Osram Infrarot-Technik „für die nächsten Quartale ausgebucht“

Osram fühlt sich auf seinem Wandel vom Glühbirnenhersteller zum LED-Technik-Anbieter bestätigt. Der Lichttechnikkonzern stößt bei diversen Bauteilen an seine Lieferkapazitäten. Ein Problemkind soll bis 2020 fit werden.

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Die Produkte des Lichttechnikherstellers sind derzeit vor allem für Handys oder Autos gefragt. Quelle: dpa

München Der Lichttechnikkonzern Osram kommt bei der Produktion der hohen Nachfrage nach LED-Bauteilen für Handys oder Autos kaum hinterher. „Wir sind bis unter die Halskrause voll gebucht“, sagte Vorstandschef Olaf Berlien am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Blick auf das Geschäft mit optischen Halbleitern. Gut liefen vor allem Infrarot-Produkte, die für den Iris-Scan in Smartphones, Smartwatches oder Fitnessarmbändern eingesetzt werden. „Da ist die Nachfrage sehr hoch.“ Osram habe Lieferschwierigkeiten bei Infrarot-Dioden und sei „ausgebucht für die nächsten Quartale“. Auch in der Autoindustrie sei die LED-Technik gefragt. Berlien sagte weiter, der Ausbau der weltweiten Produktionskapazitäten gehe planmäßig voran. Wegen der guten Geschäfte mit LED-Technik hatte Osram seine Prognose erhöht.

2017 will das Unternehmen jetzt den Umsatz auf vergleichbarer Basis um sieben bis neun Prozent steigern, die operative Rendite (bereinigte Ebitda-Marge) soll zwischen 16,5 und 17,5 Prozent betragen. Im zweiten Geschäftsquartal, das die Monate Januar bis März umfasst, wuchsen die Erlöse nominal um fast zwölf Prozent, bereinigt um knapp zehn Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Die Gewinnentwicklung wurde davon gebremst, dass das Geschäft mit Leuchten, Lösungen und Systemen (LSS) Verlust schrieb.

Der Konzern fuhr eine operative Rendite von 17,4 (19,3) Prozent ein. Auf die Frage, ob Osram auch den Mittelfrist-Ausblick nach oben schrauben wolle, antwortete der Vorstandschef: „Das 2020-Ziel ist anspruchsvoll.“ Das Unternehmen will dann einen Umsatz zwischen fünf und 5,5 Milliarden Euro und ein Ebitda von 0,9 bis eine Milliarde Euro erreichen. Berlien sagte, ein gutes Quartal reiche für eine Anhebung nicht aus; es werde auch Rückschläge geben.

In den vergangenen Monaten rissen die Kunden aus der Handy- und Autoindustrie Osram Infrarot-Produkte geradezu aus den Händen. „Ohne unsere Halbleiter wären Fahrerassistenzsysteme nicht möglich“, sagte der Vorstandschef. Allein dieser Markt wachse im Schnitt um 25 Prozent. Der Halbleiter-Anteil im Auto nehme stetig zu. Für Osram bedeute dies, dass Produkte des Konzerns nicht nur in Fernlicht oder Heckleuchten, sondern auch in Regensensoren oder Einparkhilfen zu finden seien. „Als High-Tech-Unternehmen setzen wir Maßstäbe in der Mobilität, der Sicherheit und der Kommunikation“, sagte Berlien und sah sich in seiner Strategie – weg vom klassischen Glühbirnengeschäft, hin zur einträglichen LED-Technik – ein weiteres Mal bestätigt.

In der Sparte LSS, die etwa Straßen-, Stadien- oder Flughafen-Beleuchtung anbietet, gehe die Restrukturierung wie geplant bis 2020 weiter. Dann soll das Geschäft mit Leuchten, Lösungen und Systemen acht Prozent Rendite abwerfen. „Diese Zeit wollen wir dem Bereich geben“, sagte Berlien. Durch die Restrukturierung – Osram hatte Anfang April den Abbau von bis zu 290 Stellen bei der Tochter Siteco angekündigt – sei LSS inzwischen trotz Verlust auf dem richtigen Weg. „2017 muss der Verlust geringer sein als 2016.“

Eigentlich sollte in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreicht werden. Dies werde nach dem schwachen zweiten Quartal „etwas schwieriger“, sagte Finanzchef Ingo Bank. „Die Zielsetzung wird für dieses Jahr nicht aufgegeben.“ Werde es dieses Jahr nicht erreicht, „dann 2018“. Im zweiten Quartal verzögerten sich laut Bank bei LSS einige Großprojekte. Er könne nicht ausschließen, „dass sich einige Aufträge nochmal verschieben“. Osram-Chef Berlien sagte, für das zweite Halbjahr sei hier mehr Geschäftsdynamik zu erwarten.

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