Pharma-Riese Novartis-Chef denkt über Verkauf von Roche-Paket nach

Novartis besitzt knapp ein Drittel der stimmberechtigten Roche-Aktien. Die Anzeichen mehren sich, dass der Pharmakonzern diese veräußern könnte. Der Paketaufschlag für den Roche-Anteil nicht länger ein Muss.

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Novartis könnte die Roche-Anteile veräußern. Quelle: AP

Zürich Die Anzeichen für eine Veräußerung der milliardenschweren Roche-Beteiligung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis verdichten sich. Novartis-Chef Joseph Jimenez signalisierte am Mittwoch bei einer Investorenveranstaltung in Basel, dass er nicht länger auf einen Aufschlag für das Paket pocht. „Wir würden gründlich darüber nachdenken und würden möglicherweise entscheiden, ohne Prämie auszusteigen, wenn sich die richtige Gelegenheit ergibt“, sagte Jimenez. Bei einem Verkauf will er aber jedenfalls darauf achten, das Maximum für seine Aktionäre herauszuholen. Der Umfang des Pakets erlaube immerhin einen gewissen Einfluss auf Roches Geschicke.

Novartis besitzt knapp ein Drittel der stimmberechtigten Roche-Aktien, die an der Börse aktuell 13,5 Milliarden Franken (12,2 Milliarden Euro) wert sind. Insider hatten Reuters im April gesagt, dass das Unternehmen einen Verkauf des Roche-Aktienpakets auslotet. Spekuliert wird über eine Veräußerung des Anteils, seit der frühere Novartis-Lenker Daniel Vasella im Jahr 2013 den Konzern verließ. Der Manager wollte einen Schulterschluss der beiden Pharmariesen erreichen, doch der Rivale auf der anderen Seite des Rheins zeigte ihm die kalte Schulter. Die Erben der Roche-Gründerfamilie Hoffmann-Oeri, die den Konzern mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,01 Prozent der Stimmrechte kontrollieren, pochen auf die Unabhängigkeit des Unternehmens.

Vom gesamten Roche-Kapital, das zum überwiegenden Teil aus nicht stimmberechtigten Genussscheinen besteht, besitzt Novartis lediglich gut sechs Prozent.

Bei den Bemühungen zur Umsatzankurbelung beim Herzmedikament Entresto kommt Novartis voran: Der Hoffnungsträger könne in einigen Jahren einen Umsatz von rund fünf Milliarden Dollar erreichen, bekräftigte der weltgrößte Anbieter von verschreibungspflichtigen Medikamenten seine bisherige Prognose. Dieses Jahr sollen es rund 200 Millionen Dollar sein. Der schleppende Verkaufsstart von Entresto gilt als ein wichtiger Grund für die Ertrags- und Kursschwäche des Konzerns, der auch mit Umsatzausfällen beim wichtigen Blutkrebsmedikament Glivec wegen der Konkurrenz durch günstigere Generika kämpft. Vergangene Woche nahm der langjährige Pharmachef David Epstein seinen Hut. Insgesamt besetzte Novartis dieses Jahr bereits sechs Spitzenpositionen neu.

Neben Entresto steht das Medikament Cosentyx im Zentrum. Die Anfang des Jahres auf den Markt gebrachte Arznei zur Behandlung von Schuppenflechte soll in einigen Jahren bis zu fünf Milliarden Dollar Umsatz bringen. Novartis macht nach eigenen Angaben auch Fortschritte mit der Wachstums-Initiative für das schwächelende Augenheil-Geschäft Alcon. Dank Maßnahmen zur Steigerung der Rentabilität will der Konzern aus Basel zudem in der Lage sein, die Dividende anzuheben.

An der Börse schlug der Investoren-Tag keine großen Wellen. Die Novartis-Aktien zogen ein Prozent an und entwickelten sich im Einklang mit den europäischen Gesundheitswerten.

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