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P + S Werften Eine Zukunft ohne Schiffe

Wieder steht ein Schiffsbauer vor dem Aus. Doch das Werftensterben in Deutschland könnte damit vorbei sein.

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Scandlines P + S Werft Quelle: dpa

Das Schicksal nahm bereits ab März 2010 seinen krisenhaften Verlauf. Die dänische Reederei Scandlines bestellte bei den P + S Werften in Wolgast den Bau von zwei Fähren. Investitionsvolumen: rund 90 Millionen Euro. 2012 sollten sie in Dienst gestellt werden und die Kapazität für die Route zwischen Rostock und dem süddänischen Gedser verdoppeln. Auch Konkurrent Nordic Yards aus Rostock bot mit. Doch die Hanseaten zogen ihr Angebot zurück. Preis und Zeitplan schienen aus ihren Augen nicht realisierbar.

Heute weiß man: Die Entscheidung von Nordic Yards war klug. Denn die Manager von P + S haben sich mit dem Auftrag verhoben. Statt Auslieferung im Mai, wie geplant, ist die erste Ostsee-Fähre noch immer nicht an Scandlines übergeben. Jeder Tag Lieferverzug kostet Strafen, die das Unternehmen finanziell überfordern. Nun hat Geschäftsführer Rüdiger Fuchs, seit August im Amt, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stralsund gestellt. Die Peene-Werft in Wolgast und der Volkswerft Stralsund, die 2010 zu P + S fusionierten, müssen nun in Eigenverwaltung unter Beobachtung eines Insolvenzverwalters einen Neustart wagen.

Haben Werften in Deutschland überhaupt noch eine Chance gegen die Billigkonkurrenz aus Asien? Von einst 59.000 Beschäftigten in der Branche im Jahr 1990 sind heute gerade noch 16.000 mit dem Schweißen von Stahlriesen beschäftigt. Doch die P + S Werften könnten als letzter Name auf der ruhmreichen Liste der Werftentoten stehen. „Damit dürfte das Ende des Abwärtstrends erreicht sein“, sagt Arnulf Hader, Experte beim Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL).

Denn so bitter die drohende Insolvenz bei P + S für die rund 2000 Beschäftigten und die strukturschwachen Regionen sein dürfte, so sehr lässt sich an der Pleite der Wandel erkennen, den jene Unternehmen erfolgreich durchlaufen haben, die frühzeitig ihre Strukturen änderten. Nirgendwo lassen sich Erfolg und Misserfolg besser ablesen als bei den Konkurrenten P+S und Nordic Yards, die gerade 100 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind. Beide Betriebe haben die DDR überlebt, wurden mit Zuschüssen modernisiert und haben früher Containerschiffe gebaut. Doch die aggressive Wachstumsstrategie der P + S Werften hat den eigenen Untergang hervorgerufen. Nordic hingegen setzte auf eine konservative Strategie - mit Erfolg.

Auch Nordic war schon mal insolvent: 2009. Damals stieg der russische Investor Witali Jussufow mit 40 Millionen Euro bei dem Rostocker Unternehmen ein. Weil der 32-Jährige nicht nur Geldgeber, sondern auch Chef wurde, ging er behutsam an das norddeutsche Abenteuer heran. „Es ist wichtig, dass wir nicht zu viele Aufträge annehmen“, sagt er, „nur so viele, wie wir schaffen können.“ Mit dieser Strategie hat Nordic Yards den Turnaround offenbar geschafft. Im vergangenen Jahr verbuchten die Werften in Rostock und Wismar laut eigenen Angaben schwarze Zahlen.

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