Patente auf Pflanzen Wie ein bizarrer Streit um Braugerste die Branche lähmt

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Monsanto, Syngenta und DuPont beherrschen ungefähr die Hälfte des Marktes

Es sind vor allem fünf Konzerne, die den weltweit rund 40 Milliarden Dollar schweren Saatgutmarkt dominieren: BASF und Bayer aus Deutschland, die US-Konzerne Monsanto, DuPont und Dow Chemical sowie die Schweizer Syngenta. Allein Monsanto, Syngenta und DuPont beherrschen ungefähr die Hälfte des Marktes. Und die Konzentration wird künftig noch zunehmen: Bayer will Monsanto kaufen, Dow und DuPont wollen fusionieren, und die Schweizer Syngenta wird von ChemChina übernommen.

Mit den Patenten wollen die Big Player ihre Marktpositionen ausbauen. Und ihre Sorten durchsetzen. Anders als gentechnisch veränderte Pflanzen haben natürlich entstandene Saaten einen wirtschaftlichen Vorteil: Die Entwicklung einer gentechnisch veränderten Pflanze, die in Deutschland ohnehin nicht zulässig wäre, kostet einen Konzern etwa 100 Millionen Euro. Die Entwicklung auf natürlichem Wege funktioniert schon ab 1,5 Millionen Euro.

Aus Sicht der Konzerne ist das unproblematisch. „Es muss eine innovative Leistung vorliegen“, erklärt Monsanto, „nur kreuzen und aussortieren reicht nicht.“ Eine solche innovative Leistung könne etwa vorliegen, wenn eine neuartige Eigenschaft von einer Pflanze auf eine andere übertragen werde.

Zehn Fakten über Bier
Das billigste BierAm wenigsten kostet Bier in der Ukraine und Vietnam. Hier muss man jeweils 0,43 Euro für eine 0,5-Liter-Flasche hinlegen. Generell ist das Bier in Südostasien und Osteuropa am günstigsten, besagen die Daten des Lebenserhaltungskosten-Portals "Numbeo". Auf Ukraine und Vietnam folgen Kambodscha (0,50 Euro), Saudi Arabien (0,51 Euro), Tschechien (0,52 Euro) und China (0,54 Euro). Quelle: dpa
Das teuerste BierIm nahen und Mittleren Osten müssen Biertrinker am tiefsten ins Portemonnaie greifen. Mit 5,67 Euro ist eine 0,5-Liter-Flasche Bier im Iran weltweit am teuersten. In Kuweit sind es 5,21 Euro und in der Vereinigten Arabischen Emiraten 4,56 Euro. Quelle: dpa
Die größten BierbrauerIn China wird weltweit meisten Bier wird gebraut. 490,2 Millionen Hektoliter flossen 2012 hier aus den Brauereien hinaus, schätzt der Hopfenhersteller Barth-Haas. Es folgen die USA (229,3 Millionen Hektoliter), Brasilien (132,8 Millionen Hektolitern), Russland (97,4 Millionen Hektoliter) und Deutschland (94,6 Millionen Hektoliter). Quelle: AP
Europas größte BiertrinkerWir sind Europameister – im Biertrinken. Mit 86 Millionen Hektolitern Bier trank keine andere europäische Nation 2012 so viel Bier wie die Deutschen. Auch in den Vorjahren lag Deutschland an der Spitze, berichtet die Vereinigung „Brewers of Europe“.  Hinter Deutschland kommen das Vereinigte Königreich (43 Millionen Hektoliter), Polen (38 Millionen Hektoliter), Spanien (35 Millionen Hektoliter) und Frankreich (20 Millionen Hektoliter). Quelle: dpa
Europas spendabelste BiertrinkerDie Briten geben am meisten für Bier in Europa aus. 2012 waren es den „Brewers of Europe“ zufolge 20 Milliarden Euro. Dahinter kommen die Deutschen mit 19 Milliarden Euro, die Spanier mit 14,6 Milliarden Euro, und die Italiener mit 9,7 Milliarden Euro. Quelle: REUTERS
Die weltweit größten BierbrauerDie weltweit größte Brauerei ist das belgisch-amerikanische Unternehmen Anheuser Busch InBev. 352,9 Millionen Hektoliter Bier pumpte das Konglomerat 2012 in die Welt. Laut Zahlen des Hopfenherstellers Barth-Haas folgt dahinter die englische Brauer SAB Miller (190 Millionen Hektoliter), sowie die niederländische Konkurrenz von Heineken (171,7 Hektoliter). Quelle: dpa
Die wertvollsten BiermarkenDie Light-Version des US-Biers Budweiser besitzt den weltweit höchsten Markenwert. Bud Light ist mit 12,6 Milliarden US-Dollar die wertvollste Biermarke. Das original Budweiser kommt laut der Werbeagentur Millward Brown erst auf den zweiten Platz. Budweiser wies 2012 einen Markenwert von 11,8 Milliarden US-Dollar auf. In der Rangliste folgen Heineken (8,7 Milliarden US-Dollar), Stella Artois (8,2 Milliarden US-Dollar) und Corona (8 Milliarden US-Dollar). Eine deutsche Biermarke ist unter den Top 10 nicht zu finden. Quelle: AP

Bayer, Monsanto und Co. werden deswegen verstärkt in Patente investieren, die nicht auf gentechnische Veränderungen zurückgehen. Der Grund ist klar: Mit konventioneller Ware erreichen die Hersteller mehr Kunden als mit gentechnisch verändertem Saatgut, das in vielen Teilen der Welt, etwa in Europa, nicht angebaut werden darf. „Dem Markt ist es ja egal, ob die veränderte Pflanzeneigenschaft aufgrund konventioneller oder gentechnischer Veränderungen zustande gekommen ist“, erklärt ein Manager, „Hauptsache, sie wirkt.“

Nun ist niemand gezwungen, diese Produkte zu kaufen. Doch das Portfolio der Konzerne ist so breit gefächert und in sich so stimmig, dass die Umsätze seit Jahren steigen. Und je größer die Monopole, desto abhängiger wird der Rest der Branche von ihnen.

„Die Pflanzenzucht muss ein Open-Source-System bleiben, der Genpool darf nicht minimiert werden – im Interesse aller Züchter“, sagt auch Verbandschef Schäfer. Denn es sind es nicht nur die Mittelständler, die von diesem System profitieren. Die Saatproben, die der Züchter Streng im Frühjahr verschickt, gehen auch in die Labore von BASF, Syngenta oder Bayer. Um Patentsorten zu schaffen, brauchen sie die Neuheiten der Kleinen.

Ein Patent habe er noch nie beantragt, sagt Züchter Streng. Dafür meldet er jährlich rund 30 neue Sorten zur Sortenprüfung an. Meistens schaffen es nur zwei bis drei davon in die Endauswahl. Und so wird es alle paar Monate ganz still auf dem Aspachhof. Alle zehn Mitarbeiter und die Familie fiebern mit, wenn es mal wieder so weit ist: Verhandlungstag. Dann setzt sich Streng in sein Auto, fährt vier Stunden Richtung Norden, bis er ein gelbes Gebäude in Hannover erreicht: das Bundessortenamt. Dort finden die Sortenverhandlungen statt, die einem Gerichtsprozess ähneln.

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