Vor allem wegen der genveränderten Pflanzen ist Monsanto weltweit in die Kritik geraten.
In den neunziger Jahren, als diese genveränderten Pflanzen auf den Markt kamen, haben wir uns darauf konzentriert, die Produkte zu entwickeln, sie durch die Zulassung zu bekommen und mit unsern Kunden, den Landwirten, zu reden. Wir haben es leider lange versäumt, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Die Gegner unserer Technologie waren viel effektiver, etwa in den sozialen Medien und darin, Gerüchte und Lügen zu kreieren. Wir haben nicht gut genug dagegen gehalten. Vor drei, vier Jahren haben wir erkannt, dass unser Ansatz nicht funktioniert. Ein Großteil unserer Marketing-Aktivitäten besteht heute darin, die Öffentlichkeit und die sozialen Medien zu erreichen.
Reden Sie selbst auch mit den Kritikern?
Ich bin sehr aktiv auf Twitter. Ich schreibe Artikel für Linkedin und die Huffington Post. Ich gehe auch zu Diskussionen.
Sie arbeiten bereits an weiteren Forschungsprojekten. Zum Beispiel an Mikroben: Ihre Forscher umhüllen das Saatgut mit Pilzsporen; dadurch gelangt mehr Phosphor in die Pflanze; der Landwirt muss weniger düngen. Was sind da ihre Pläne?
Dadurch lässt sich wahrscheinlich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Die Landwirte können damit produktiver arbeiten und erhalten gesündere Boden. In der Forschung arbeiten wir mit dem dänischen Unternehmen Novozymes zusammen. Wir werden einige entsprechende Produkte für Mais und Soja im nächsten Jahr auf den Markt bringen.
Bei einer anderen Zukunftstechnologie, bei CRISPR, wobei sich das Erbgut von Pflanzen mittels einer Gen-Schere einfach und präzise verändern lässt, scheint Monsanto ins Hintertreffen zu geraten. Ihr Konkurrent Cibus bringt bereits ein Raps-Produkt auf den Markt.
Es gibt eine Reihe von Unternehmen und es gibt einige Produkte im Zulassungsverfahren. Realistisch betrachtet, wird Monsanto noch fünf bis sechs Jahre brauchen, um ein Produkt auf den Markt zu bringen.
Große Hoffnungen setzt Monsanto auf die Digitalisierung der Landwirtschaft. Ihre Tochter Climate erhebt, etwa durch Satelliten und Sensoren, jede Menge Daten auf den Feldern und leitet daraus Empfehlungen für die Bauern bezüglich Aussaat, Düngung oder Ernte ab. Was versprechen Sie sich davon?
Es geht auch hier darum, Ertrag und Produktivität auf den Feldern zu steigern. Das ist eine sinnvolle Aufgabe. Wir haben Climate, ein junges Unternehmen aus San Francisco, vor zwei Jahren gekauft und seither die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt. David Friedberg, der Gründer, hat gesagt, dass ein Entwickler im Valley sich entscheiden kann, entweder an der nächsten Version von „Angry Birds“ mitzuarbeiten oder zu Climate zu kommen, um dabei zu helfen, die Ernährung der Welt zu sichern. Im Prinzip soll unsere Climate-Technologie funktionieren wie bei Amazon. Wenn Sie dort eine Bestellung aufgeben, erhalten Sie dort auch alle Informationen. Sie wissen, wo sich ihr Produkt befindet, sie können eine Auswahl treffen und sich noch ähnliche Produkte anschauen. Auch Landwirte sind schließlich Kunden wie andere auch.
Die meisten Landwirte haben allerdings eher mit sinkenden Einkommen zu kämpfen und überlegen sich ihre Investitionen genau.
In den vergangenen Jahren sind die Getreidepreise gesunken, darunter leiden die Bauern. Aber langfristig sind die Perspektiven für die Landwirtschaft sehr aufregend: Die Weltbevölkerung wächst, die Nachfrage nach Nahrungsmitteln verdoppelt sich in den nächsten dreißig Jahren.
Der Saatgutkonzern Monsanto
Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von – oft auch gentechnisch verändertem – Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten – auch in Deutschland.
Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als „Kernanliegen“, wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.
Quelle: dpa
Glauben Sie nicht, dass die Bauern lieber eigene Entscheidungen treffen wollen, anstatt sich von Algorithmen vorschreiben zu lassen, was sie tun sollen?
Ich besuche im Jahr etwa hundert Veranstaltungen mit Bauern. Ich bin mir sicher, dass die überwiegende Mehrheit an der Datentechnologe interessiert ist.
Wie sehen denn ihre Pläne aus?
Wir sind mit unserer Technologie bereits auf einer Fläche von 40 Millionen Hektar präsent. Unser Ziel ist es, diese Fläche innerhalb der nächsten zehn Jahre zu verzehnfachen. Wir expandieren mit Climate auch gerade nach Brasilien und Kanada; haben zudem ein Unternehmen in Europa gekauft. Entsprechende Projekte laufen auch in Indien und Afrika. Etwa achtzig Prozent der indischen Landwirte verfügen schließlich über Mobiltelefone.