Monsanto Schwache Ergebnisse spielen Bayer in die Hände

Um ganze 30 Prozent ist der Gewinn von Monsanto im Quartal eingebrochen. Für Konzernchef Hugh Grant dürfte es nun schwieriger werden, die 62-Milliarden-Dollar-Offerte von Bayer weiter abzulehnen. Doch er pokert weiter.

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Der US-Saatgutriese hat im dritten Quartal deutlich weniger verdient. Quelle: AP

New York/Düsseldorf Die schwierige Lage in der Agrochemiebranche schlägt beim weltgrößten Saatguthersteller Monsanto voll durchgeschlagen. Im abgelaufenen Quartal zwischen Februar und Mai ist der Nettogewinn des Unternehmens um 37 Prozent auf 717 Millionen Dollar eingebrochen. Der Umsatz sank auf 4,19 Milliarden Dollar und damit deutlich stärker als von Analysten erwartet. „Unsere Branche befindet sich auf dem Tiefpunkt“, sagte Vorstandschef Hugh Grant. „Wir kämpfen mit unvorhersehbaren Herausforderungen.“

Die Zahlen dürften bei der Leverkusener Bayer AG mit hohem Interesse studiert werden. Bayer will Monsanto für 62 Milliarden Dollar übernehmen, doch das US-Unternehmen lehnte die Offerte als zu niedrig ab. Grant sagte am Mittwoch, er sei in den vergangenen Wochen „persönlich in Diskussionen mit Bayers Management“ gewesen, es gäbe aber keine neuen Fakten.

Grant pokert weiter: Monsanto verlangt Unternehmenskreisen zufolge eine Erhöhung der Offerte von 122 Dollar pro Aktie um bis zu 15 Dollar. Erst dann wolle man sich in die Bücher schauen lassen. Bayer wiederum lehnt eine Erhöhung ab, ohne die Zahlen von Monsanto genauer prüfen zu kommen.

Ob Grant aber diese Verteidigungslinie weiter aufrechterhalten kann, ist fraglich. Denn die schwachen Ergebnisse spielen laut Analysten in die Hände von Bayer-Chef Werner Baumann. Laut Analyst Jonas Oxgaard von Sanford C. Bernstein unterminieren die schwachen Ergebnisse in Nordamerika die ablehnende Haltung von Monsanto. Es sei in der gegenwärtigen Lage mit schwachen Zahlen schwierig zu argumentieren, dass die Bayer-Offerte Monsanto viel zu niedrig bewerte.

Das Problem von Grant: Ohne Wachstum steigt der Aktienkurs nicht aus eigener Kraft. Laut Analyst Chris Shaw von Monness Crespi Hardt wird Monsanto die Aktie „in den nächsten Jahren“ nicht auf mehr als 120 Dollar treiben können. Die Aktionäre dürften derzeit kaum zufrieden sein. Die ablehnende Haltung von Grant ließ den Kurs in den vergangenen Wochen auf 100 Dollar fallen.

Die gesamte Agrochemiebranche in den USA leidet derzeit unter dem starken Dollar und der schwachen Nachfrage durch die Landwirte. Beides dürfte sich noch verstärken und damit vor allem Monsanto als Saatgut-Marktführer weiter zusetzen. Denn der Dollar hat nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt weiter an Wert gegenüber dem Euro gewonnen, viele Anleger flüchten in die USA. Das trifft auch die US-Bauern, deren Feldfrüchte auf dem Weltmarkt im Vergleich teurer werden.

Monsanto verkaufte sich in den Quartalszahlen so gut es konnte, stellte das Wachstum in neuen digitalen Geschäftsfeldern heraus oder unterstrich die Fortschritte in Argentinien. Dort testet jetzt die Regierung das Saatgut von Landwirten und geht damit einer Forderung von Monsanto nach. Das Unternehmen sieht sich um Lizenzgebühren für seine gentechnisch veränderte Aussaat geprellt. „Sie stellen ihre Wachstumschancen noch mehr heraus als sonst“, sagte Analyst Brett Wong von Piper Jaffray. Grund: Sie wollten sich „als potenzieller Übernahmekandidat“ aufhübschen.

Für Monsanto ist der US-Markt von entscheidender Bedeutung. Knapp 57 Prozent seiner Umsätze erwirtschaftet der Konzern mit Sitz in St. Louis in den Vereinigten Staaten. Dort ist gentechnisch verändertes Saatgut weithin akzeptiert. In dem Bereich schaffte Monsanto in den vergangenen Jahrzehnten Durchbrüche; zusammen mit Dupont dominiert es den Markt. In Europa dagegen sträuben sich Regierungen und Konsumenten, der Kontinent kommt zusammen mit Afrika nur auf einem Anteil von zwölf Prozent am Gesamtumsatz – fast genauso groß wie Brasilien.

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