Der spanische Baukonzern hatte sich vor eineinhalb Jahren durch eine feindliche Übernahme die Mehrheit an Hochtief gesichert. Durch die Übernahme wollte sich das Unternehmen weniger abhängig vom krisengeschüttelten spanischen Markt machen. Doch hat der Essener Konzern bisher die Rendite-Erwartungen der Spanier enttäuscht. Die Hochtief-Aktien sind heute deutlich weniger Wert als beim Einstieg von ACS. Dies schmerzt die Spanier umso mehr, da sie ohnehin auf einem Schuldenberg von mehr als neun Milliarden Euro sitzen.
Wer Hochtief bereits verlassen hat
Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat Vorstandschef Marcelino Fernández den Geschäftsführer der Hochtief-Solutions-Sparte Energie und Infrastruktur, Stephan Hebgen, von seinen Aufgaben freigestellt. Ende Oktober 2013 verabschiedete sich Hebgen, der zudem Mitglied im Solutions-Aufsichtsrat war und dort die Leitenden Angestellten vertrat, in einer E-Mail von den Mitarbeitern.
Die spanische Mutter ACS setzt Hochtief-Chef Frank Stieler Ende November 2011 vor die Tür. Er hatte sein Amt erst im Mai 2011 angetreten. Insider vermuten, Stieler haben den Spaniern die Probleme der Tochter nicht schnell genug gelöst und Verkaufspläne nicht entschieden genug vorangetrieben.
Schränkler, 48, leitet als Vorstandsvorsitzender die Sparte Concessions und war Chef der Flughafensparte. Die Sparte hat Chef Stieler zum Teil schon auf andere Manager übertragen, die Flughafensparte steht zum Verkauf. Schränkler muss sich "neuen beruflichen Herausforderungen stellen". Seine Aufgaben übernehmen die beiden verbliebenen Geschäftsführer Holger Linkweiler und Gerhard Schroeder.
Im September 2011 wird Personalchef Gerhard Peters entmachtet. Brisant ist die Entmachtung, weil Peters im Hochtief-Aufsichtsrat sitzt und dort zu den Gegnern der Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS zählte.
Auch Bernward Kulle, Vorstand der Tochter Concessions und Spezialist fürs Geschäft mit Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP), reichte kurz nach der Übernahme die Kündigung ein.
Rocksien, 49, Cheflobbyist in Berlin und Leiter der Abteilung Politik und Verbände der Hochtief AG, verkündete Mitte Dezember 2011 seinen Abschied. Rocksien hatte seit September 2010 vergebens versucht, Bundesregierung und Abgeordnete zu einer schnellen Änderung des Wertpapierübernahmegesetzes zu bewegen, um die feindliche Übernahme von Hochtief durch ACS zu verhindern.
Rohr verlässt den Konzern Ende Dezember 2011. Er war 15 Jahre im Konzern und leitete das Amerika-Geschäft und die Flughafensparte. Rohr war der letzte Konzernvorstands der Lütkestratkötter-Ära und zu diesem Zeitpunkt der achte Top-Abgang seit Stielers Amtsantritt.
Die Leiterin der Konzernkommunikation, Jutta Hobbiebrunken, verlässt ebenfalls nach der verlorenen Übernahmeschlacht Mitte Mai 2011 das Unternehmen. Hobbiebrunken galt als enge Vertraute des früheren Vorstandschefs Herbert Lütkestratkötter. Sie war seit 1994 bei Hochtief und baute die Konzernkommunikation im In- und Ausland auf.
Vorstandsmitglied Peter Noé wollte nach dem Einstieg der Spanier nicht länger für Hochtief tätig sein, er verabschiedete sich kurz nach der feindlichen Übernahme im Mai 2011.
Finanzvorstand Burkhard Lohr tritt kurz nach der Übernahme durch ACS ab. Lohr mochte sich nicht mit dem neuen Mehrheitseigner abfinden. Er wird durch vom ehemaligen Ferrostaal-Manager Peter Sassenfeld ersetzt.
Ende Oktober 2011 wirft der Vorstandschef der Bausparte Hochtief Solutions, Henner Mahlstedt, den Bettel hin.
Der Finanzvorstand der Sparte Solutions, Heiner Helbig, 54, wirft im Herbst 2011 das Handtuch, gemeinsam mit seinem Kollegen Henner Mahlstedt.
Hochtief-Aktie im Plus
Schon die Ankündigung des Führungswechsels hatte deshalb alte Befürchtungen wiederbelebt, ACS könne versuchen, durch einen Verkauf der weitgehend unabhängig geführten Hochtief-Töchter Leighton in Australien oder Turner in den USA die eigene Schuldenlast deutlich zu senken. Diese Befürchtungen wurden allerdings auch durch die Beteuerungen der Hochtief-Spitze nicht völlig ausgeräumt.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, bewertete die Versicherungen der Konzernspitze im dapd-Gespräch unverhohlen als "Beruhigungspille", die nicht zuletzt für die Arbeitnehmer bestimmt sei. Man dürfe derartige Äußerungen nicht überbewerten. Schließlich seien sie vor Gericht nicht einklagbar, sagte der Aktionärsschützer. Es stelle sich die Frage, warum der große Führungswechsel bei Hochtief nötig sei, wenn alles weitergehen solle wie bisher.
Verdes löst den erst seit eineinhalb Jahren amtierenden Hochtief-Chef Frank Stieler ab, der mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurücktrat. Auch Aufsichtsratschef Manfred Wennemer wird sein Amt zum Jahresende "aus persönlichen Gründen" niederlegen und aus dem Aufsichtsrat ausscheiden, wie der Konzern mitteilte. Als Nachfolger wurde Thomas Eichelmann bestellt. Der 47-jährige gehört dem Aufsichtsrat seit Mai 2011 an und war früher unter anderem als Finanzvorstand der Deutschen Börse tätig. An der Börse gewann die Hochtief-Aktie am Dienstag mehr als zwei Prozent an Wert.