Pharmahändler Celesio-Übernahme entscheidet sich in letzter Minute

Es könnte eine Entscheidung kurz vor Toresschluss werden: Bis Donnerstag hat der US-Konzern McKesson Zeit, 75 Prozent von Celesio zu kaufen – momentan sind es 2,13 Prozent. Ein Scheitern wäre ein Rückschlag für McKesson.

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Celesio-Zentrale in Stuttgart: Showdown um die Übernahme am Donnerstag. Quelle: dapd

Frankfurt Die milliardenschwere Übernahme des Stuttgarter Pharmahändlers Celesio durch den US-Konzern McKesson steuert auf einen Showdown zu. Da der US-Hedgefonds Elliott mit seiner Forderung nach einer Erhöhung des Angebotspreises bei McKesson bislang auf taube Ohren stieß und bei seiner Blockadehaltung blieb, steht die sechs Milliarden Euro schwere Transaktion auf der Kippe.

Bis Dienstag und damit zwei Tage vor Ablauf der Frist konnte sich McKesson lediglich 2,13 Prozent des Celesio-Aktienkapitals sichern. Der US-Pharmagroßhändler muss sich aber bis Donnerstag, 24 Uhr, mindestens 75 Prozent der Celesio-Anteile – zwei Wandelanleihen eingerechnet – sichern, damit die Übernahme klappt. In Finanzkreisen wird damit gerechnet, dass sich erst kurz vor Toresschluss entscheidet, ob der Zukauf gelingt.

McKesson bietet den Celesio-Aktionären 23 Euro je Aktie. Zu wenig für den Hedgefonds des US-Investors Paul E. Singer, der seine Anteile zu diesen Konditionen nicht andienen will. Elliott hat für rund 800 Millionen Euro eine Beteiligung von 22,7 Prozent an Celesio zusammengekauft – Wandelanleihen eingerechnet. Damit hat die Investmentgruppe die Macht, die Transaktion vor die Wand fahren zu lassen – zumal damit zu rechnen ist, dass sich weitere Investoren im Windschatten von Elliott positioniert haben.

In Finanzkreisen wird von einem knallharten Nervenspiel der Kontrahenten gesprochen. „Im Augenblick wird bei den Beteiligten – Elliott und McKesson – sondiert, wer weniger zu verlieren hat“, sagte ein Banker. Formelle Verhandlungen gibt es aber übereinstimmenden Aussagen von Insidern zufolge nicht. „Die entscheidenden Dinge passieren in den letzten 24 bis 36 Stunden“, sagte ein anderer Insider.

McKesson könnte seine Offerte auf zwei Wegen erhöhen. Wenn die Amerikaner noch am Mittwoch eine offizielle Erhöhung des Angebots ankündigen, würde sich die Angebotsfrist um zwei Wochen verlängern. Notfalls bliebe aber auch am Donnerstag noch Zeit: Sollte McKesson dann an der Börse auch nur eine Aktie zu mehr als 23 Euro kaufen, gilt dieser Preis automatisch für alle anderen Celesio-Aktionäre. Doch die Annahmefrist endet dann am Donnerstag, so dass McKesson Gefahr liefe, dass sich einige Celesio-Aktionäre nicht mehr rechtzeitig umentscheiden können. Am Dienstag notierte die Celesio-Aktie bei 22,50 Euro und damit unter dem Angebotspreis.

Elliott müsste zumindest einen Teil seiner Celesio-Aktien andienen, damit die Transaktion nicht scheitert. Für den Fonds steht einiges auf dem Spiel: Sollte die Übernahme scheitern droht ein drastischer Kursverfall der Celesio-Aktie. Der Fonds hätte erhebliche finanzielle Einbußen zu verkraften. Lenkt er ein, würde das aber an seiner Glaubwürdigkeit in künftigen Übernahmeschlachten kratzen, hat sich Elliott doch schriftlich verpflichtet, auf die 23-Euro-Offerte nicht einzugehen.

Auch für McKesson wäre ein Scheitern eine herbe Schlappe. In den USA sind Pharmagroßhändler wie Amerisourcebergen und Cardinal Health Einkaufspartnerschaften eingegangen, um sich im Konkurrenzkampf und in den Verhandlungen mit Pharma-Konzernen und Krankenhäusern mehr Preismacht zu verschaffen. McKesson steht bislang alleine da. Celesio wäre für den Konzern aus San Francisco die Gelegenheit, international zu expandieren und mit einem Schlag zu den führenden Pharmagroßhändlern in Europa aufzusteigen.

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