Es sind vor allem fünf Konzerne, die den weltweit rund 40 Milliarden Dollar schweren Saatgutmarkt dominieren: BASF und Bayer aus Deutschland, die US-Konzerne Monsanto, DuPont und Dow Chemical sowie die Schweizer Syngenta. Allein Monsanto, Syngenta und DuPont beherrschen ungefähr die Hälfte des Marktes. Und die Konzentration wird künftig noch zunehmen: Bayer will Monsanto kaufen, Dow und DuPont wollen fusionieren, und die Schweizer Syngenta wird von ChemChina übernommen.
Mit den Patenten wollen die Big Player ihre Marktpositionen ausbauen. Und ihre Sorten durchsetzen. Anders als gentechnisch veränderte Pflanzen haben natürlich entstandene Saaten einen wirtschaftlichen Vorteil: Die Entwicklung einer gentechnisch veränderten Pflanze, die in Deutschland ohnehin nicht zulässig wäre, kostet einen Konzern etwa 100 Millionen Euro. Die Entwicklung auf natürlichem Wege funktioniert schon ab 1,5 Millionen Euro.
Aus Sicht der Konzerne ist das unproblematisch. „Es muss eine innovative Leistung vorliegen“, erklärt Monsanto, „nur kreuzen und aussortieren reicht nicht.“ Eine solche innovative Leistung könne etwa vorliegen, wenn eine neuartige Eigenschaft von einer Pflanze auf eine andere übertragen werde.
Bayer, Monsanto und Co. werden deswegen verstärkt in Patente investieren, die nicht auf gentechnische Veränderungen zurückgehen. Der Grund ist klar: Mit konventioneller Ware erreichen die Hersteller mehr Kunden als mit gentechnisch verändertem Saatgut, das in vielen Teilen der Welt, etwa in Europa, nicht angebaut werden darf. „Dem Markt ist es ja egal, ob die veränderte Pflanzeneigenschaft aufgrund konventioneller oder gentechnischer Veränderungen zustande gekommen ist“, erklärt ein Manager, „Hauptsache, sie wirkt.“
Nun ist niemand gezwungen, diese Produkte zu kaufen. Doch das Portfolio der Konzerne ist so breit gefächert und in sich so stimmig, dass die Umsätze seit Jahren steigen. Und je größer die Monopole, desto abhängiger wird der Rest der Branche von ihnen.
„Die Pflanzenzucht muss ein Open-Source-System bleiben, der Genpool darf nicht minimiert werden – im Interesse aller Züchter“, sagt auch Verbandschef Schäfer. Denn es sind es nicht nur die Mittelständler, die von diesem System profitieren. Die Saatproben, die der Züchter Streng im Frühjahr verschickt, gehen auch in die Labore von BASF, Syngenta oder Bayer. Um Patentsorten zu schaffen, brauchen sie die Neuheiten der Kleinen.
Ein Patent habe er noch nie beantragt, sagt Züchter Streng. Dafür meldet er jährlich rund 30 neue Sorten zur Sortenprüfung an. Meistens schaffen es nur zwei bis drei davon in die Endauswahl. Und so wird es alle paar Monate ganz still auf dem Aspachhof. Alle zehn Mitarbeiter und die Familie fiebern mit, wenn es mal wieder so weit ist: Verhandlungstag. Dann setzt sich Streng in sein Auto, fährt vier Stunden Richtung Norden, bis er ein gelbes Gebäude in Hannover erreicht: das Bundessortenamt. Dort finden die Sortenverhandlungen statt, die einem Gerichtsprozess ähneln.