Im Übernahmepoker mit Bayer arbeitet der US-Saatgutriese Monsanto offenbar an einer Giftpille gegen die 62 Milliarden Dollar schwere Offerte der Leverkusener. Monsanto habe Gespräche mit dem Ludwigshafener Chemiekonzern BASF über eine mögliche Kombination der Agrarchemiegeschäfte der beiden Unternehmen wieder aufgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur "Bloomberg". Die Amerikaner prüften eine Reihe von möglichen Deals, darunter auch den Kauf der BASF-Pflanzenschutzsparte Agricultural Solutions.
BASF würde in diesem Fall mit neuen Monsanto-Aktien bezahlt werden, meldete die Agentur unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Gespräche befänden sich in einem frühem Stadium und es gebe noch keine Entscheidungen. Monsanto könnte mit einem solchem Schritt die Übernahmepläne von Bayer durchkreuzen, die den Saatgutkonzern schlucken wollen. Sprecher von BASF und Bayer wollten den Bericht nicht kommentieren.
An der Börse trieben die Spekulationen um einen möglichen Verkauf der Pflanzenschutzsparte die BASF-Aktien am Donnerstag an. Die Titel legten um mehr als drei Prozent auf 71,62 Euro zu und gehörten zu den größten Dax-Gewinnern. "Dieser Deal ist eindeutig als 'Giftpille' für Bayer gedacht", sagte ein Aktienhändler. Damit wolle sich Monsanto als Kaufobjekt unattraktiver machen. Die Übernahmepläne von Bayer waren an der Börse nicht gut angekommen, vor allem der hohe Preis war kritisiert worden. Die Aktien der Leverkusener könnten daher von einem Scheitern des Deals profitieren, urteilte DZ-Bank-Analyst-Peter Spengler. Bayer-Aktien notierten fast zwei Prozent im Plus.
Der Saatgutkonzern Monsanto
Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von – oft auch gentechnisch verändertem – Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten – auch in Deutschland.
Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als „Kernanliegen“, wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.
Quelle: dpa
Wie "Bloomberg" weiter berichtete, gibt es im Monsanto-Vorstand Uneinigkeit über den Sinn möglicher Deals mit BASF oder Bayer. Einige Vorstände wollten die Unabhängigkeit des Unternehmens wahren, während andere eine Übernahme bevorzugten. Zudem sei mit Druck von Investoren zu rechnen, wenn Monsanto die Bar-Offerte über 122 Dollar je Aktie von Bayer ausschlage und stattdessen für einen Kauf der BASF-Sparte neue Aktien ausgebe. BASF setzte im vergangenen Jahr in seiner Pflanzenschutzsparte 5,8 Milliarden Euro um - gut acht Prozent des Gesamtumsatzes - und ist die Nummer drei im weltweiten Pflanzenschutzgeschäft nach der Schweizer Syngenta und Bayer.
BASF SIEHT SICH NICHT UNTER DRUCK
Monsanto hatte im Mai die Übernahmeofferte von Bayer zurückgewiesen, aber Gesprächsbereitschaft bekundet. Monsanto sei weiter offen für Gespräche mit dem Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern, zugleich spreche das Unternehmen aber auch mit "anderen" über alternative strategische Optionen, hatte Vorstandschef Hugh Grant gesagt. Reuters hatte von mit der Sache vertrauten Personen erfahren, dass Monsanto mögliche Kombinationen mit anderen Firmen in der Branche prüft. Dabei kämen BASF in Frage oder Geschäfte, von denen sich die US-Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont bei ihrer Mega-Fusion trennen müssten. Zudem peilt ChemChina für 43 Milliarden Dollar den Kauf des Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta an.
Die Gespräche zwischen Monsanto und Bayer befinden sich derzeit in einer Sackgasse. Während die Leverkusener Einblick in die Bücher von Monsanto wollen, bevor über eine Anhebung des Angebots entschieden werden kann, fordert der Saatgutriese eine höhere Offerte, bevor er dies zulässt, berichten mit der Sache vertraute Personen. Sollte die Übernahme glücken, wäre es die größte in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
BASF sieht sich wegen der Übernahmepläne von Bayer nicht unter Druck. "Wir sind nicht in die Ecke getrieben", hatte Vizechef Martin Brudermüller kürzlich gesagt. BASF habe ein sehr profitables, innovatives Pflanzenschutzgeschäft mit einer vollen Pipeline. Die Ludwigshafener arbeiten bereits seit 2007 mit Monsanto bei der Entwicklung biotechnologisch veränderter Nutzpflanzen zusammen.