In Deutschland ist die Abneigung größer. So stilisiert etwa Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen, den aus der Fusion entstehenden Konzern schon jetzt zur Inkarnation allen Bösen: „Am Ende steht nicht weniger auf dem Spiel als das Recht auf Nahrung und der Erhalt von Biodiversität. Immer weniger Agrochemiekonzerne kontrollieren den Weltmarkt für immer weniger Saatgutsorten. Das ist das Gegenteil von Ernährungssouveränität, mit dem die Agrochemiekonzerne ihr Geschäftsmodell vermarkten.“
Wer bei Bayer für Gewinn sorgt
Umsatz 2014: 42,2 Mrd. Euro
Gewinn* 2014: 8,4 Mrd. Euro
*vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda; Quelle: Unternehmen
Umsatz 2014: 19,834 Mrd. Euro (47 Prozent vom Umsatz insgesamt)
Gewinn* 2014: 5,124 Mrd. Euro (61 Prozent vom Gewinn insgesamt)
*vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda; Quelle: Unternehmen
Umsatz 2014: 11,816 Mrd. Euro (28 Prozent vom Umsatz insgesamt)
Gewinn* 2014: 1,092 Mrd. Euro (13 Prozent vom Gewinn insgesamt)
*vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda; Quelle: Unternehmen
Umsatz 2014: 9,284 Mrd. Euro (22 Prozent vom Umsatz insgesamt)
Gewinn* 2014: 2,184 Mrd. Euro (26 Prozent vom Gewinn insgesamt)
*vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda; Quelle: Unternehmen
Umsatz 2014: 1,266 Mrd. Euro (3 Prozent vom Umsatz insgesamt)
Laut Gietl könnte genau wegen solcher Spitzen die Marke Monsanto für Bayer noch nützlich sein – als Schutzwall. „Die Umweltorganisationen brauchen einen Gegenspieler, um über diesen Aufmerksamkeit und somit Spenden zu generieren“, sagt er. Der favorisierte Gegner ist aktuell Monsanto. Fiele die Marke weg, suchten die Aktivisten sich eine neue Projektionsfläche für ihre Globalisierungskritik. „Bayer könnte dann in nächster Zeit der Prellbock sein“, sagt Gietl.
Doch nicht nur in der Außenwirkung dürfte die Fusion Schwierigkeiten bringen. Auch bei Bayer sind längst nicht alle Beschäftigten von den Segnungen der Amerikaner überzeugt. „Monsanto passt nicht zu uns“, sagt ein leitender Mitarbeiter. „Wir legen uns da mit dem Teufel ins Bett“, urteilt ein Angestellter aus der Pflanzenschutz-Sparte. Etwa dreißig Prozent der Mitarbeiter dürften Bedenken gegen Monsanto haben, lautet eine interne Schätzung. Baumann muss da noch viel interne Überzeugungsarbeit leisten.
„Entscheidend ist es, sich intensiv mit den Wertesystemen der Mitarbeiter von Bayer und Monsanto auseinanderzusetzen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten.“ Im Anschluss müsse entschieden werden, wie man zukünftig mit den Unterschieden umgehen will. „Für Marken ist das fundamental. Daran scheitern immer wieder Fusionen.“
In der breiten Bevölkerung genießt die Unternehmensmarke Bayer einen hervorragenden Ruf, das liegt auch an Marken wie Aspirin. Gerade im Geschäft mit Pharmaprodukten ist das Vertrauen der Kunden extrem wichtig. „Bayer sollte sich deswegen genau überlegen, wie schnell sie die Marke Monsanto abschaffen“, sagt Gietl. „Niemand wird glauben, dass das Geschäftsgebaren von Monsanto sich plötzlich ändert, nur weil sie jetzt zu Bayer gehören.“
Umso wichtiger ist es, dass Bayer offen und integer nach außen kommuniziert, wie die künftige Firmenkultur aussehen soll.