M&A-Geschäft Übernahmen sind so attraktiv wie lange nicht

Das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen startet rasant ins Jahr 2018. Das Volumen der angekündigten Fusionen beläuft sich bereits auf 152,5 Milliarden Dollar. Weitere große Transaktionen dürften folgen.

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AIG zahlte 5,56 Milliarden Dollar für den britischen Rückversicherer Validus. Quelle: Reuters

New York Vom Pharma- bis zum Finanzsektor läuft das M&A-Geschäft im Jahre 2018 rund um den Globus auf Hochtouren. Zwar sind erst drei Wochen des neuen Jahres vergangen, doch das Volumen der angekündigten Fusionen beläuft sich bereits auf 152,5 Milliarden Dollar. Einen höheren Wert hatte es zuletzt im Technologie-Deal-Wahn des Jahres 2000 gegeben, wie Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg zeigen. Damals waren im selben Zeitraum 374 Milliarden Dollar.

Banken zufolge verleihen die US-Steuerreform, die robuste Konjunkturentwicklung und die steigenden Aktienkurse den Managern die nötige Zuversicht, trotz aller Bedenken milliardenschwere Transaktionen zu unterzeichnen – und in manchen Fällen auch hohe Preise zu zahlen. „Wir befinden uns weiter in jenem Goldilocks-Szenario, das zum starken Abschluss des M&A-Jahres 2017 beigetragen hat“, sagt Susie Scher, Co-Head Americas Financing bei Goldman Sachs in New York.

2017 hatten Manager und Berater lange darauf gewartet, dass US-Präsident Donald Trump seine Steuerversprechen umsetzt. Als es im September schließlich soweit war, bejubelten die Firmen nicht nur die niedrigen Steuersätze, sondern auch die geringeren Abgaben bei der Rückführung von Auslandsvermögen. Möglicherweise werden mit den Einsparungen künftig neue Übernahmen finanziert. „Die Klarheit über die Steuerreform hat dazu geführt, dass die Unternehmen jetzt Entscheidungen treffen können, die sie im vergangenen Jahr womöglich noch auf Eis gelegt hatten“, sagt Scher.

Vor allem für JP Morgan war es bislang ein gelungenes Jahr. Die Bank war an Transaktionen im Wert von fast 42 Milliarden Dollar beteiligt und führt damit die Tabelle der M&A-Berater an. Der übliche Platzhirsch der Vergangenheit, Goldman Sachs, kommt bislang nur auf Rang neun.

Gesellschaften aus Nordamerika sind besonders im Fokus. Im Vorjahr waren sie bei Firmenkäufern noch außen vor, doch 2018 stehen sie wieder auf der Einkaufsliste und machen fast 60 Prozent aller angekündigten Transaktionen aus. Der bislang größte Deal des Jahres war die – einschließlich aller Verbindlichkeiten – rund 14,5 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Lebensmittelherstellers Scana durch Dominion.

Aufsehen erregte auch ein Deal in der Versicherungsbranche: American International Group (AIG) zahlte 5,56 Milliarden Dollar für den britischen Rückversicherer Validus – die größte eigenständige AIG-Akquisition seit 17 Jahren. Auch der amerikanische Pharmahersteller Celgene hat mit der neun Milliarden Dollar schweren Übernahme des Krebsspezialisten Juno Therapeutics eines der größten Geschäfte der Firmengeschichte vollzogen.

Diese Transaktion zeigt: Manager schrecken vor hohen Prämien nicht zurück – auch, wenn sie die Bewertungen noch weiter nach oben treiben. So zahlt Celgene 87 Dollar pro Juno-Aktie – 91 Prozent über dem letzten Schlusskurs, bevor beide Unternehmen über eine Übernahme verhandelten. Seit 2008 hat es bei US-Transaktionen mit einem Volumen von mindestens fünf Milliarden Dollar nur in zwei Fällen einen höheren Aufschlag gegeben.

Europäische Ziele hingegen waren bislang weniger attraktiv. Auf sie entfielen lediglich Transaktionen im Wert von 32,4 Milliarden Dollar. Bewegung gab es am Montag: Nach monatelanger Suche legt der Pharmariese Sanofi 11,6 Milliarden US-Dollar für Bioverativ auf den Tisch.

„Ich würde in diesem Jahr mit weiteren großen Transaktionen rechnen. Ganz einfach deshalb, weil die Konstellation günstig ist“, sagt Jeff Cohen, Global Head für Leveraged Finance Capital Markets bei der Credit Suisse. „Private-Equity-Gesellschaften verfügen über reichlich Zusagen für frisches Geld, haben in den vergangenen zwölf Monaten teilweise sehr hohe Summen eingesammelt und die Kreditmärkte sind so wagemutig und widerstandsfähig, wie wir es schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben.“

Die bisher für 2018 angekündigten Akquisitionen könnten dann in den Schatten gestellt werden, wenn sich einer der am meisten erwarteten Zusammenschlüsse realisieren sollte: Shari Redstone, Vice Chairman des US-Medienunternehmens CBS, drängt abermals auf eine Fusion mit Viacom. Beide Firmen waren Ende 2005 durch die Aufspaltung des alten Viacom-Konzerns entstanden.

Dessen ungeachtet beobachten die Vorstandschefs aus unterschiedlichen Branchen aufmerksam den Versuch des US-Justizministeriums, die von AT&T vorgeschlagene Übernahme von Time Warner im Wert von 85,4 Milliarden Dollar zu blockieren. Sollte die für den 19. März terminierte Klage erfolgreich sein, könnte sie andere Manager von ihren Übernahmeplänen abbringen.

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