
Der Lichttechnikkonzern Osram hat von den US-Behörden für den Verkauf seiner Glühbirnensparte nach China grünes Licht erhalten. Ein Firmensprecher sagte, der Genehmigungsausschuss der Regierung in Washington (CFIUS) habe seine Zustimmung gegeben.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte dies bereits im Januar getan. Nun stehe nur noch die Genehmigung einer chinesischen Behörde aus, ergänzte der Sprecher. Mit einem Abschluss der Transaktion werde weiter für das laufende Geschäftsjahr gerechnet.
Das wenig zukunftsträchtige Lampengeschäft soll für mehr als 400 Millionen Euro an den chinesischen LED-Spezialisten MLS und die beiden Finanzinvestoren IDG und Yiwu gehen. Damit trennt sich Osram nicht nur von seiner größten Sparte Ledvance mit zuletzt rund zwei Milliarden Euro Umsatz und 12.500 Mitarbeitern, sondern auch vom Geschäft mit Endkunden. Statt auf klassische Glühbirnen und Halogenlampen will sich der Konzern künftig auf LED-Technik und einträgliche Spezialbeleuchtung für Autos konzentrieren.
Siemens und Osram - ein Abschied auf Raten
Für den Elektrokonzern gehört die ehemalige Tochter schon lange nicht mehr zum Kerngeschäft. Gut drei Jahre nach der Abspaltung über die Börse hält Siemens mittlerweile noch 17,5 Prozent an Osram. Zuletzt trübte Streit um die Zukunftsstrategie das Verhältnis zwischen beiden Unternehmen empfindlich. Siemens-Chef Joe Kaeser hält den Plan von Osram-Chef Olaf Berlien für eine LED-Chipfabrik in Malaysia für zu risikoreich. Auf der Hauptversammlung entzog Großaktionär Siemens Berlien deshalb demonstrativ das Vertrauen. Anlass für Zeitdruck gibt es derweil kaum: Bei Siemens läuft es derzeit auch dank einer Reihe von Großaufträgen gut, so dass Kaeser die Gewinnprognose für das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr 2015/16 (30. September) anheben konnte. 2017 allerdings sei „ein neues Spiel“, wie der Siemens-Chef vor einigen Wochen sagte.
Bisher waren vor allem zwei potenzielle Investoren aus China im Gespräch, nämlich der Finanzinvestor GSR Go Scale Capital und der Halbleiterhersteller San'an Optoelectronics, der auch erste Kontakte bestätigt hatte. Auch darüber hinaus hat Osram bereits Erfahrungen mit chinesischen Investoren - erst im Sommer entschied sich der Konzern zum Verkauf der traditionellen Lampensparte Ledvance an den chinesischen LED-Spezialisten MLS. Auch der Autozulieferer Continental soll über ein Engagement bei Osram nachgedacht, mit um die 50 Euro je Osram-Aktie aber aus Siemens-Sicht zu wenig Geld geboten haben.
Als lukrativ gilt vor allem die Sparte Automobilbeleuchtung. Zudem hält das Unternehmen rund 18.000 Patente. Mit einem Einstieg könnten Chinesen also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - Geld anlegen und sich die Technologie aneignen.
Das ist unklar. Zuletzt war es wieder etwas ruhiger um die seit September anhaltenden Verkaufsspekulationen geworden. Das könnte auch daran liegen, dass hinter den Kulissen noch über Preisvorstellungen und weitere Details gerungen wird. Vom Tisch ist das Thema damit aber noch lange nicht.
Zuletzt wuchs in Berlin der Widerstand gegen die Übernahme zukunftsträchtiger Unternehmen durch Chinesen. Auch Osram selbst hatte das beim Verkauf seiner Lampensparte zu spüren bekommen, den die Bundesregierung nun noch einmal genau unter die Lupe nehmen will. Künftig will Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zudem heimische Schlüsseltechnologien besser vor einem Ausverkauf schützen. Es müsse klar sein, „dass Deutschland und Europa sich für die Zukunft Instrumente schaffen werden, um sicherheitsrelevante Technologien zu schützen, wo dies geboten ist“, hatte Gabriel vor seiner China-Reise in der vergangenen Woche betont. Bei einem Besuch in Peking und Hongkong forderte er zudem Chancengleichheit für deutsche Unternehmen in China.
Osram hatte früheren Angaben zufolge keine Hinweise darauf, dass CFIUS (Committee on Foreign Investment in the United States) Einwände gegen den Verkauf hat. Andere deutsche Unternehmen waren bei der Behörde hingegen auf Widerstand gestoßen. So droht die Übernahme des US-Chipherstellers Wolfspeed durch Infineon zu scheitern, weil CFIUS dadurch Gefahren für die nationale Sicherheit sieht. Im Dezember hatte der chinesische Investor Fujian Grand Chip Investment den Kauf des deutschen Chipanlagenbauers Aixtron abgeblasen, nachdem die Regierung in Washington die Übernahme von Aixtrons US-Geschäft blockiert hatte.