Osram Vom Glühbirnenhersteller zum High-Tech-Konzern

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Massives Sparprogramm

Wolfgang Dehen (l), Vorstandsvorsitzender der Osram Licht AG, mit Reto Francioni, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG. Nach der formellen Abspaltung von Siemens wurde die Osram-Aktie im Juli 2013 das erste Mal an der Börse gehandelt. Der erste Kurs lag bei 24,00 Euro. Quelle: dpa

Das Werk in Augsburg verkörpert den Abstieg einer alten, nicht mehr konkurrenzfähigen Industrie. In der 1922 eröffneten Fabrik erfanden Osram-Tüftler einst die Energiesparlampe. Hier wurden Blitzwürfel gebaut, die auf den einfachen Fotoapparaten der Siebzigerjahre saßen. Heute produziert Osram in Augsburg hauptsächlich Leuchtstoffröhren und das Glas dafür. Doch die Nachfrage schrumpft. Jährlich 200 Millionen Leuchten wurden in Augsburg vor sieben Jahren gefertigt. Heute sind es noch 135 Millionen, Tendenz fallend.

Große Chancen

Sattler weiß um die großen Chancen, die die Umstellung in der Beleuchtung auf energiesparende LEDs bietet. „Da stehen wir in der Entwicklung erst ganz am Anfang“, sagt der Betriebsrat und verweist auf mögliche Verwendungen in Smartphones. Doch für Augsburg hat die neue Entwicklung bislang nichts gebracht. „Natürlich würden wir hier auch gerne LED-Leuchten bauen“, sagt Sattler. Doch dafür gibt es bei Osram bisher keine Pläne.

Dehen ist im Moment vor allem damit beschäftigt, Osram weiter auf Effizienz zu trimmen. Hinter dem griffigen Titel „Push“ verbirgt sich ein Programm, mit dem er bis Ende des Jahres 1,2 Milliarden Euro einsparen will. 8700 Arbeitsplätze, davon 1450 in Deutschland, fallen weg. 11 von weltweit 44 Standorten will Dehen schließen.

Krisen bei Schwergewichten der deutschen Wirtschaft

Der Osram-Chef legt großen Wert auf Begrifflichkeiten. „Push“ sei kein bloßes Restrukturierungsprogramm, bei dem nur gespart und gekürzt werde, betont er, sondern ein Verbesserungsprogramm: „Damit vollziehen wir den Wandel in der Lichtindustrie von analog zu digital nach.“

Lohnende Anstrengungen

Die Anstrengungen zahlen sich aus. Erstmals nach mehreren verlustreichen Jahren hat Osram im Ende September 2013 abgelaufenen Geschäftsjahr wieder einen kleinen Gewinn erwirtschaftet. Und zwischen Oktober 2013 und März 2014 verdoppelte sich die Umsatzrendite (Ebita) im Vergleich zum Vorjahr auf acht Prozent. Dies ist auch die Zielvorgabe für das aktuelle Geschäftsjahr.

Das Problem: Weil das Geschäft mit den klassischen Leuchtmitteln schneller schrumpft als erwartet, sank der Umsatz zwischen Oktober und März um drei Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Dehen kündigte Ende April an, man werde das Geschäft mit konventionellen und halbleiterbasierten Leuchten organisatorisch voneinander trennen. Bei Letzteren verbucht Osram derzeit Zuwächse von fast 50 Prozent.

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