OMV und Russland Österreichs Ölkonzern ist abhängig von Gazprom

OMV will über ein Tauschgeschäft mit Gazprom in den russischen Markt einsteigen. Gelingt das nicht, sieht es düster aus. Einen Plan B gibt es nicht, gesteht der Vorstandschef des Ölkonzerns – und kürzt die Dividende.

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Der österreichische Konzern setzt voll auf den Einstieg in Russland. Quelle: Reuters

Wien Der österreichische Erdöl- und Gaskonzern OMV verschärft wegen des Ölpreisverfalls seinen Sparkurs. „Die OMV ist in ihrer jetzigen Verfassung kein Erfolgsmodell. Wir geben schlichtweg zu viel aus“, sagte Konzernchef Rainer Seele. Vor allem die Kosten für die Suche nach Öl und Gas seien aus dem Ruder gelaufen und sollen in den kommenden zwei Jahren auf 300 Millionen Euro jährlich halbiert werden.

Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS Ebit vor Sondereffekten) brach 2015 um 38 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro ein, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Insgesamt musste OMV daher im vergangenen Jahr drei Milliarden Euro abschreiben. Inklusive dieser Belastungen verbuchte der Konzern unter dem Strich einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 278 Millionen Euro im Vorjahr. Die Dividende will OMV nun auf 1,00 (Vorjahr: 1,25) Euro je Aktie kürzen.

Wichtigstes Ziel ist für Österreichs größten Industriekonzern der Einstieg in Russland. Sollte das geplante Tauschgeschäft mit dem russischen Energieriesen Gazprom scheitern, müsse das Unternehmen seine Strategie anpassen. Einen Plan B gebe es nicht, sagte Seele.

Der teilstaatliche Konzern will sich mit knapp 25 Prozent an einem Teil des sibirischen Öl- und Gasfelds Urengoy beteiligen und bietet Gazprom im Gegenzug Anteile an Unternehmensteilen an. Wie dieses Tauschgeschäft im Detail aussehen wird, ist weiterhin offen. „Die Due Diligence dauert noch mehrere Monate“, sagte Seele. Bisher hätten sich die Russen noch nicht geäußert, welche Teile der OMV für sie von Interesse wären.

Vom politischen Umfeld will sich der Firmenchef nicht beeinflussen lassen. „Wirtschaftliche Aspekte sind für uns die vorrangigen Aspekte“, sagte Seele. Zwischen Russland und dem Westen herrschen derzeit aufgrund der Krisen in der Ukraine und in Syrien massive Spannungen.

Darüber hinaus will der Konzern die Kosten drücken, indem er verstärkt im Nahbereich von bestehenden Ölfeldern investiert. Zudem sollen die Bohrungen dank modernerer Technik effektiver werden. Aber auch bei den Gesamtkosten will die OMV angesichts der mauen Aussichten noch einmal auf die Bremse treten. Nachdem zuletzt 200 Millionen Euro eingespart wurden, will das Unternehmen nun die Ausgaben um weitere 100 Millionen Euro über alle Bereiche kürzen.

„Wir haben schwierige Jahre vor uns, die Öl- und Gaspreise sind im Keller“, sagte Seele. Ein massiver Stellenabbau - wie dies andere große Ölkonzerne angekündigt haben - sei aber nicht geplant.

Angesichts des schwierigen Umfeldes ist für den OMV-Chef die Steigerung der Produktion „zweitrangig“. „Ziel sind im Schnitt 300.000 Barrel am Tag bis 2020 zu halten“, sagte Seele. Ende 2015 lag die Produktion bei 303.000 Fass pro Tag. Sollte das Geschäft mit Gazprom gelingen und in den Krisenländern Libyen und Jemen die Produktion wieder aufgenommen werden, könnte der Förderung bis 2020 auch auf 360.000 Barrel gesteigert werden.

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