückzahlung von 600 Millionen Euro und übernahmen dafür Firmenanteile. KKR schied nahezu vollständig aus dem Unternehmen aus und war nur noch mit drei Prozent beteiligt.

Trotzdem kam das Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht zur Ruhe. Im Mai 2015 wurde Jörn Werner Vorsitzender der Geschäftsführung. Er löste damit Norbert Scheuch ab, der den Posten Anfang 2014 antrat und jetzt Chef bei Heckler&Koch ist. Ein halbes Jahr zuvor wurde der Sixt-Manager Hans-Norbert Topp noch in das Amt des CEOs bei ATU gehoben.

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