Monsanto-Übernahme "Fusion hängt von Bayers Bereitschaft zu Zugeständnissen ab"

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Wettbewerbsrechtlich problematisch

Wie lange dauert so eine Prüfung?
Das ist in den einzelnen Jurisdiktionen völlig unterschiedlich geregelt. Dieser Fall wird wahrscheinlich unter anderem auf EU-Ebene angemeldet. Die EU-Kommission hat in einer ersten Phase 25 Arbeitstage Zeit für die Prüfung. Stößt sie auf wettbewerbsrechtliche Bedenken, tritt sie in eine zweite Phase ein, in der sie zunächst weitere 90 Arbeitstage für die Untersuchung Zeit hat, den Zusammenschluss freizugeben - gegebenenfalls unter Auflagen - oder zu untersagen. Vor der förmlichen Anmeldung bei der Kommission findet jedoch noch ein Abstimmungsprozess zwischen den beteiligten Unternehmen und der Kommission statt, der ebenfalls einige Monate in Anspruch nehmen kann. In der EU kann ein Fusionskontrollverfahren also mehr als fünf Monate dauern. In den USA oder anderen Jurisdiktionen, in denen der Zusammenschluss möglicherweise angemeldet werden muss, können die Zeitabläufe noch einmal anders aussehen, jedenfalls können schon acht bis zwölf Monate vergehen.

Die größten Chemiekonzerne der Welt
Platz 10 - PPG Industries (USA) Quelle: AP
Linde Quelle: dpa
Platz 8: Air Liquide (Frankreich) Die Erfindung von flüssiger Luft legte den Grundstein für einen Weltkonzern. Im vergangenen Jahr kam der französische Chemieriese auf einen Umsatz von 19,08 Milliarden Dollar. Quelle: obs
Platz 7: Henkel (Deutschland)Weltweit ist der Düsseldorfer Konzern bekannt für seine Marken Persil, Pril oder Pritt. Mit einem Umsatz von 19,69 Milliarden Dollar spielt der Dax-Konzern auch unter den internationalen Chemieriesen vorne mit. Quelle: dpa
Platz 6: Dupont (USA)Der komplette Name des amerikanischen Chemieriesens lautet „E I Du Pont de Nemours“. Das geht zurück auf die französischen Gründer, die in die USA emigriert waren und dort 1802 begannen, Sprengstoffe zu produzieren. Heute macht das Unternehmen in über 80 Ländern weltweit einen Umsatz von insgesamt 24,6 Milliarden Dollar. 2017 erfolgte die Fusion mit dem Rivalen Dow Chemical zum größten Chemiekonzern der Welt. Quelle: dpa
LyondellBasell Industries (Niederlande) Quelle: REUTERS
Platz 4 - Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien) Quelle: SABIC

Was wird schwieriger für Bayer, die Fusionskontrolle durch die EU-Kommission oder die Prüfung durch die US-Kartellbehörden?
Das ist aus der Ferne nicht abzusehen. Das hängt davon ab, wie Bayer und Monsanto auf den jeweiligen Märkten aufgestellt sind.

Die Autoren der oben bereits angesprochenen Studie kommen zu dem Schluss, dass die Fusion durch die US-Kartellrechtler gekippt wird. Sie argumentieren unter anderem mit dem Clayton Act,  ein US-Gesetz, das wettbewerbsverzerrende Unternehmenszusammenschlüsse untersagt.
Das mag sein. Bayer und Monsanto sind aber rechtlich beraten. Die Berater sind wohl zu dem Schluss gelangt, dass es nicht aussichtslos ist, eine Freigabe durch die Kartellbehörden zu erhalten – mit oder ohne Auflagen.

Große Firmenübernahmen in Deutschland und weltweit

Auflagen erhielt Monsanto bereits 2008. Damals musste der Saatgutriese sich von Vermögenswerten im Bereich Baumwollsaatgut trennen, um die „Delta and Pine Land Company“ zu übernehmen. Gekauft hat die Anteile Bayer. Die gerichtliche Anordnung lautete, vor 2018 dürfte weder Monsanto noch dessen Rechtsnachfolger das abgestoßene Geschäft zurückkaufen. Inwiefern ist die richterliche Anordnung problematisch?
Wahrscheinlich ist das in den USA wettbewerbsrechtlich problematisch. Möglich wäre etwa die Auflage, dass Bayer die damals übernommenen Teile veräußern muss oder bestimmte Bereiche von Monsanto nicht übernommen werden können.

Sollte die Fusion nicht zustande kommen, hat sich Bayer verpflichtet zwei Milliarden US-Dollar an Monsanto zu zahlen.
Mitunter wird eine solche Klausel aufgenommen. Der Betrag steht in einem bestimmten Verhältnis zum Kaufpreis und zum Risiko.

Die größten Deals deutscher Firmen im Ausland
Bayer will Monsanto kaufen Quelle: AP
Bayer AG und Merck & Co Consumer Care Business Quelle: dpa
Eon Quelle: dpa
Eon Quelle: dpa
Linde und BOC Group Quelle: AP
Merck und Sigma-Aldrich Quelle: dpa
Heidelberg Cement Quelle: dapd

Glauben Sie, Bayer wird am Ende die zwei Milliarden US-Dollar zahlen müssen?
Das ist schwer von außen zu beurteilen und könnte maßgeblich davon abhängen, zu welchen Zugeständnissen Bayer gegenüber den Wettbewerbsbehörden bereit ist.

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