Renommierte Rechtswissenschaftler warnen bereits, dass ein Zusammenschluss mutmaßlich gegen das US-Kartellrecht verstoßen würde – und demzufolge gerichtlich untersagt werden müsste. Maurice Stucke und Allen Grunes heißen die Zweifler. Die Rechtsprofessoren haben früher als Anwälte für das US-Justizministerium, Abteilung Kartellrecht, gearbeitet. In einer 32-seitigen Studie – finanziert von der internationalen Verbraucherbewegung „SumOfUs“ – führen sie detailliert aus, wie ein Zusammenschluss von Bayer und Monsanto den Wettbewerb massiv einschränken würde – mit Folgen für Bauern ebenso wie für Konsumenten.
Ein Beispiel ist das Geschäft mit genverändertem Saatgut. Schon heute ist Monsanto mit weitem Abstand Marktführer. Mais und Sojabohnen werden in den USA zum Großteil mit Samen des US-Konzerns angebaut. Bei Baumwolle erhöht der Zusammenschluss die Marktkonzentration: Auf über 31 Prozent der Anbauflächen werden Monsanto-Samen verwendet. Einen höheren Marktanteil hat nur Bayer mit 38,5 Prozent. Ein Zusammenschluss der beiden Konkurrenten „würde zu einer Marktkonzentration führen“, die „inakzeptabel hoch“ sei, so die Rechtsprofessoren.
Ähnlich sei es bei dem Geschäft mit Unkrautvernichtern. Monsanto stellt den Kassenschlager Roundup her. Wichtigster Konkurrent ist Bayer mit seinem Produkt LibertyLink. Ein Zusammenschluss von Bayer und Monsanto, bilanzieren die Studienautoren, würde nicht nur mutmaßlich gegen das Kartellrecht verstoßen, sondern auch gegen eine gerichtliche Auflage von 2008.
Damals schloss Monsanto den Kauf der „Delta and Pine Land Company“ ab. Die Behörden meldeten kartellrechtliche Bedenken ein. Monsanto lenkte ein und sagte zu, sich von Teilen des Baumwollgeschäfts zu trennen. Bayer sprang als Käufer ein. Die gerichtliche Anordnung: Vor 2018 dürfe Monsanto oder dessen Rechtsnachfolger das abgestoßene Geschäft nicht zurückkaufen.
Zweifelnde Aktionäre
Als Bayer-Chef Werner Baumann nun den Deal bekanntgab, stieg die Bayer-Aktie bis zum Nachmittag um vier Prozent. Viele Aktionäre begrüßen die industrielle Logik: Bayer und Monsanto schaffen den weltgrößten Agrarkonzern, der Pflanzenschutzmittel und Saatgut aus einer Hand anbietet. Doch nicht alle Anleger sind von der Sinnhaftigkeit des Monsanto-Deals überzeugt. Weltweit stehen die Agrarmärkte unter Druck. Die Einkommen der Landwirte sinken, vor allem aufgrund sinkender Getreidepreise – den Bauern fehlt derzeit schlicht das Geld, um im größeren Stil Pflanzenschutzmittel oder Saatgut zu kaufen. Besonders arg sieht es bei Monsanto aus.
Beim US-Konzern sanken Umsatz und Gewinn zuletzt deutlich. Der von Monsanto entwickelte Pflanzenschutz Glyphosat steht weltweit in der Kritik und im Verdacht, krebserregend zu sein. Zwar hoffen Bayer-Agrarvorstand Liam Condon und Monsanto-Boss Hugh Grant, dass der Agrochemie-Markt ab Mitte 2017 wieder anzieht.
Doch die optimistische Prognose der Manager gründet vor allem auf dem Prinzip Hoffnung. Eine seriöse Prognose für 2018 sei nicht möglich, zu viel hänge von den Ernten oder dem Vegetationsverlauf ab, sagen Landwirtschaftsexperten. Bislang gebe es nur Anzeichen auf Besserung.