Pharmabranche Sanofi schnappt sich Ablynx

Sanofi hat Nachholbedarf im Pharmageschäft und kauft darum im Biotech-Bereich zu. Mit der belgischen Biotechfirma Abylnx übernehmen die Franzosen ein vielversprechendes Produktportfolio.

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Frankfurt Die Übernahmewelle im Biotechbereich geht weiter: Für 3,9 Milliarden Euro will der Pharmariese Sanofi die belgische Biotechfirma Ablynx übernehmen. Der französische Konzern, aktuell die Nummer drei der europäischen Pharmabranche, setzt sich damit gegen den Konkurrenten Novo Nordisk durch, der ebenfalls an Ablynx interessiert war und Anfang des Jahres eine Übernahme-Offerte im Volumen von rund 2,6 Milliarden Euro publik gemacht hatte.

Dieses Angebot hatte das Ablynx-Management zurückgewiesen, und kann sich damit nun bestätigt sehen. Sanofi zahlt nun rund 50 Prozent mehr als Novo geboten hatte. Der Deal wurde von den Aufsichtsgremien beider Konzern abgesegnet.

Die Transaktion bestätigt einmal mehr das starke Interesse von etablierten Pharmakonzernen an Zukäufen im Biotechsektor. So erwarb der US-Pharma- und Biotechkonzern Celgene in den vergangenen Wochen die Forschungsfirmen Impact Bioscience und Juno. Die Schweizer Roche kaufte kurz vor Jahresende das Biotechunternehmen Ignyta.

Und Sanofi selbst hatte erst vor einer Woche die Übernahme der US-Firma Bioverativ für 11,6 Milliarden Dollar (etwa 9,4 Milliarden Euro) vereinbart. Diese Ausgründung aus dem  US-Biotechkonzern Biogen ist spezialisiert auf Medikamente gegen die Bluterkrankheit.

Mit Ablynx erwirbt Sanofi nun ein weiteres Unternehmen, das unter anderem an Medikamenten gegen seltene Erkrankungen des Blutsystems arbeitet. Hauptentwicklungsprodukt ist ein Wirkstoff gegen die so genannte thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP), eine relativ seltene Erkrankung, bei der die roten Blutzellen geschädigt werden. Dieses Produkt befindet sich im europäischen Zulassungsverfahren und soll bald auch in den USA eingereicht werden.

„Mit der Übernahme von Ablynx setzen wir  die strategische Transformation unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten fort“, erklärte Sanofi-Chef Olivier Brandicourt. Ablynx verfügt neben den eigenen Produktkandidaten auch über eine Technologieplattform in Gestalt von so genannten Nanobodies. Dabei handelt es sich um eine spezielle Molekülklasse, die ähnlich wie Antikörper über sehr spezifische Bindungseigenschaften verfügen und daher interessant sind als potenzielle Pharmawirkstoffe. Bereits im vergangenen Juli vereinbarte Sanofi eine umfangreiche Forschungspartnerschaft mit dem belgischen Unternehmen, die Zahlungen von bis zu 2,4 Milliarden Euro vorgesehen hatte.

Der französische Konzern steht – ähnlich wie etliche Konkurrenten – unter gewissem Druck, sein Pharmageschäft durch die Übernahme von Firmen oder neuen Produkten zu verbreitern. Denn in Teilen des angestammten Geschäfts, insbesondere im Bereich Diabetes, stehen die Umsätze aufgrund von Patentabläufen und verstärktem Wettbewerb unter Druck. Und einige Neuentwicklungen der letzten Jahre haben kommerziell eher enttäuscht. Alles in allem ist der Konzern daher in den letzten Jahren kaum noch gewachsen. Das will Brandicourt mit der Einkaufstour im Biotechsektor nun ändern. 

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