Nach Tierversuchen Daimler entlässt den Leiter für Umweltschutz

Nach Volkswagen zieht auch Daimler personelle Konsequenzen aus den Abgastests an Affen. Der Leiter für den Umweltschutz wird freigestellt. Bei BMW wurde dagegen noch kein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen.

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Auch Daimler finanzierte die Tierversuche an Affen und zieht nun personelle Konsequenzen. Quelle: dpa

Stuttgart Der nächste führende Manager der Autobranche muss wegen seiner Verantwortung für Tierversuche zu PR-Zwecken abtreten. Daimler nach. Daimler teilte am Mittwoch mit, den involvierten Manager beurlauben. Sein Name: Udo Hartmann. Sein bisheriger Titel: Leiter Konzern Umweltschutz der Daimler AG. Bereits am Dienstag hatte Volkswagen seinen Cheflobbyisten Thomas Steg freigestellt, weil er seit Jahren von den Versuchen wusste, bei denen Affen stundenlang Abgase von Dieselmotoren einatmen mussten.

Daimler-Manager Hartmann saß im Vorstand der Europäischen Forschungseinrichtung für Umwelt und Gesundheit im Transportwesen (EUGT). Über diese Lobbyeinrichtung hatten die Autobauer die höchst umstrittene Studie finanzierte, bei denen die Affen die schädliche Abgase von Dieselmotoren einatmen mussten. Wissenschaftlichen Sinn hatten die Versuche nicht, wie die finanzierenden Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen inzwischen zugaben. Ziel war einzig, positive Argumente für den Dieselmotor zu gewinnen.

Als dies misslang, waren die Konzerne verärgert. Die Tests selbst wurden in den USA durchgeführt, am Lovelace Respiratory Research Institute (LRRI) in Albuquerque. Die Forscher sperrten zehn Affen in einen Glaskasten und maßen nach, welche Abgase ihnen mehr schadeten – die eines alten Ford-Pickup oder die eines neuen VW Beetle.

Über das Ergebnis gab es Streit. Die Forscher vom LRRI hielten fest, dass der neue VW Beetle die Lungen der Affen mehr schädigte, als der alte Ford. Der Chefwissenschaftlicher des EUGT rügte, dass die Amerikaner Fehler in ihrem Versuchsablauf hatten. Die Studie des LRRI wurde nie veröffentlicht, die Deutschen weigerten sich, die letzte Rate der Rechnung zu bezahlen.

Daimler und Volkswagen haben nun die ersten Konsequenzen gezogen. Aber auch BMW finanzierte die Lobbyvereinigung EUGT, ein Manager von BMW saß dort ebenfalls im Vorstand. Der bayerische Fahrzeughersteller hat bisher keine Maßnahmen angekündigt.

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