Pharma Keine Genesung am Generika-Markt

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Medikamente aus Indien

Novartis versucht Patente in Indien vor Gericht durchzusetzen. Quelle: AP

Indien ist der weltweit größte Generikaproduzent. 70 Prozent aller Generika stammen von dem Subkontinent. Durch ihre niedrigen Preise sind sie wichtig für die weltweite Gesundheitsversorgung – nicht nur in Drittweltländern. In Europa steigt die Schuldenlast vieler Staaten, gleichzeitig werden die Menschen immer älter und müssen versorgt werden. Um Kosten zu sparen, greifen Regierungen zu Maßnahmen, wie der obligatorischen Behandlung mit Generika, erhöhtem Druck auf Ärzte, weniger patentgeschützte Medikamente zu verschreiben, und zunehmende Arzneimittelimporte aus Niedriglohnländern – wie Indien.

Kein Schutz in Indien

Auch die großteils arme Bevölkerung des Subkontinents selbst, profitiert von der Generikaindustrie des Schwellenlandes. Die Branche konnte sich dort so prächtig entwickeln, da Indien eine sehr lockere Patentregelung hat. So gilt für eine nur geringfügig andere Wirkstoffzusammensetzung kein Patenschutz mehr. Der Schutz kann jedoch auch entfallen, wenn ein Pharmaunternehmen sein Medikament zu teuer anbietet.

Diese Entscheidung traf das indische Patentamt Mitte März etwa bei Bayer für dessen Krebsmedikament Sorafenib Tosylate. Nun muss der Leverkusener Pharamriese eine dafür eine Generikalizenz an den indischen Herstellern Natco abgeben. Dafür erhält Bayer eine geringe Abgabe auf den Umsatz, den Natco mit dem Generikum macht. Laut der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ sinken die Behandlungskosten mit Sorafenib Tosylate dank der Zwangslizenz voraussichtlich um fast 97 Prozent – von mehr als 5500 US-Dollar pro Monat auf ungefähr 175 US-Dollar.

„Mit dieser Entscheidung hat das Patentamt in Indien klar gemacht, das Patentmonopole kein Freifahrtschein für überhöhte Preise sind“, kommentierte Philipp Frisch von „Ärzte ohne Grenzen“ im März die Entscheidung. „Die Patienten haben ein Recht auf den Zugang zu innovativen Medikamenten. Er darf nicht durch hohe Monopolpreise eingeschränkt werden.“

Seit dem 28. März fechtet Novatis vor einem indischen Gericht, da dem Unternehmen kein Patent für dessen Krebsmedikament Imatinib Mesylate gewährt wurde, das die Schweizer unter den Markennamen Gleevec/Glivec vertreiben. In dem Verfahren geht es jedoch nicht nur um wirtschaftliche, sondern auch um ethische Fragen. Denn arme Menschen auf der ganzen Welt profitieren von Generika.

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