Neuestes Beispiel dafür bietet der Bananenkonzern Chiquita aus dem US-Bundesstaat North Carolina: nach der Übernahme des irischen Frischfruchtkonzerns Fyffes soll der Firmensitz des kombinierten Konzerns nach Dublin verlegt werden.
Doch für Pfizer ist es noch nicht so weit. Denn vor einer Übernahme von AstraZeneca gilt es noch eine Reihe von Hürden zu nehmen. Widerstand leisten bisher der französische Chef des britischen Konzerns Pascal Soriot und die Aktionäre, vor allem aber ist in Großbritannien eine heftige politische Debatte entbrannt. Zwei Ausschüsse des britischen Unterhauses wollen nun Pfizer-Manager zur geplanten Übernahme befragen und Vertreter von AstraZeneca sollen ebenfalls gehört werden.
Den Politikern geht es in erster Linie um die Arbeitsplätze und um das Risiko, dass in Großbritannien nach einer Übernahme Kapazitäten in Wissenschaft und Forschung flöten gehen könnten. Deshalb wird nun die Frage gestellt, ob strategisch wichtige Branchen nicht durch strengere Gesetze vor Übernahmen durch ausländische Konkurrenten geschützt werden müssen. Die Pharmabranche gilt in Großbritannien als Zukunftsindustrie und gehört zu den wenigen Lichtblicken in einem Land, das kaum mehr über eine eigene verarbeitende Industrie verfügt.
In einem Brief an Premierminister David Cameron hatte Pfizer-CEO Ian Read deshalb versprochen, mindestens 20 Prozent der weltweiten kombinierten Forschungsaktivitäten und "substanzielle" Produktionskapazitäten im Vereinigten Königreich zu konzentrieren - allerdings nur für fünf Jahre. Kein Wunder, dass nun in Großbritannien die Skepsis überwiegt: schließlich hatte auch der US-Lebensmittelriese Kraft 2010 bei der Übernahme des britischen Süßwarenherstellers Cadbury große Versprechen gemacht. Schon wenige Monate später galten sie nicht mehr, die Amerikaner gaben die Schließung einer traditionsreichen Cadbury-Fabrik bekannt. Das stieß den Briten bitter auf und heizte die Debatte über skrupellose Eroberer an.
Und auch mit Pfizer gibt es schlechte Erfahrungen: der Konzern hat erst vor drei Jahren sein Forschungslabour in der britischen Kleinstadt Sandwich dichtgemacht, 1500 Jobs gingen verloren. In Sandwich war das weltberühmte Potenzmittel Viagra entwickelt worden, einst arbeiteten hier 2500 Wissenschaftler, noch heute herrscht dort Verbitterung über den Rückzug der Amerikaner. Deshalb schenkt man den Beteuerungen des Pfizerchefs Read - übrigens ein gebürtiger Schotte - auch keinen Glauben: "Wir wissen doch alle, dass das Bullshit ist", zitierte der "Guardian" den Besitzer eines Cafés in Sandwich, "hier haben sie alles dicht gemacht und nur drei Jahre später heißt es, sie wollten in Großbritannien wieder mehr in die Forschung investieren?