Nach fünf Jahren an der Spitze Die Übernahme durch AMS kostet Osram-Chef Berlien den Job

Quelle: dpa

Nach der Übernahme von Osram durch AMS nimmt Vorstandschef Olaf Berlien den Hut. Der Aufsichtsrat habe eine „Neuorganisation der Unternehmensführung“ beschlossen. Berlien hatte sich erbittert gegen die Übernahme gewehrt.

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Nach der Übernahme von Osram durch die österreichische AMS nimmt Vorstandschef Olaf Berlien Ende Februar den Hut. Der Aufsichtsrat habe eine „Neuorganisation der Unternehmensführung“ beschlossen, teilte der Lichtkonzern am Dienstag in München mit. Mit Berlien, der seit Anfang 2015 an der Spitze von Osram stand und das Unternehmen massiv umgebaut hat, solle daher über eine vorzeitige Auflösung seines Vertrages verhandelt werden. „Olaf Berlien hat mit Osram neue Wege beschritten und dem Unternehmen eine aussichtsreiche Zukunft in der Kombination mit AMS ermöglicht“, erklärte AMS-Chef Alexander Everke.

Die Übernahme durch AMS, gegen die sich Berlien anfangs erbittert gewehrt hatte, kostet ihn nun den Job. Der Aufsichtsrat will mit ihm Verhandlungen „über eine einvernehmliche vorzeitige Beendigung seiner Tätigkeit per Ende Februar 2021“ aufnehmen, wie Osram mitteilte. Über Berliens Abschied war seit Monaten spekuliert worden, er hatte aber Gedanken daran noch vor wenigen Wochen dementiert: Er fühle sich wohl, seine Arbeit mache ihm Spaß.

Sein Nachfolger an der Spitze der AMS-Tochter wird ein alter Bekannter: Der ehemalige Osram-Finanzvorstand Ingo Bank, der noch während des Übernahmeprozesses in gleicher Funktion zu AMS gewechselt war, soll Berliens Posten zum 1. März 2021 zusätzlich übernehmen.

Olaf Berlien nimmt Ende Februar den Hut. Quelle: REUTERS

Auch den Aufsichtsratschef stellen künftig die Österreicher: AMS-Vorstand Thomas Stockmeier, der dem Gremium schon angehört, übernimmt Mitte Dezember dessen Vorsitz. Der ehemalige Infineon-Chef Peter Bauer zieht sich dann nach gut sieben Jahren an der Spitze des Gremiums aus dem Aufsichtsrat zurück.

Der Abgang von Technologievorstand Stefan Kampmann war bereits Anfang November bekannt gegeben worden. Zugleich wurde die Verkleinerung des Vorstands von drei auf zwei Personen angekündigt.

Hintergrund der Änderungen ist der jüngst beschlossene Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen AMS und Osram, der in den nächsten Wochen wirksam werden soll. Er gibt AMS weitgehende Befugnisse bei Osram. Ende 2019 war AMS nach langem Tauziehen mit einem Übernahmeangebot für Osram erfolgreich gewesen. Seit es im Sommer vollzogen wurde, halten die Österreicher die Mehrheit am Münchner Konzern. Osram erwartet, dass die operativen Tätigkeiten Anfang 2021 kombiniert werden können.


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Weder für den angeschlagenen Lichtkonzern Osram noch für AMS lief es zuletzt rund, erst Anfang November hatten beide Unternehmen rote Zahlen für das abgelaufene Quartal präsentieren müssen. Der Verlust der fortgeführten Geschäfte im vierten Quartal fiel mit 89 Millionen Euro nach Steuern und 267 Millionen im gesamten Geschäftsjahr bei Osram deutlich aus. Auch AMS rutschte im dritten Quartal in die roten Zahlen. Im zweiten Quartal hatten sich die Österreicher, bei denen sich Geschäfts- und Kalenderjahr decken, noch knapp im Gewinn halten können. Zum deutlichen Fehlbetrag von 125 Millionen Euro in den fortgeführten Geschäften trug aber auch die erstmalige Konsolidierung der neuen Tochter bei. Gemeinsam machten die Unternehmen gut 1,2 Milliarden Euro Umsatz.

Trotzdem gaben sich AMS und Osram optimistisch für die Zukunft. Berlien sagte bei der Vorstellung der Quartalszahlen, es gebe für das laufende neue Geschäftsjahr gute Auftragseingänge im wichtigen Auto-Geschäft.

Mehr zum Thema: Warum die Jobgarantien bei Osram wieder wackeln.

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