
In der Münchner Siemens-Zentrale dürfte sich die Trauer in Grenzen halten, wenn sich der Technologiekonzern in diesen Wochen von seinem Leuchtenhersteller Osram trennt. Auf der Siemens-Hauptversammlung an diesem Mittwoch sollen die Aktionäre der Abspaltung zustimmen. Auf zehn Siemens-Aktien sollen sie eine zusätzliche Osram-Aktie erhalten. Willigen die Aktionäre ein und gibt es keine Anfechtungsklagen, soll das Osram-Papier ab 18. April an der Börse gehandelt werden, heißt es aus Kreisen des Osram-Aufsichtsrats.
Der Leuchtenhersteller war für Siemens zuletzt eine Dauerbaustelle. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr verbuchte Osram einen Verlust von 378 Millionen Euro. Im aktuellen Geschäftsjahr plant das Unternehmen ebenfalls mit roten Zahlen, auch weil für die geplante Restrukturierung Kosten in Höhe von 300 Millionen Euro anfallen. Insgesamt will Osram 8000 der weltweit 39 000 Arbeitsstellen streichen, 1800 in Deutschland. Allein in Augsburg sollen noch 350 Jobs verschwinden.
400 Arbeitsplätze hat Osram in Deutschland schon abgebaut. Insgesamt wolle Osram unter Vorstandschef Wolfgang Dehen in den nächsten zwei Jahren rund ein Drittel der weltweit 39 Standorte schließen, sagt ein Insider. Danach soll es wieder bergauf gehen.
Im Geschäftsjahr 2014 plant Osram intern mit Investitionen von 391 Millionen Euro. Zuletzt hatte das Unternehmen 187 Millionen Euro investiert. Für das Geschäftsjahr 2015 rechnet der Leuchtenhersteller aus München dann auch mit mit einem Gewinn vor Steuern – in Höhe von 512 Millionen Euro, so interne Unterlagen.
Globaler Umsatz mit Leuchtmitteln 2011 und 2020
2011: 9 Milliarden Euro
2020: 64 Milliarden Euro
Quelle: McKinsey
2011: 39 Milliarden Euro
2020: 27 Milliarden Euro
2011: 11 Milliarden Euro
2020: 25 Milliarden Euro
Das Ziel ist ehrgeizig. Der weltweite Leuchtenmarkt steckt im Umbruch. Glühlampen, Leuchtstoffröhren, sogar Energiesparlampen verschwinden. Die Zukunft gehört der extrem sparsamen LED. 2020 werden LEDs einen Anteil von knapp 70 Prozent an der Allgemeinbeleuchtung erreichen, so eine McKinsey-Studie. Doch das Geschäft ist schwierig. Die Preise fallen jährlich um 10 bis 15 Prozent; es gibt große Überkapazitäten. Dominiert wird der Markt von asiatischen Herstellern wie LG, Samsung und Toshiba.
Die Produktion bringt ähnlich der von Halbleitern keine hohe Wertschöpfung. Trotzdem will Osram vor allem hier investieren. Arbeitsplätze dürften hauptsächlich in Asien entstehen. Osram betreibt bereits LED-Werke in China und Malaysia.
Der Siemens-Konzern trennt sich damit von einem seiner letzten Massengeschäfte, will aber weiter 19,5 Prozent an Osram halten.