Der Lichttechnikkonzern Osram lässt sich von dem auf Eis gelegten Verkauf seiner Lampensparte nach China den Optimismus nicht nehmen. Für das verleibende Geschäft mit LED-Technik, Autobeleuchtung und Leuchten rechnet Vorstandschef Olaf Berlien mit einem Umsatzwachstum von bis zu sieben Prozent im laufenden Geschäftsjahr, wie die ehemalige Siemens -Tochter am Mittwoch mitteilte.
Angesichts der laufenden Investitionen in den Ausbau des LED-Chipgeschäfts erwarten die Münchner allerdings eine leicht rückläufige operative Rendite. Die Märkte böten ein freundliches Bild, sagte Finanzchef Ingo Bank: "Wir rechnen mit gesundem Wachstum in allen Segmenten." Die Dividende soll mindestens ein Euro je Aktie betragen.
Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte das Traditionsunternehmen seine Einnahmen binnen Jahresfrist im fortgeführten Geschäft um sechs Prozent auf 3,79 Milliarden. Der operative Gewinn (Ebitda bereinigt) lag mit 652 Millionen gut sieben Prozent über Vorjahr. Der Überschuss konnte sich wegen des Verkaufs einer Beteiligung nach China auf knapp 400 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Im Schlussquartal rutschten die Münchner allerdings wegen Verlusten aus der abzutrennenden Tochter LEDvance mit 48 Millionen Euro in die roten Zahlen.
Siemens und Osram - ein Abschied auf Raten
Für den Elektrokonzern gehört die ehemalige Tochter schon lange nicht mehr zum Kerngeschäft. Gut drei Jahre nach der Abspaltung über die Börse hält Siemens mittlerweile noch 17,5 Prozent an Osram. Zuletzt trübte Streit um die Zukunftsstrategie das Verhältnis zwischen beiden Unternehmen empfindlich. Siemens-Chef Joe Kaeser hält den Plan von Osram-Chef Olaf Berlien für eine LED-Chipfabrik in Malaysia für zu risikoreich. Auf der Hauptversammlung entzog Großaktionär Siemens Berlien deshalb demonstrativ das Vertrauen. Anlass für Zeitdruck gibt es derweil kaum: Bei Siemens läuft es derzeit auch dank einer Reihe von Großaufträgen gut, so dass Kaeser die Gewinnprognose für das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr 2015/16 (30. September) anheben konnte. 2017 allerdings sei „ein neues Spiel“, wie der Siemens-Chef vor einigen Wochen sagte.
Bisher waren vor allem zwei potenzielle Investoren aus China im Gespräch, nämlich der Finanzinvestor GSR Go Scale Capital und der Halbleiterhersteller San'an Optoelectronics, der auch erste Kontakte bestätigt hatte. Auch darüber hinaus hat Osram bereits Erfahrungen mit chinesischen Investoren - erst im Sommer entschied sich der Konzern zum Verkauf der traditionellen Lampensparte Ledvance an den chinesischen LED-Spezialisten MLS. Auch der Autozulieferer Continental soll über ein Engagement bei Osram nachgedacht, mit um die 50 Euro je Osram-Aktie aber aus Siemens-Sicht zu wenig Geld geboten haben.
Als lukrativ gilt vor allem die Sparte Automobilbeleuchtung. Zudem hält das Unternehmen rund 18.000 Patente. Mit einem Einstieg könnten Chinesen also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - Geld anlegen und sich die Technologie aneignen.
Das ist unklar. Zuletzt war es wieder etwas ruhiger um die seit September anhaltenden Verkaufsspekulationen geworden. Das könnte auch daran liegen, dass hinter den Kulissen noch über Preisvorstellungen und weitere Details gerungen wird. Vom Tisch ist das Thema damit aber noch lange nicht.
Zuletzt wuchs in Berlin der Widerstand gegen die Übernahme zukunftsträchtiger Unternehmen durch Chinesen. Auch Osram selbst hatte das beim Verkauf seiner Lampensparte zu spüren bekommen, den die Bundesregierung nun noch einmal genau unter die Lupe nehmen will. Künftig will Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zudem heimische Schlüsseltechnologien besser vor einem Ausverkauf schützen. Es müsse klar sein, „dass Deutschland und Europa sich für die Zukunft Instrumente schaffen werden, um sicherheitsrelevante Technologien zu schützen, wo dies geboten ist“, hatte Gabriel vor seiner China-Reise in der vergangenen Woche betont. Bei einem Besuch in Peking und Hongkong forderte er zudem Chancengleichheit für deutsche Unternehmen in China.
Die Sparte, die an chinesische Investoren um den LED-Hersteller MLS verkauft werden soll, zählt Osram nicht mehr zum fortgeführten Geschäft. Das Ledvance getaufte Geschäft herausgerechnet ging der Umsatz im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 3,1 Prozent auf 909 Millionen Euro zurück. Osram hatte im Vorquartal von vorgezogenen Bestellungen profitiert.
In den Verkauf von LEDvance an ein chinesisches Konsortium hatte sich zuletzt das Bundeswirtschaftsministerium mit einem Prüfverfahren eingemischt. "Ich rechne weiter damit, dass wir die Freigabe von den Behörden im Laufe des Geschäftsjahres bekommen", sagte Finanzchef Bank. Zum Interesse von Chinesen am verbleibenden Gesamtkonzern wollte er sich nicht deutlicher äußern. Es gebe keine konkreten Dinge zu berichten, sagte Bank.
Im letzten Quartal seines Geschäftsjahres verzeichnete Osram Rückgänge. Der Umsatz des fortgeführten Geschäfts schrumpfte in dem Zeitraum um drei Prozent auf 909 Millionen Euro. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) knickte um ein Fünftel auf 131 Millionen Euro ein. Die Münchner führten die Entwicklung vor allem auf die laufende Abtrennung von LEDvance zurück. Die Trennung der IT-Systeme von Osram und der Tochter habe zu Verschiebungen von Bestellungen zwischen den beiden letzten Jahresquartalen geführt.