Mehrfach haben sich 2013 Vertreter von Pharmaindustrie, Ärzten, Apotheken und Großhändlern getroffen, um Maßnahmen gegen die Lieferausfälle zu beraten. „Das Thema Rabattverträge war dabei tabu“, verrät ein Beteiligter. Schließlich sorgen die umstrittenen Kontrakte für Einsparungen von bis zu zwei Milliarden Euro im Jahr.
An anderen Vorschlägen mangelt es nicht. So schlägt CDU-Mann Hennrich eine „nationale Arzneimittelreserve“ vor: „Bisher muss der Großhandel für zwei Wochen lieferfähig sein. Der Zeitraum sollte auf sechs Wochen ausgedehnt werden.“
Die Klinik-Organisation DKG sieht vor allem die Pharmaunternehmen in der Pflicht, für eine „ausreichende Vorhaltung“ lebenswichtiger Präparate zu sorgen. Doch dagegen wehren sich die Lobbyverbände der Hersteller: In Zeiten von ständig sinkenden Preisen, Rabattverträgen und staatlichen Eingriffen könnten ihnen nicht immer neue kostenträchtige Pflichten auferlegt werden.
Das Einzige, worauf sich alle Beteiligten bisher einigen konnten, ist eine Liste nicht lieferbarer Präparate. Seit April 2013 ist auf der Web-Site der Arznei-Prüfbehörde BfArM öffentlich einsehbar, wo der Nachschub stockt oder zum Erliegen gekommen ist. Die Meldungen der Hersteller sind freiwillig, obwohl die DKG für eine Meldepflicht plädiert hatte. Mitte Februar fanden sich denn auch nur ganze 15 Präparate auf der Liste, die den Ärzten als Frühwarnsystem dienen soll.
Eine freiwillige Liste über knappe Wirkstoffe löse die Probleme jedoch nicht, findet CDU-Mann Hennrich: „Im Gegenteil, wenn ein Hersteller ein Produkt dort listet, kommt es zum Hamstereffekt, weil sich alle noch eindecken wollen.“ Eine weitere Liste mit besonders versorgungskritischen Medikamenten soll bald folgen.
Mehr dürfte erst mal nicht passieren. Das Bundesgesundheitsministerium wartet ab; Neuminister Hermann Gröhe (CDU) möchte sich nicht äußern. Lieferengpässe seien noch keine Versorgungsengpässe, argumentieren seine Beamten.
Die Wirklichkeit in Kliniken und Apotheken ändert das nicht. So klagt der Leipziger Krankenhausapotheker Frontini: „Wir haben hier mindestens einmal pro Woche mit einem Lieferausfall zu kämpfen.“