Eigentlich sollte es im zweiten Halbjahr dieses Jahres soweit sein. Vor einigen Wochen zogen die BASF und der Investor LetterOne dann jedoch den Börsenplan für ihre Öl- und Gastochter Wintershall Dea erstmal zurück. Den beiden Eigentümern erschienen etwa die mittelfristigen Prognosen für die Öl- und Gaspreise zu wenig attraktiv. Stattdessen werde die Platzierung am Aktienmarkt nun „nach 2021 angestrebt“, hieß es wenig konkret.
Nun jedoch könnte Bewegung in die Pläne kommen. Der Grund: Die USA und Deutschland haben sich im Streit um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 geeinigt. Der Bau kann vollendet werden, der Betrieb losgehen. US-Sanktionen gegen beteiligte Unternehmen sind damit erst einmal abgewendet. Die BASF-Tochter Wintershall hatte als einer von insgesamt fünf Investoren bis zu 950 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Markus Mayer, Leiter Research bei der Baader Bank, rechnet damit, dass nun die Börsenpläne wieder Fahrt aufnehmen: „Durch die Einigung bei Nord Stream 2 steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Wintershall in absehbarer Zeit an die Börse gehen wird. Vor allem US-Investoren haben die Risiken für Wintershall Dea kritisch gesehen. Nun hat sich die Lage jedoch deutlich entspannt.“ Dass die beiden Eigentümer ihre Börsenpläne für das zweite Halbjahr 2021 wieder aufnehmen, hält Mayer allerdings für ausgeschlossen.
Auch Oliver Schwarz, Analyst beim M.M. Warburg meint: „Das wird die Börsenpläne für Wintershall Dea beflügeln. Wintershall hatte Nord Stream 2 mit etwa einer Milliarde Euro finanziert; das Geld hätte ansonsten womöglich abgeschrieben werden müssen.“
Die BASF dämpft jedoch die Erwartungen: „Der Börsengang wird nicht mehr im Jahr 2021 angestrebt. Die Einigung bei Nord Stream 2 hat keinen Einfluss auf die zeitliche Planung des Börsengangs der Wintershall Dea“, erklärt das Unternehmen.
Wintershall begrüßt „den Neustart der transatlantischen Beziehungen und das gemeinsame Bestreben von Berlin und Washington, politische und wirtschaftliche Herausforderungen kooperativ anzugehen.“ Das Unternehmen ist davon „überzeugt, dass Nord Stream 2 einen wichtigen Beitrag für die europäische Versorgungssicherheit und für den Übergang in eine klimaschonendere Energieversorgung Europas leisten wird“.
Mehr zum Thema: Nach zähen Verhandlungen legt die Biden-Administration den Konflikt mit der Bundesregierung über die umstrittene Gaspipeline bei. In Washington erfährt das Abkommen harsche Kritik. Für Biden bleibt der Deal ein Risiko.